Fußball "Ente" Lippens wird 65

Er hatte O-Beine wie aus dem Bilderbuch, fummelte seine Gegenspieler nach Belieben aus und war nie um einen Spruch verlegen: Der Klever Spaßvogel Willi Lippens, wegen seines Gangs "Ente" genannt, feiert heute seinen 65. Geburtstag.

Er war nicht irgendein Spieler. Er war der Muhammad Ali des Fußballs, um keinen Spruch verlegen und ein brillanter Techniker. Willi Lippens, von den Fans einfach nur "Ente Lippens" gerufen, feiert heute seinen 65. Geburtstag. Mit seinen O-Beinen fummelte er einst jeden Gegner aus und begeisterte die Fans mit einer Mischung aus Show, Humor und Zauber.

"Ich haue nicht auf die Kacke, es ist nichts geplant, wir machen was im kleinen Familienkreis und engsten Freunden", sagt der Jubilar, der wohl einer der charismatischten Fußballer der Bundesliga-Geschichte war. Denn der gebürtige Niederländer war nie um einen Spruch verlegen, war ein außergewöhnlicher Techniker, stoppte viele Bälle mit dem Hintern und war ein Goalgetter der Extraklasse.

Vom VfB 03 Kleve wechselte Lippens zu seiner großen Liebe Rot-Weiss Essen. Hier ging er von 1965 bis 1976 und 1979 bis 1981 auf Torejagd, wechselte 1979 zu Borussia Dortmund und erzielte für beide Klubs in 242 Bundesligaspielen insgesamt 92 Tore, für RWE stand er in seiner Karriere 449 Mal auf dem Platz und markierte 237 Treffer.

Viele Dollar

Nach einem einjährigen Gastspiel bei den Dallas Tornado in den USA hing der Vollblutstürmer 1980 seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Lippens erinnert sich an sein US-Gastspiel gerne: "Für mich war es damals ein Vergnügen. Die Sponsoren waren großzügig, ich konnte mit meiner Frau Monika und drei Söhnen anreisen, hatte ein Haus mit Pool vom Allerfeinsten und verdiente verdammt gut." Die "leicht verdienten Dollar" hat er damals in seinen gastronomischen Bauernhof, nur ein paar Kilometer vom Georg-Melches-Stadion in Essen gelegen, investiert.

Noch heute lebt "Ente" Lippens dort. Das Restaurant, was der Spaßvogel in Bottrop auf der Gungstraße betreibt, heißt: "Ich danke Sie". So lautet auch der Titel des Buches über Willi Lippens, das der frühere WDR-Sportchef Dietmar Schott schrieb und das bereits in der Sportbar des 1. FC Kleve mit den Protagonisten vorgestellt wurde.

Der Bezeichnung seines Restaurants und des Buchtitels ging die berühmteste Anekdote über Lippens voraus. Im Spiel Westfalia Herne gegen Rot-Weiss Essen brachte ihm ein Dialog mit dem Schiedsrichter im typischen Kohlenpott-Slang 1965 einen Platzverweis ein. Lippens: "Ich war mehrfach gefoult worden. Dann bin ich neben meinem Gegenspieler hergelaufen und wollte ihm einen verpassen." Der Referee sah das, kam angelaufen und sagte zu Lippens: "Ich verwarne Ihnen." Lippens erwiderte: "Ich danke Sie" und die "Ente" flog vom Platz.

Den Spitznamen "Ente" hatte der Sportjournalist Jürgen Abel wegen seines Watschelganges erfunden, für den Lippens eine schlüssige Erklärung parat hat: "Unsere Familie stammt aus Holland, wo nun mal alles platt ist. So ist es kein Wunder, wenn man stets durch eine Gegend latschen muss, in der es nicht den kleinsten Hügel gibt, muss man Plattfüße bekommen.

Die "Legende mit Plattfüßen" bestritt 1971 (6:0 gegen Luxemburg) ein Länderspiel für Holland und erzielte ein Tor. Zuvor hatte der deutsche Bundestrainer Helmut Schön den in Kleve geborenen Linksaußen mehrmals angerufen, ob er nicht Deutscher werden wollte. Aber sein Vater war dagegen. Er hatte die Nazis im Zweiten Weltkrieg nicht vergessen. "Wenn du für Deutschland spielst, brauchst du Dich zu Hause nicht mehr blicken lassen", zitierte Lippens seinen Vater. Der Filius sagte Schön ab. Uwe Seeler fand es jammerschade. "Lippens war Extraklasse, er hätte bei uns als Linksaußen einen Platz sicher gehabt", sagte "uns Uwe". Lippens' großes Idol war "Boss" Helmut Rahn.

"Er war einfach phantastisch, seine schnellen Bewegungen und seinen Mordsschuss mit rechts und links, er war ein Urviech. So einen gibt es heute nicht mehr." Auch einen Lippens nicht mehr. Er empfindet die "Entwicklung des Fußballs hervorragend, vor allem die tollen neuen Stadien: "Dafür würde ich heute noch einmal in vollem Saft gerne spielen und die Atmosphäre genießen. Dafür würde ich 20 000 Euro hinlegen..." sid

(SID)
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