Kleve Sprache als Fundament für Integration

Kleve · Kleves Integrationsbeauftragte Ariane Süßmaier stellte dem Sozialausschuss der Stadt ihre Arbeit am Konzept für Flüchtlinge in Kleve vor. Sie dankte den Ehrenamtlern und nannte Vor- und Nachteile der Unterbringung in Wohnungen.

Die Sprache ist das Fundament, auf dem die Integration von Flüchtlingen steht. "Integration ist ein langfristiger Prozess - es dauert teilweise bis zu sechs Jahren, bis ein Flüchtling tatsächlich angekommen ist", sagt Ariane Süßmaier, die Integrationsbeauftragte der Stadt Kleve. Deshalb bestehe zunächst einmal die Pflicht für Flüchtlinge, die deutsche Sprache zu erlernen. Vor allem, wenn sie später am Arbeitsmarkt eine Chance haben wollen. Sprachkenntnis sei letztlich die Grundlage, um Menschen, die rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland leben möchten, eingliedern zu können.

Süßmaier stellte bei der Sitzung des Sozialausschusses der Stadt Kleve ihr Konzept für die Integration von Flüchtlingen und die aktuellen Flüchtlingszahlen vor. Derzeit seien in Kleve nach Zuweisung durch den Regierungspräsidenten Arnsberg 260 Menschen in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, wie im Gebäude der Post am Bahnhof, wie an der Braustraße oder der Stadionstraße. Süßmaier sieht in den Gemeinschaftsunterkünften neben dem Nachteil für die Menschen, sich mit Fremden auf engem Raum arrangieren zu müssen, den großen Vorteil, dass man die Flüchtlinge direkt und unmittelbar durch Mitarbeiter und die Hausmeister erreichen könne, wenn es beispielsweise darum geht, Integrationsangebote zu vermitteln.

278 Flüchtlinge sind in Kleve in freien Wohnungen untergebracht. Der Vorteil: Hier haben die Flüchtlinge, so Ariane Süßmaier, größeren individuellen Freiraum und die Einbindung in die Nachbarschaft. Der Nachteil sei aber, dass die Vermittlung von Integrationsangeboten schwieriger sei, weil die Menschen dort nicht so direkt erreichbar seien wie in den Gemeinschaftsunterkünften. Die Integrationsbeauftragte schlug der Politik deshalb vor, dass man, um die Flüchtlinge alle gleich beispielsweise mit Integrationsangeboten erreichen zu können, grundsätzlich alle zunächst zwei bis vier Monate in einer Gemeinschaftsunterkunft unterbringt. "Man sollte darüber zumindest einmal nachdenken", schlug sie vor.

An erster Stelle stehe für den Flüchtling also der Erwerb der Sprachkenntnisse und das Wohnen. Es folgen Arbeit, die Schule vielleicht eine Ausbildung, die Freizeit. Hier versuche die Stadt, den Menschen zu helfen, sie zu unterstützen. Dabei betont Süßmaier die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Helfer, die nicht nur beim frühen Spracherwerb unterstützend tätig seien. Zur Vermittlung in die Arbeitswelt sei ein bestimmtes Sprachniveau Voraussetzung, das die Menschen aber nur durch entsprechende Kurse erreichen könnten, wie sie unter anderem von VHS, SOS, Theodor-Brauer-Haus, AWO und anderen angeboten werden. Dieses Niveau muss der Flüchtling auch erreicht haben, um beispielsweise der Berufsschule folgen zu können. Das Problem: "Es gibt nicht genug Lehrer - obwohl wir Mittel dazu bereitgestellt haben", sagt Kleves Kämmerer Willibrord Haas.

Neben der Sprache müsse die Stadt Flüchtlingen Arbeitsregeln und hiesige Lernstrukturen vermitteln wie zum Beispiel Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Nicht selten beiße sich auch der Wunsch der Neubürger, ihre eigene Kultur, ihren Glauben und ihre eigenen Strukturen leben zu wollen, mit der Lebensrealität des Gastlandes. Neben der Sprachkompetenz stünden weitere, teils auch verpflichtende Kurse und Praktika auf dem Programm zur Integration. "Wir arbeiten mit der Wirtschaftsförderung der Stadt daran, das Interesse einzelner Betriebe für entsprechende Ausbildungs- und Praktikumsstellen zu wecken", sagt Süßmaier.

Zusätzliche wolle man Flüchtlingen die Angebote von Sport- und Kulturvereinen zur Gestaltung des Freizeitverhaltens näherbringen. Auch hier, wie in allen anderen Bereichen, sei man dankbar für die Arbeit der Mitglieder im Netzwerk Asyl, das sich um viele Dinge wie Beratungen, die Begleitung zu Behörden/Ärzten, die Sprachvermittlung kümmere. Als Nächstes möchte Süßmaier die Internetplattform der Stadt für Flüchtlinge ausbauen und die Ehrenämter würdigen, auch versuchen, neue Paten zu finden.

(RP)
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