Fußball Urteil lässt Raum für einen Neuanfang

Kleve · Die Spruchkammer des Fußballkreises Kleve-Geldern unter dem Vorsitz von Bernd Krieger verurteilte Dragan Vasovic, Trainer des TuS Kranenburg, zu einer Geldstrafe von 600 Euro. Die Hälfte der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

 Dragan Vasovic darf nach seiner Verurteilung durch die Kreis-Spruchkammer seiner Trainertätigkeit beim Fußball-B-Ligisten TuS Kranenburg wieder nachgehen.

Dragan Vasovic darf nach seiner Verurteilung durch die Kreis-Spruchkammer seiner Trainertätigkeit beim Fußball-B-Ligisten TuS Kranenburg wieder nachgehen.

Foto: Gottfried evers

Mittwochabend vor der Spruchkammer des Fußballkreises Kleve-Geldern in Kellen. Die Anspannung ist Dragan Vasovic, Trainer des TuS Kranenburg, deutlich anzusehen, als der Verdacht der Beleidigung und Bedrohung des Schiedsrichters Helmut Jaspers verhandelt wurde. Der Vorfall hatte sich nach dem B-Liga-Spiel der Kranenburger am 15. November bei der SGE Bedburg-Hau II ereignet. Vasovic wurde vorgeworfen, Jaspers verbal beleidigt und bedroht sowie ihn mit dem Pkw bedrängt zu haben (RP berichtete).

Nach einer fast zweistündigen Verhandlung wurde Vasovic vom Sportgericht unter dem Vorsitz von Bernd Krieger zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt, wobei die Hälfte bis zum 31. August 2016 zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das Urteil nahm Vasovic ohne jede Regung auf und erkannte es noch an Ort und Stelle gemeinsam mit Bernd Schiwek, Vorsitzender des TuS Kranenburg, an. Das Urteil erlangte daraufhin Rechtskraft.

Bis zuletzt hatte Vasovic grundlegende Vorwürfe abgestritten. Bei seiner Befragung räumte er ein, lediglich direkt nach dem Spiel, bei dem in einer etwas längeren Nachspielzeit die SGE II den 1:1-Ausgleich erzielt hatte, zwei Mal in Richtung des Schiedsrichters gerufen zu haben: "Das ist eine Schande." Weiter gab Vasovic zu, er habe eine ganze Weile nach Spielschluss am Tor des Vereinsgeländes auf den Schiedsrichter gewartet und deswegen auch ein für den Abend geplantes Familientreffen abgesagt.

Als Jaspers den Sportplatz verließ, wolle Vasovic ihm nur zugerufen haben, dass ein Soldat, der Jaspers früher war, ehrlich sei und ob er es denn heute auch gewesen wäre. Anschließend sei er ins Auto gestiegen und zehn bis 15 Meter neben Jaspers im Schritttempo hergefahren. Bei heruntergelassener Scheibe habe Vasovic dem Schiedsrichter zugerufen, dass dieser seine Kinder in Ruhe lassen solle. Diese Äußerung bezog sich auf ein Jugendspiel eines der Söhne des Kranenburger Trainers, das Jaspers ebenfalls gepfiffen hatte und mit dessen Leitung Vasovic nicht einverstanden war. Alle weiteren Vorwürfe der verbalen Beleidigung, Bedrohung und die Anschuldigung, er sei Jaspers bis zu dessen Auto mit dem Wagen gefolgt und dabei dicht aufgefahren, bestritt Vasovic.

In Jaspers eigener Vernehmung schilderte dieser die Vorkommnisse ganz sachlich noch einmal so, wie er sie bereits in seinem Spiel- und Sonderbericht unmittelbar nach dem damaligen Ereignis beschrieben hatte. Er nannte die Sätze, die Vasovic unmittelbar nach dem Spiel ihm zugerufen habe, und beschrieb die Vorfälle knapp eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff des B-Liga-Spieles auf dem Parkplatz. Dort sei Vasovic unter anderem mit den Worten "Das ist eine Schande. Du bist eine Schande. Du bist ein scheiß' Soldat gewesen" persönlicher geworden und habe ihn bedroht. "Ich bin darauf aber nicht eingegangen und stumm weitergegangen", sagte Jaspers, der auf dem Weg zu seinem Auto von Vasovic mit dessen Auto dicht verfolgt worden sei. Dabei habe Vasovic ihm noch einige, teils ausländische, Sätze zugerufen. Als Jaspers seine Tasche im Kofferraum verstauen wollte, habe er dies nicht tun können, da Vasovic mit seinem Auto zu dicht aufgefahren sei.

Marco Lagarde, Betreuer der SGE II, gab als Zeuge an, Jaspers nach Spielschluss auf Grund der Emotionen in die Kabine begleitet und Vasovic später am Tor der Sportanlage wartend gesehen zu haben. Darüber hinaus habe er auch gehört, dass Vasovic Jaspers, als dieser die Sportanlage verließ, irgendetwas energisch zugerufen habe. Auf dieses Wortgefecht habe sich Jaspers jedoch nicht eingelassen. Als Vasovic in sein Auto gestiegen sei, sei für Lagarde die Situation beendet gewesen. Anschließend sei er ins Platzhaus zurückgegangen.

Auch die Kranenburger benannten einen Zeugen, der den zur Rede stehenden Vorfall auf dem Parkplatz aus seinem Auto heraus beobachtet habe, wie er erklärte. Er habe sehen können, wie Vasovic und Jaspers "erregt miteinander kommuniziert" hätten und wie Vasovic daraufhin nach Hause gefahren sei. Der Vorsitzende der Kreisspruchkammer wies darauf hin, dass diese Aussagen "anders zu bewerten" seien. Da der Zeuge keinem Fußballverein angehöre, könne er bei einer etwaigen Falschaussage von der Kreisspruchkammer nicht belangt werden.

Nach einer kurzen Besprechung fasste die Spruchkammer des hiesigen Fußballkreises den Beschluss, Vasovic wegen der von Jaspers dargelegten Vorwürfe zu verurteilen. Der Vorsitzende Krieger führte dazu aus, er glaube in Gänze den Aussagen des Schiedsrichters, die auch durch die Zeugenaussage Lagardes gestützt würden. Krieger sah die Erläuterungen Vasovic' als "reine Schutzbehauptungen" an.

Bei seinem Urteil, das einige Zuhörer der Verhandlung als "überraschend milde" empfanden, hielt der Spruchkammer-Vorsitzende Vasovic zu Gute, dass er in den vergangenen zwei Monaten wegen der einstweiligen Verfügung vom 17. November, also zwei Tage nach dem Vorfall in Hasselt, sein Traineramt nicht ausgeübt habe. Und damit doppelt so lange, als er dies hätte tun müssen. Die einstweilige Verfügung, die besagte, dass Vasovic vorläufig kein Amt in einem Verein ausüben dürfe, hatte nur eine Gültigkeit von vier Wochen. Dies jedoch wussten weder der Beschuldigte noch der TuS Kranenburg. Da diese Zeit ohne Vereinstätigkeit auf eine weitere Sperre angerechnet worden wäre, sah Krieger von einer Sperre über die Geldstrafe hinaus ab.

In seiner abschließenden Erklärung vor der Urteilsverkündung hatte Vasovic sich zu einer Entschuldigung durchgerungen, die er jedoch ausdrücklich nur auf seine verbalen Entgleisungen unmittelbar nach dem Schlusspfiff bezogen sehen wollte. "Darauf bin ich nicht stolz", sagte er.

(pets)
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