Kalkar St.-Josef-Gilde Kalkar feiert ihre Kapelle

Kalkar · Ein 260-jähriges Bestehen ist kein Jubiläum, aber eine lange Zeit ist es schon. Zusammen mit dem Umstand, dass vor 20 Jahren die Kapelle gebaut wurde, nimmt die Bruderschaft den Geburtstag zum Anlass einer Feier.

 Diese vier Herren und einige weitere sind sehr aktiv in der Josefsgilde. Auf dem Foto stehen (von links) Gerd Görtzen, Karl-Heinz Rottmann, Michael Janßen und Hans-Georg Biesemann im Garten hinter der Kapelle.

Diese vier Herren und einige weitere sind sehr aktiv in der Josefsgilde. Auf dem Foto stehen (von links) Gerd Görtzen, Karl-Heinz Rottmann, Michael Janßen und Hans-Georg Biesemann im Garten hinter der Kapelle.

Foto: Friedel Evers

Eigentlich sollte es nur ein Bildstock werden. Ein Ort, an dem sich beten und nachdenken lässt. Aber dann besann sich die Kalkarer Josefsgilde der Herkunft ihrer Mitglieder und fragte, warum so viele Bauhandwerker nicht mehr auf die Beine stellen sollte. Seit 1995 besitzt die Bruderschaft eine eigene Kapelle am Josefsplatz. Rund um dieses Gebäude wird am morgigen Freitag das 260-jährige Bestehen der Gilde und der 20. Geburtstag der Kapelle gefeiert.

"Die Kapelle hat viele Funktionen. Sie dient als Schutzhütte am Parkplatz, wird zu Fronleichnam in die Prozession eingebunden, ist ein Ort des Gebets zur Ehre Gottes", erklärt Gildemeister Michael Janßen. Gemeinsam mit Leutnant Hans-Georg Biesemann und den Brüdern Karl-Heinz Rottmann und Gerd Görtzen sprach er mit der Rheinischen Post über die Gilde und das Miteinander der Gesellschaft. Bis heute gehören ihr nur Vertreter der bauhandwerklichen Berufe an. Einmal im Monat feiert Pastor Alois van Doornick in der St. Josef Kapelle eine heilige Messe, außerdem findet in dem kleinen Gotteshaus die Aufnahme von Neumitgliedern statt. "Zudem dient die Örtlichkeit mit ihrer Sitzgruppe und der Wiese auch für Treffen und gelegentliche Grillfeste", erklärt Biesemann. Eine Messe wird es natürlich auch morgen geben: ab 19 Uhr an der Kapelle. Und danach wird gefeiert.

Warum Josefskapelle? Der Heilige Josef war ein Abkömmling Davids und lebte als Zimmermann in Nazareth. Mit seiner Frau Maria zog er - jeder kennt diese Weihnachtsgeschichte - zu seinem Heimatort Bethlehem, wo Jesus geboren wurde. Es folgte die Flucht nach Ägypten und die Rückkehr nach Nazareth, wo die Familie schließlich wohnte. Der Evangelist Matthäus beschreibt Josef als streng gläubigen, entschlossenen und tatkräftigen Mann. Er wurde schon früh von den Griechen verehrt. Papst Pius IX. erklärte ihn per Dekret am 8. Dezember 1870 zum Schutzpatron der katholischen Kirche. In der Kunst wird er oft als Zimmermann mit Werkzeug bei der Arbeit, mit dem Jesus-Kind auf dem Arm oder mit einer Lilie in der Hand dargestellt.

Auf der Internetseite der Gilde lässt sich über die Geschichte der Kapelle viel erfahren. Leicht nachvollziehbar ist, dass Josef von Nazareth als Tischler Schutzpatron der St. Josef Gilde wurde. Schon 1755 verlieh König Friedrich ein Generalprivileg für Tischler und Schreiner im Herzogtum Kleve.

"Bruder in der Gilde zu sein ist Zeugnis gelebter Tradition, ehrbaren Handwerks und großer Verbundenheit mit der Heimatstadt Kalkar", ist auf der Homepage zu lesen. Rottmann hat sie vor einigen Jahren gestaltet und gibt sich Mühe, den Text auf aktuellem Stand zu halten. Früher konnten nur holzverarbeitende Handwerker Mitglieder werden; seit 1990 ist dies auch Handwerkern und Dienstleistern rund um den Bau erlaubt.

Welch wichtige Stellung die Gilde früher in der Stadt einnahm, wird daran deutlich, dass sie lange Zeit als Innung fungierte. Die Idee, ein eigenes Heiligenhäuschen zu errichten, war nicht ganz so vermessen, weil die Gilde ohnehin über ein eigenes Grundstück am Schwanenhorst verfügte. Nach Begutachtung eines Modells im Maßstab 1:10 und nach Erhalt der Baugenehmigung im November 1994 begannen die Brüder mit dem Bau. Von den ersten Vorstellungen über die Detailplanung bis hin zur Fertigstellung war aus dem angedachten Heiligenhäuschen dann doch eine Gildenkapelle geworden. In rötlichem Backstein, mit kleinem Altar, Sitzbänken und mit einem Turm.

Der besitzt sogar eine echte Glocke, nachdem in den ersten Jahren eine bescheidene "Bimmel" ausreichen musste. Die war kaum zu hören, was einige Brüder und den Gildemeister störte. So beschloss man im März 2003 den Bau eines Glockenturms. Neben den Brüdern engagierten sich dafür auch viele Kalkarer durch Spenden. Die Sammlung hatte Erfolg: Am 15. März 2004 segnete der damalige Pfarrer von St. Nicolai die 85 Kilo schwere Glocke. Seither kann man auch im Stadtzentrum die Glocke der Josef-Kapelle hören.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort