Leichtathletik Silke Flören: Mit Gold und Silber zur WM-Party an die Copacabana

Kleve · Leichtathletik: Bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren im Erfurter Steigerwaldstadion holten die Gocherinnen Silke Flören und Marianne Spronk zweimal Gold und einmal Silber. Am Start war auch ihr Vereinskollege Theo Artz, der mit dem Erreichten nicht ganz zufrieden war.

 Silke Flören kommt bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften zu Gold und Silber.

Silke Flören kommt bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften zu Gold und Silber.

Foto: Birkenstock

Einige der Senioren-Leichtathleten des SV Viktoria Goch dürften sich im Erfurter Sportpark mittlerweile so gut auskennen wie in ihrem eigenen Wohnzimmer. Grund dafür sind die Deutschen Meisterschaften, die der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) in schöner Regelmäßigkeit in diese ausnahmslos schöne Sportanlage vergibt. Diesmal waren es drei Athleten aus der Weberstadt, die nach erbrachter Qualifikation der DM-Einladung folgen konnten: Theo Artz in der Altersklasse M65 im Sprint über 100 Meter und Weitsprung, Marianne Spronk über 800, 1500 und 5000 Meter in der Altersklasse W65 und schließlich als Jüngste der Gocher Teilnehmer Silke Flören über 200 und 400 Meter in der Altersklasse W35.

"Bevor die Einstiegsklasse der Senioren-Meisterschaften vor drei Jahren auf 35 hoch gesetzt wurde, habe ich bereits in Erfurt an den Deutschen Hallen-Meisterschaften teilgenommen", erinnert sich Flören. In der darauf folgenden Freiluftsaison gewann die von Karl van Koll trainierte Sprinterin ihr erstes Senioren-Gold über 400 Meter. Daran wollte sie am vergangenen Wochenende in Erfurt anknüpfen.

Gewissenhaft hatte sich Flören vorbereitet und bei den Nordrhein-Meisterschaften über 400 Meter nach längerer Zeit mal wieder die 60-Sekunden-Marke unterboten. Es schien von daher alles auf dem Silbertablett zu liegen, von dem es jetzt nur angemessen dosiert zu probieren galt. "Die Startzeit am späten Nachmittag war allerdings alles andere als ideal", sagt Flören, die fortan grübelte, wie sie die Nervosität bis dahin in den Griff bekommen sollte. Sie ist eine erfahrene Athletin, die genau weiß, wie die mentale Verfassung vor so entscheidenden Wettkämpfen mit ihr Achterbahn fährt. "Diesmal aber bin ich total ruhig gewesen", sagt Flören.

So als habe ihr beim Frühstück jemand etwas in den Kaffee getan. Flören schmunzelt, als sie das erzählt. Und sie schmunzelt noch ein weiteres Mal, als sie davon spricht, zwischen Frühstück und Wettkampfvorbereitung noch die Muße gefunden zu haben, shoppen zu gehen.

Die Stunden schienen so angenehm gewesen zu sein, dass sich Flören von der ihr zugelosten Außenbahn dann auch nicht mehr sonderlich beeindrucken ließ. "Günstiger wäre eine andere Bahnverteilung gewesen, zumal die schärfste Rivalin in meinem Rücken lief", sagte Flören. So blieb ihr nichts anderes übrig als auf der Außenbahn das Tempo zu machen. "Mit der Konsequenz, dass ich viel zu schnell anging und hinten heraus ziemlich platt war." Vorbei war es mit dem Erreichen des Ziels, ein weiteres Mal unter der Minute zu bleiben. Was aber zu verschmerzen war, weil in diesem Rennen niemand schneller war, so dass die Gocherin in 60,61 Sekunden Gold gewann. Und einen Tag später über 200 Meter Silber nachlegte. "Mit der Medaille hatte ich am wenigsten gerechnet", sagt sie in ihrer sympathischen Art. 27,37 Sekunden und Platz zwei rundeten ein gelungenes Wochenende in der thüringischen Landeshauptstadt ab.

Nach der Rückkehr von der DM ging es dann noch zum Public Viewing des WM-Finales an die Gocher Copacabana. Einen wunderbaren Abend habe sie dort erlebt. "Eine Bierdusche hat mich allerdings voll erwischt, darauf hätte ich gerne verzichtet", sagt sie. Beeindruckt haben sie die zum Teil robusten Zweikämpfe im Endspiel. "Ich weiß schon, weshalb ich nur in Bahnen laufe", sagt Flören und lacht - so befreiend, wie es mit Gold und Silber dekorierte Sportlerinnnen eben machen.

Etwas nachdenklicher tritt da ihre Vereinskollegin Marianne Spronk auf. Die mehrfache Deutsche Meisterin sorgte sich im Vorfeld der Titelkämpfe um ihre Achillessehne, die bei den Wettkämpfen in Uedem und Rheinhausen zwickte und zwackte. "Keine guten Anzeichen", hörte sie von einem Physiotherapeuten, der ihr zur Schonung riet. 14 Tage lang hat die Langstrecklerin sich Ruhe gegönnt. Ganz auf die Reise nach Erfurt verzichten wollte sie aber nicht. "Wegen der hohen Sprintbelastung habe ich aber auf die Rennen über 800 und 1500 Meter verzichtet und bin nur über 5000 Meter an den Start gegangen."

Und das tat sie mit zunächst angezogener Handbremse, die sie erst nach und nach gelockert hat, um am Ende mit der von ihr gewohnten Souveränität in 22:33,09 Minuten und einem Vorsprung von 40 Sekunden den Titel zu gewinnen. "Ich habe mich richtig gut gefühlt", sagt Spronk. Die Achillessehne habe sie kaum gespürt. Und wie soll es jetzt weiter gehen? "Ich hoffe, dass ich am Wochenende in Alpen und im September bei der Straßen-DM in Düsseldorf laufen kann", sagt Spronk.

Der Dritte im Viktoria-Bunde bei der DM in Erfurt war Theo Artz. Bei schwülen Bedingungen kam er über 100 Meter in 14,27 Sekunden ins Ziel, was seiner Meldeplatzierung entsprach. Im Weitsprung fand er, anders als noch bei den Landesmeisterschaften, überhaupt nicht in den Wettkampf. Der 67-Jährige musste sich mit dem zwölften Platz und einer Weite von 4,10 Metern zufrieden geben. Tröstende Worte fand er bei seinen Mitstreiterinnen. Sich überhaupt für eine Deutsche Meisterschaft qualifiziert zu haben, sei schon eine Leistung. Da waren sich Spronk und Flören einig.

(poe)
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