Lokalsport Mit Pfeil und Bogen auf Entdeckungstour

Kleve · Der Schützenverein Frasselt suchte ein weiteres Standbein. Er entdeckte das Bogenschießen. Trainiert wird an jedem Mittwoch auf dem alten Sportplatz in Frasselt. Mit dabei waren die RP-Praktikanten Agnes Sobilo und Marius Tacke.

 Auch die RP-Praktikanten Agnes Sobilo (2.v.r.) und Marius Tacke (r.) versuchten beim Schnuppertraining ihr Glück mit Pfeil und Bogen.

Auch die RP-Praktikanten Agnes Sobilo (2.v.r.) und Marius Tacke (r.) versuchten beim Schnuppertraining ihr Glück mit Pfeil und Bogen.

Foto: Gottfried Evers

Auf geradezu majestätische Weise verlässt der Pfeil die Sehne und fliegt in einer flachen Parabel Richtung Zielscheibe, bis er sich in das dahinter liegende komprimierte Stroh bohrt. Die Sehne schwingt noch leicht, als bereits der nächste Pfeil aufgelegt und unterhalb des sogenannten Nockpunktes einrastet. Muskelkraft ist jetzt gefragt. Die Sehne wird erneut nach hinten gezogen, bevor auch dieser Pfeil durch die Luft surrt und ganz außen in die Reihe der schwarzen Kreise trifft. "Gar nicht schlecht für den Anfang", applaudiert Cor Hafner. Es sei schon ein Erfolg, überhaupt die Zielscheibe getroffen zu haben.

Auf dem alten Sportplatz in Frasselt fliegen an jedem Mittwochabend viele Pfeile durch die Luft. Dort, wo früher Fußballer sich die Seele aus dem Leib rannten, sind nun sieben Zielscheiben aufgebockt. Hier lachen, erzählen und versuchen sich jetzt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren im Bogenschießen. In idyllischer Umgebung zwischen Feldern und einem Waldstück im entlegenen Frasselt scheint der Alltagsstress weit weg zu sein.

 Cor Hafner gibt Hinweise zur Schusstechnik. Agnes Sobilo, die zum ersten Mal einen Bogen in der Hand hält, visiert hochkonzentriert die Zielscheibe an.

Cor Hafner gibt Hinweise zur Schusstechnik. Agnes Sobilo, die zum ersten Mal einen Bogen in der Hand hält, visiert hochkonzentriert die Zielscheibe an.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Seit April bietet der Schützenverein Frasselt einmal in der Woche ein Training mit Pfeil und Bogen an. Die Idee, dem Verein ein weiteres Standbein zu geben, reifte im Winter heran, wie der Vorsitzende Frank Jansen erklärt. "Die Mitgliederzahl in den Schützenvereinen ist allgemein rückläufig." So überlegte man, wie die Attraktivität des Vereins gesteigert werden könnte und kam auf das für einen Schützenverein naheliegende Bogenschießen. Erstmals auf dem "Stüppkesmarkt" in Kranenburg warben die Frasselter für ihre neue Abteilung. "Die Resonanz darauf war riesig", erzählt Jansen.

Mittlerweile sind 30 Bogensportler dem Verein beigetreten. Eine Folge dessen ist, dass man seitens des Vereins nun aktiv nach Trainern sucht. "Wer wirklich Bogenschießen kann und bereit ist, sein Wissen und seine Erfahrungen mit Gleichgesinnten zu teilen, ist bei uns willkommen", sagt Jansen. Eine Folge des Ansturms und gleichzeitig Anreiz für neue Trainer ist, dass die Vereinsführung die Bogenschützen im Verein finanziell unterstützen will. So soll noch in diesem Jahr eine neue Kreidemaschine angeschafft werden, um eine Skalierung der Bahnen vornehmen zu können, so dass jeder präzise seine Distanz finden kann. Darüber hinaus sind noch zusätzliche Bahnen in Planung. Zur Zeit wird über zehn bis 18 Meter geschossen. Auf den neuen Bahnen sollen dann auch Distanzen von 50 Metern und mehr möglich sein. Weiterhin will der Verein in neue Bögen investieren. Zur Zeit stehen denjenigen, die das Bogenschießen einfach mal ausprobieren und in das Training "hineinschnuppern" wollen, vier Bögen mit Standardmaßen zur Verfügung. Zukünftig soll noch ein Linkshänder-Bogen gekauft werden.

Wer nach einigen Wochen des Testens dem Verein beitreten möchte, sollte sich ohnehin einen eigenen Bogen zulegen. Denn nur mit einem individuell angepassten Bogen können optimale Ergebnisse erzielt werden. Größe, Zugkraft und Gewicht des Sportgeräts können dann auf den Schützen eingestellt werden. Aus diesem Grund gibt es auch keine besonderen körperlichen Voraussetzungen für das Bogenschießen. Ist man zum Beispiel nicht so kräftig, entscheidet man sich ganz einfach für einen Bogen mit einer geringeren Zugkraft. Die eines durchschnittlichen Bogens beträgt 26 Ibs, was der Gewichtskraft von etwa zwölf Kilogramm entspricht.

Beim Training in Frasselt geht es nicht total ernst zu, die Lockerheit, die auf der Trainingswiese herrscht, macht sich unter den Mitspielern auf angenehme Art und Weise bemerkbar: Sind die Muskeln müde, legt man einfach in geselliger Runde eine Pause ein. Der Fokus des Vereins liegt auch nicht auf dem Wettkampfschießen, wozu intensives Training und eine teure Ausrüstung nötig wären, sondern mehr auf dem breitensportlichen Schießen mit traditionellen Bögen. "Wir kommen hier erst einmal zum Spaß zusammen", betont Jansen. Das bedeute aber nicht, dass die Sicherheit vernachlässigt werde. "Die steht an oberster Stelle."

Die Kosten für den Aktiven bewegen sich in einem durchaus erträglichen Rahmen. Die Grundausstattung setzt sich aus einem einfachen Bogen und einigen Pfeilen zusammen. Alles zusammen ist für weniger als 100 Euro zu bekommen. Darüber hinaus sind die Mitgliedsgebühren in Frasselt im Vergleich zu anderen Schützenvereinen im Kreis, die das Bogenschießen anbieten, die mit Abstand günstigsten, wie Jansen erläutert. In Frasselt zahlen Erwachsene pro Jahr 45 Euro, für Jugendliche gibt es, nach dem Alter gestaffelt, gesonderte Konditionen. Dafür kann man dann aber auch jeden Tag und zu jeder Tages- und Nachtzeit die Schießanlage auf dem alten Frasselter Fußballplatz benutzen. "Wer auf den Geschmack gekommen ist, ist gerne eingeladen, bei uns mal unverbindlich vorbeizuschauen", sagt Jansen. Das Training findet jeden Mittwoch ab 18.30 Uhr am Treppkesweg 3 in Frasselt statt.

Doch schon jetzt kann festgehalten werden: Mit der Gründung einer neuen Abteilung hat der Schützenverein ganz offensichtlich den Nerv eines breiteren Publikums getroffen.

(RP)
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