Fußball Grund genug, um es auf der Weihnachtsfeier krachen zu lassen

Kleve · Später Nachmittag in der Weseler PSV-Arena, die mitten in die freie Landschaft gebaut wurde. Das Spiel zwischen dem dort beheimateten Fußball-Landesligisten PSV Wesel-Lackhausen und 1. FC Kleve war vorüber, der Gast aus der Schwanenstadt hatte mit einem nach der Pause überragend herausgespielten 6:1-Sieg seine Vormachtstellung in der Liga untermauert. Die Hauptakteure des Nachmittags waren in der Kabine. Nur wenige Zuschauer befanden sich noch auf der Anlage. Sie wärmten sich am heißen Glühwein oder ließen sich die Wurst vom Grill schmecken.

 Thomas von Kuczkowski (links) mit Co-Trainer Dieter Oldenburg.

Thomas von Kuczkowski (links) mit Co-Trainer Dieter Oldenburg.

Foto: Evers

Aus den umliegenden Wiesen waberte der erste Nebel, der sich wie ein zarter Film auf die Felder legte. Eingebettet in dieses Szenario stand Kleves Trainer Thomas von Kuczkowski und gab den Medienvertretern Auskunft. Zuerst gab es ein Interview für den Kollegen des Rundfunks, anschließend nahm er sich Zeit für unsere Zeitung. Beim derzeitigen Lauf seiner Mannschaft nimmt der Klever Trainer verständlicherweise die Termine nach dem Schlusspfiff besonders gerne wahr. Obschon man sagen muss, dass er sich auch nach nicht so glanzvollen Leistungen seiner Elf den Fragen der Journalisten stellt. Da ist von Kuczkowski ganz Profi.

Vor zwei Tagen jedoch war pures Genießen angesagt. Nach dem 1:1-Pausenstand hatte die Klever Mannschaft, die von Kuczkowski gegenüber dem vorangegangenen Auswärtsspiel beim Duisburger SV auf drei Positionen umgebaut hatte, die Weseler Mannschaft aus dem Ortsteil Lackhausen förmlich auseinander gefieselt. Diesmal noch etwas spektakulärer, als es die Rot-Blauen in der letzten Viertelstunde des Hinspiels bereits getan hatten. Oder auch phasenweise im ersten Durchgang des Rückspiels.

Zu solchen Anlässen dürfen sich die Klever Spieler des Lobes ihres Chefs sicher sein. "Sehr gut gefußballt", ist einer von Kuczkowskis Kernsprüchen, mit denen der Klever Coach seinen Spielern von der Außenlinie aus anerkennend auf die Schulter klopft. "Gab es heute überhaupt einen Spieler in meiner Mannschaft, den ich hervorheben müsste?", fragte von Kuczkowski in die Runde. Die Antwort auf die von ihm gestellte Frage wartete er gar nicht ab, er brauchte darauf auch nicht zu warten. Denn das, was seine Fußballer auf dem seifigen und nicht einfach zu bespielenden Rasen gezeigt hatten, war eine vorzügliche Mannschaftsleistung, in die sich jeder der daran beteiligten Spieler einbrachte. Die Abwehr stand wie 'ne Eins, im Mittelfeld war Balleroberung sowie kluges Umschaltspiel Trumpf und die Offensivaktionen liefen wie am Schnürchen, dass den FC-Anhängern warm ums Herz wurde.

Von so einer Demonstration, wie man sie nicht jeden Tag erlebt, schienen selbst die Fußballer in dem rot-blauen Dress angetan zu sein und schienen davon nicht genug bekommen zu können. Als FC-Sturmführer Maurice Rybacki 25 Minuten vor dem Abpfiff nach Vorarbeit von Tigran Gazarjan das 4:1 erzielt hatte, kam der mahnende Ruf aus der Mannschaft, "nicht nachlassen und weiter arbeiten". Trainer einer solchen Mannschaft zu sein, dürfte jeden Verantwortlichen erfreuen.

Doch von Kuczkowski weiß, dass dieser Zustand nichts weiter ist als eine wunderschöne Momentaufnahme, die sich sehr gut anfühlt, für die das Regelwerk aber keine Auszeichnung vorsieht. Abgerechnet wird bekanntlich nicht zu Weihnachten, sondern erst später im Mai. "Deshalb werden wir uns mit der gleichen Akribie wie im Sommer auch jetzt wieder auf die noch vor uns liegenden Spiele vorbereiten", versprach der Klever Coach und vergaß nicht, in diesem Zusammenhang auch von einer "Leichtigkeit" zu sprechen, mit der das Wintertraining ablaufen soll. Verständlich, wenn eine Mannschaft seit zehn (!) Spielen ungeschlagen ist und auf den ersten Verfolger, den VfL Rhede, ein Polster von fünf Punkten aufweist.

Das ist kein Ruhekissen, aber genug, um es auf der Weihnachtsfeier krachen zu lassen.

(RP)
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