Leichtathletik Träume der Viktorianer erfüllen sich nicht

Kleve · Leichtathletik: Bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften vertraten die Mittelstreckler Kai Schmidt und Merlin Kühn die Gocher Farben.

 Der Gocher Merlin Kühn (r.) nach der ersten Kurve des 800-Meter-Laufes. Die ersten 100 Meter legen die Läufer in Bahnen zurück.

Der Gocher Merlin Kühn (r.) nach der ersten Kurve des 800-Meter-Laufes. Die ersten 100 Meter legen die Läufer in Bahnen zurück.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Das Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena benötigte einige Jahrzehnte, ehe es zu dem heutigen Schmuckkästchen wurde. Tiefblau eingefärbte Kunststoffanlagen umschließen das Rasenviereck und verhelfen dem Stadionkomplex so zu seinem charakteristischen Aussehen. Am vergangenen Wochenende traf sich dort die Elite der Nachwuchs-Leichtathleten aus allen Teilen Deutschlands, um in 72 Einzeldisziplinen die nationalen Meister in der männlichen wie weiblichen U 18- und U 20-Klasse zu ermitteln. Für das dreitägige Schaulaufen hatten sich auch Merlin Kühn (U 18) über 800 Meter und Kai Schmidt (U 20) über 1500 Meter qualifiziert. Beide starten für den SV Viktroia Goch und werden von Dirk Kopp trainiert.

Vor Ort in Jena trafen sie auch auf den Ex-Gocher Tim Schüttrigkeit, der die meiste Zeit seines noch jungen Lebens bei den Leichtathleten im Hubert-Houben-Stadion zugebracht hatte, jetzt aber für die Laufgemeinschaft Alpen startet. Schüttrigkeit, der im zweiten Jahr zur U20-Klasse gehört, ging bei der DM in Jena über 5000 Meter an den Start. In einem flotten Rennen mit vielen Tempoverschärfungen erreichte der Langstreckler den 15. Platz. In 15:21,35 Minuten blieb er hinter dem Ziel zurück, seine Mitte Juni gelaufene Bestzeit von 15:02,18 Minuten zu unterbieten.

Während Schüttrigkeit direkt den Finallauf vor der Brust hatte, meinten es die Verantwortlichen mit den Mittelstrecklern nicht ganz so gut. Die Gocher Schmidt und Kühn mussten zunächst in die Vorqualifikation, um sich darüber einen Startplatz im Finale zu sichern. Die Spanne zwischen Sekt oder Selters war dabei nicht sehr groß. "Man darf nicht vergessen, dass in Jena die besten Läufer zusammen waren", betonte Kühn, der am Vormittag auf die Bahn musste. "Eigentlich ist das nicht so mein Fall, ich bin doch eher der Abendläufer", gestand der Viktorianer, dessen sportliche Liebe dem Mehrkampf gehört. Doch jetzt stand er im letzten von drei Vorläufen über 800 Meter auf der zweiten Innenbahn. Neben ihm neun weitere Konkurrenten. Im Kopf hatte der Gocher die Zeit von 1:56 Minuten, die er sich nach den Trainingsleistungen im Vorfeld der DM zurechtgelegt hatte und ihn an diesem Tag wohl ins Finale gebracht hätte.

Nach den ersten 100 Metern, die in Bahnen zurückgelegt wurden, tastete sich der Viktorianer mit einem guten Gefühl für das eigene Tempo an die Konkurrenz heran. "Meine Durchgangszeiten bei 200 und 400 Metern lagen voll im Soll", berichtete Kühn. Bis eingangs der letzten Kurve lief noch alles auf eine Finalteilnahme hinaus. Doch dann schwand mit jedem weiteren Schritt die Kraft. Während die Konkurrenten zum Teil noch zulegen konnten, musste Kühn auf den letzten 200 Metern enorm beißen. Schließlich brachte der 16-Jährige, der erst im Dezember seinen Geburtstag feiert, 1:59,30 Minuten ins Ziel. Das war ordentlich, ergab für den Gymnasiasten im Endklassement Platz 19, aber es war nicht gut genug, um ins erhoffte Finale der besten Zehn zu kommen. Dazu hätte Kühn schneller als 1:56,42 Minuten laufen müssen. Die anfängliche Enttäuschung legte sich jedoch schnell wieder, als sich der Gocher bewusst machte, mit welcher Qualität an Läufern er sich in Jena gemessen hatte. "Da ist ein 19. Platz nun so schlecht auch nicht", meinte Kühn.

Anschließend galt die Aufmerksamkeit im Gocher Lager den 1500 Metern von Kai Schmidt, der dem älteren U20-Jahrgang angehört und für den es die zweite Freiluft-DM war. 30 Läufer traten an, verteilt wurden sie auf drei Vorläufe, wobei Schmidt gleich im ersten seine Karten auf den Tisch legen musste. Denn zwei Drittel seiner Konkurrenten gingen erst nach ihm auf die Bahn.

"Das war ein ungemein anstrengendes Rennen", sagte Schmidt, der damit Bezug nahm auf die ständigen Tempowechsel während des Rennens und den Körpereinsatz, mit dem die Läufer ihren einmal erreichten Platz zu verteidigen versuchten. "Das Tempo war gar nicht einmal so schnell. Aber die Überholvorgänge, bei denen ich einige Male nach außen abgedrängt wurde und daraufhin wieder abbrechen musste, haben viel Kraft gekostet", schilderte Schmidt die Situationen im Rennen, die letzten Endes dafür verantwortlich waren, dass nicht die von ihm angestrebte "glatte Vier" herauskam. Im Ziel zeigte die Uhr 4:02,90 Minuten an. Von der Finalteilnahme war Schmidt fünf Sekunden entfernt. Er hätte unter 3:57,33 Minuten laufen müssen. An diesem Tag war das für ihn aber nicht möglich.

(RP)
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