Fußball Niklas Klein-Wiele auf der letzten Rille

Kleve · Fußball-Landesliga: Der 1. FC Kleve bezwang den 1. FC Viersen in einem von beiden intensiv geführten Spiel mit 3:1 (1:0).

Sportanlage Am Hohen Busch in Viersen. Wenige Sekunden sind noch in der Begegnung zwischen dem Tabellenführer 1. FC Kleve und gastgebenden 1. FC Viersen zu spielen. Die Mannschaft von FC-Trainer Thomas von Kuczkowski hat beim Spielstand von 2:1 die Nase vorne, der Sieg jedoch steht auf des Messers Schneide. Dann kommt aus Sicht der Rot-Blauen die Erlösung. Ein Pass aus dem eigenen Halbfeld erreicht Niklas Klein-Wiele auf der rechten Klever Angriffsseite. Der 21-Jährige, der vorher den Eindruck machte, als müsste er alle noch vorhandenen Körner zusammenkratzen, um sich ins Ziel zu retten, lieferte sich über eine Hälfte des Spielfeldes ein packendes Laufduell mit dem Viersener Oguzhan Bonsen. Körper an Körper legten beide Protagonisten mehr als 40 Meter zurück, jeder zupfte dabei etwas am Trikot des anderen, für den Schiedsrichter eine Millimeterentscheidung, den Zweikampf weiterlaufen zu lassen. "Eine Fifty-zu-Fifty-Entscheidung", empfand auch FC-Trainer Thomas von Kuczkowski nachher bei der Analyse des Spiels.

Im Viersener Strafraum hatte Klein-Wiele, der seine Mannschaft in der zwölften Spielminute mit einem sehenswerten Distanzschuss in Führung gebracht hatte, gegenüber seinem Gegenspieler vielleicht einen, aber exakt den entscheidenden Meter herausgearbeitet. Als ihm der Winkel zu spitz wurde, um selbst den Torabschluss zu suchen, legte er den Ball quer auf den in seinem Rücken mitgelaufenen Pascal Hühner, der den Ball noch über seinen rechten Fuß laufen lief und ihn dann mit dem Innenrist aus sechs Metern gegen die Laufrichtung des Viersener Torwarts ins rechte untere Toreck drückte.

Der dritte Klever Treffer war aus Sicht des Tabellenführers der Befreiungsschlag. Gewissermaßen der Auslöser eines kleinen Erdbebens, das zu spüren war, als den FC-Spielern, ihren Trainern und Betreuern sowie Anhängern eine zentnerschwere Last von den Schultern rutschte. Wenige Augenblicke danach pfiff Schiedsrichter Mario Kraushaar die bis in die Schlussphase spannende und von beiden Seiten intensiv geführte Begegnung ab. Der 1. FC Kleve hatte den 1. FC Viersen mit 3:1 in die Knie gezwungen - so, wie er es in der jüngeren Vergangenheit zum Leidwesen des langjährigen Viersener Trainers Willi Kehrberg immer getan hatte.

Der Grund für den Klever Erfolg am gestrigen Nachmittag lag wieder einmal in der individuellen Klasse innerhalb der Mannschaft des Tabellenführers, die allerdings über weite Phasen des Spiels nicht häufig genug zum Vorschein kam. So beispielsweise nicht nach dem Führungstreffer nach einer knappen Viertelstunde, als die Klever Spieler - ähnlich wie am vergangenen Sonntag im Derby gegen Viktoria Goch - ihre Konzentration und ihren Siegeswillen um einige Prozentpunkte zurückfuhren und so den Viersenern erst den Raum und dann die Hoheit über das Spiel überließen. Bis zum Seitenwechsel schien Kleve, das nur noch mit langen Bällen operierte, regelrecht um den Ausgleich zu betteln.

"In der Pause habe ich den Spielern klar gemacht, dass sie nach der ersten Viertelstunde, in der sie Viersen mit fußballerischen Mitteln dominiert haben, viel zu passiv geworden sind", sagte FC-Trainer von Kuczkowski. Zu Beginn der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft dann wieder strukturierter Fußball gespielt, ohne allerdings den Gegner zu dominieren. Dabei profitierte Kleve von der nicht unbedingt überzeugenden Durchschlagskraft der Viersener Offensivreihe - wirklich knifflige Situationen hatte FC-Keeper Sascha Horsmann nicht zu bestehen. Als zu einem aus Klever Sicht wichtigen Zeitpunkt (64.) Pascal Hühner auf Zuspiel des kurz vorher eingewechselten Pierre Wetzels das Klever 2:0 erzielte, schien die Begegnung gelaufen zu sein. Doch als nach einem schnell vorgetragenen Gegenangriff Simon Hetterle für den 1. FC Viersen den 1:2-Anschlusstreffer (74.) erzielte, begann aus Sicht des Tabellenführers das Zittern von Neuem.

Das hörte erst auf, als Klein-Wiele in der dritten Minute der Nachspielzeit den entscheidenden dritten Treffer für sein Team vorbereitete. "Zu 70 Prozent geht das Tor auf seine Kappe", sagte von Kuczkowski und reihte sich dann ein in die vor Freude hüpfende Traube seiner Spieler, die die Verteidigung der Tabellenführung feierten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort