Lokalsport

Kleve · Die Klever Familie Büning betreibt eine Sportart, die immer weiter an Bedeutung verliert. Leichtathletik wird kaum mehr wahrgenommen. Gegen den Trend sprinten und springen der Vater und die beiden Söhne mit Erfolg.

 Vater Markus Büning (49) mit seinen Jungs Adrian (16, l.) und Dominic (14).

Vater Markus Büning (49) mit seinen Jungs Adrian (16, l.) und Dominic (14).

Foto: van Offern Markus

Wer in seinem Lebenslauf gerne den Titel "Kreismeister" stehen haben möchte, weil es sich gut macht, der hat es heute so leicht wie nie. Er muss sich nur für die richtige Sportart entscheiden. So kann man etwa reihenweise Titel in der Leichtathletik abräumen. Die Wahl der richtigen Disziplin, und es gibt reichlich Urkunden für erste Plätze. Antreten reicht in der Regel.

Die Zeiten, in denen bei Leichtathletik-Kreismeisterschaften auf der Bahn volle Felder dafür sorgten, dass etwa die Sprinter sich über Vor- und Zwischenläufe für das Finale qualifizieren mussten, sind seit Jahrzehnten Geschichte. Die Sportart ist auf lokaler und regionaler Ebene auf einem guten Weg, in die völlige Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Um überhaupt noch einen Hauch von Wettkampfcharakter aufkommen zu lassen, werden ab 2018 drei Leichtathletikkreise zu einem vereint. Das Interesse an der Sportart ist vorhanden, wie etwa bei Großveranstaltungen zu erkennen ist. Doch unterhalb von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften wird die Luft dünn.

Bei Volksläufen hingegen quellen die Felder über. Jedes Jahr ein neuer Teilnehmerrekord. Hier treffen sich vornehmlich Dauerläufer in gesetztem Alter, die in Gruppen etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Anfang der 70er Jahre hieß die Bewegung "Trimm Trab ins Grüne".

Jedoch gibt es immer noch einzelne Athleten, die aufgrund ihrer Leistung herausragen und nicht wegen einer Ansammlung von Kreismeistertiteln. Denn als Kriterium für die Bewertung eines Ergebnisses kann die erzielte Weite oder Zeit stets herangezogen werden. Ein Vorteil der Leichtathletik ist nämlich, dass Resultate über Jahre hinweg immer vergleichbar sein werden. Egal, wie viele Gegner man hatte.

Auf der Suche nach Sportlern, die mit mehr als soliden Leistungen aufwarten, wird man gelegentlich auch noch im Kreis Kleve fündig. Es handelt sich um eine Trainingsgruppe, die aus drei Mitgliedern besteht. Eine Besonderheit ist: Sie tragen alle den selben Nachnamen. Die Klever Familie Büning startet für den Verein Leichtathletik Nütterden und dies äußerst erfolgreich. Vater Markus (49) und seine Söhne Adrian (16) und Dominic (14) haben sich vor Jahren für das Hobby Leichtathletik entschieden.

Der Weg dorthin war für die Jungs ein kurzer, denn Markus Büning hatte den ersten Kontakt zu der Sportart bereits vor mehr als vier Jahrzehnten. Beim VfL Merkur Kleve gehörte er zu einer Gruppe, in der nahezu alle Kinder landeten, die sich nicht für Fußball entschieden hatten, aber dennoch Sport treiben wollten. Büning selbst galt in jungen Jahren leistungsmäßig eher als Mitläufer. Erst jetzt, da er in der Altersklasse startet, ist er vorne dabei. "An der Leichtathletik hatte ich immer Spaß, und der ist bis heute geblieben", sagt er.

Der 49-Jährige beteuert, dass höchstens lockere Gespräche über die Sporart dazu geführt haben, dass sich seine Söhne fürs Laufen, Springen und Werfen entschieden haben. Dass die Wahl eine gute war, zeigen die aktuellen Erfolge der Büning-Brüder. So gehört Adrian zu den besten Dreispringern seiner Altersklasse (AK) in Deutschland und hat sich mit 13,21 Metern für die nationalen Meisterschaften in der AK U 18 qualifiziert. Der 16-Jährige wird auch im kommenden Jahr noch in der U 18-Konkurrenz starten können, da er zum jüngeren Jahrgang gehört. Im Jahr 2016 landete er bei 12,58 Metern und damit auf Platz fünf bei den deutschen Titelkämpfen.

Nicht nur in der Sprungdisziplin zählt Adrian zur Spitze im Landesverband Nordrhein. Regelmäßig erreicht er auch die Endläufe über die kurze Hürdenstrecke. Vater Markus hat stets darauf geachtet, dass seine Jungs sich nicht zu früh für eine Disziplin entscheiden. "Es ist wichtig, dass man lange vielseitig bleibt. Untersuchungen zeigen, dass eine Spezialisierung in jungen Jahren eher von Nachteil ist", weiß der Klever, der sich immer intensiver mit der Trainingslehre beschäftigt hat. Mittlerweile besitzt er den B-Trainerschein, bei dem es nicht bleiben soll.

Sportlich noch vielseitiger ist Dominic. Er spielt zusätzlich Fußball beim SV Siegfried Materborn. Das will er auch nicht aufgeben. "Meine Freunde sind in meinem Team, und der Mannschaftssport ist mir genauso wichtig wie die Leichtathletik", betont er. Im Mittelfeld fühlt er sich wohl. Ein Vorteil der anderen Sportart kommt hier zum Tragen: Während andere Akteure in der Liga schon auf Notstrom umgeschaltet haben, läuft Dominic immer noch.

Im vergangenen Jahr erreichte der jüngere Büning im Blockwettkampf "Sprint/Sprung" Platz sechs in NRW. Über die Hürden wurde er in der Halle Nordrhein-Vizemeister, und unter freiem Himmel gab es Bronze. Jetzt hat er, wie sein Bruder eben auch, den Dreisprung entdeckt. Die technisch anspruchsvolle Disziplin will er nun intensiver trainieren.

Der Sport gibt auch Dominics Woche Struktur. So stehen zweimal Fußballtraining, ein Spiel und zwei Leichtathletik-Einheiten auf dem Plan. Zeit für andere Hobbys bleibt da nicht. Wie auch Bruder Adrian besucht Dominic das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Doch trotz des Trainingspensums war das Erreichen der Klassenziele nie in Gefahr.

Für die Jungs ist es kein Problem, dass der Vater die Trainingspläne ausarbeitet und am Rand steht. Sie hätten auch keine andere Wahl. Denn nach Trainern für technische Disziplinen muss man noch weitaus intensiver suchen als nach Athleten. Dabei ist man in Nütterden mit Übungsleitern ordentlich versorgt. Neben Markus Büning besitzt auch Kerstin Hoffmann den B-Trainerschein. Was enorm hilft, ist das Stützpunkttraining auf Landesebene, an dem der Nachwuchs mit Perspektive teilnehmen darf. Hier helfen hoch qualifizierte Disziplintrainer weiter.

Wenn sich in den vergangenen Jahren in der Leichtathletik etwas verbessert hat, dann sind es die Sportstätten. So verfügt etwa der kleine Kranenburger Ortsteil Nütterden über eine Kunststoffbahn. Daran kann es demnach nicht liegen, dass die olympische Kernsportart nur noch am Rande wahrgenommen wird.

(jan)
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