Fußball Mit den WM-Stars auf Augenhöhe

Kleve · Anne van Eickels berichtete bis Anfang Juli über die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Kanada. Pro Tag kabelte sie drei bis vier Geschichten nach Deutschland. Ihr nächstes Ziel: das Trainingslager von Borussia Dortmund in der Schweiz.

Vor einem Jahr wurde die deutsche Herren-Nationalmannschaft in Brasilien für viele überraschend Fußball-Weltmeister. Mit dabei war damals WDR-2-Reporterin Anne van Eickels. Auch die gebürtige Kleverin, die ihre ersten journalistischen Erfahrungen in der Lokalredaktion der Rheinischen Post sammelte, hatte vor dem Turnier die Deutschen nicht als Weltmeister auf ihrem Zettel. Umso größer war dann aber ihre Freude, als dem Team der Coup im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro gelang. In Kanada hätte sie dieses Ereignis gerne mit dem Auswahl der deutschen Fußballerinnen wiederholt.

"Fußball-Anne", wie Borussia Dortmunds ehemaliger Trainer Jürgen Klopp sie einst nannte, musste dieses Mal jedoch nach dem Halbfinal-Aus der deutschen Frauen ihre Koffer ein paar Tage zu früh wieder packen und nach Hause fliegen. "Aus Kostengründen durfte ich nur so lange bleiben, wie die deutschen Frauen im Wettbewerb waren", erklärt van Eickels. Das Spiel um Platz drei schaute sie sich daher schon wieder auf dem heimischen Sofa an - mit vielen wunderbaren Eindrücken im Kopf.

Knapp vier Wochen lang war Anne van Eickels zuvor in Kanada und berichtete hautnah über die deutsche Nationalmannschaft fürs Radio. "Ich hatte den gleichen Job wie in Brasilien: Reporterin und Story-Macherin", beschreibt van Eickels ihr Tätigkeitsfeld auf dem nordamerikanischen Kontinent. Dazu zählten Geschichten rund um die Spielerinnen, Panini-Sammelbilder, das Geschehen nach den jeweiligen Spielen und die sportlichen Bilanzen.

Auch das Land Kanada versuchte die 38-Jährige ihren Hörern näher zu bringen. "Drei bis vier Geschichten haben wir jeden Tag gemacht. Das war schon sportlich, hat aber auch Spaß gemacht", sagt van Eickels. Fast 24 Stunden am Tag war die Reporterin dafür im Einsatz. "Ich hatte, glaub' ich, in der gesamten Zeit nur einen halben Tag frei", so die Radiofrau, die sich fest vorgenommen hatte, einen Elch zu bestaunen. "Den hab' ich aber leider nicht gesehen", sagt van Eickels und war darüber etwas enttäuscht.

Die Zeit in Kanada behält die Lebensgefährtin von Fußball-Trainer Sascha Lewandowski trotzdem positiv in Erinnerung. "Es war komplett anders als bei den Herren in Brasilien", berichtet van Eickels, die bereits für den WDR über die Frauen-WM 2011 in Deutschland berichtet hatte. Im Umfeld des Frauenfußballs gehe es viel ruhiger zu. "Da wird nicht so viel Show gemacht", sagt die 38-jährige. So konnte sie sich schon mal eine halbe Stunde mit Bundestrainerin Silvia Neid einfach so und ohne Mikrofon unterhalten und sogar mit den deutschen Frauen Ausflüge wie etwa zum Paddeln unternehmen. Dabei konnte van Eickels auch abseits des Fußballplatzes etwas über die Spielerinnen erfahren.

Dafür gab es, anders als bei den Männern, keine großen Pressekonferenzen. "Das ist natürlich Fluch und Segen zugleich. Man kann und muss aber auch selber etwas machen", sagt van Eickels, die es insgesamt aber als angenehm empfand, da der Kreis der Journalisten deutlich kleiner war als in Brasilien. "Bei den Herren waren ungefähr zehn Mal mehr da", so die Reporterin. Auch das Team um van Eickels in Kanada sei etwa nur halb so groß gewesen wie in Brasilien, wobei der Umfang der Berichterstattung in etwa derselbe gewesen sei. Zu berichten gab es schließlich genug. Nicht nur die spannenden Spiele der deutschen Fußballerinnen im Viertelfinale gegen Frankreich und im Halbfinale gegen die USA gaben reichlich Material her, auch die kleinen Aufreger rund um den Kunstrasenplatz und die Fifa-Vorgabe, dass beide Teams eines Spiels in einem Hotel übernachten mussten, sorgten für reichlich Gesprächsstoff.

Zurück in ihrer Wahlheimat Bochum erholt sich van Eickels nun von dieser anstrengenden Zeit während der WM-Wochen. "Ich habe noch etwas mit dem Jetlag zu kämpfen", räumt die Reporterin ein, an der die sieben Stunden Zeitunterschied nicht spurlos vorübergegangen sind. Viel Zeit bleibt ihr allerdings nicht. Denn schon bald geht es mit dem Erstligisten Borussia Dortumd ins Trainingslager nach Bad Ragaz in die Schweiz.

Anne van Eickels möchte sich in Zukunft für weitere Großereignisse empfehlen. "Ich würde gerne nächstes Jahr als Reporterin bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro dabei sein", sagt sie. Ihre Arbeit in Kanada dürfte dafür eine gute Bewerbung gewesen sein.

(pets)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort