Kleve Staatsanwalt Timmer fordert lebenslange Haft

Kleve · Im Baseballschläger-Mordprozess vor dem Klever Landgericht hat der Ankläger für alle drei Beschuldigten wegen gemeinschaftlichen Mordes die Höchststrafe gefordert; Sicherungsverwahrung ein Thema.

 Vier der Verteidiger mit Sandra S. und Sven G., die nach dem Willen des Staatsanwalts lebenslang ins Gefängnis sollen.

Vier der Verteidiger mit Sandra S. und Sven G., die nach dem Willen des Staatsanwalts lebenslang ins Gefängnis sollen.

Foto: Gottfried Evers

/ Wisselward Durch drei weitere Beweisanträge hatte die Verteidigung bis zuletzt versucht, die Schuld ihrer Mandanten zu relativieren. Stundenlang beriet die Kammer, um letztlich alle Anträge zurückzuweisen: Es spiele keine Rolle, ob der Baseballschläger auf dem Kopf oder nach dem Schlag am Boden zerbrochen sei, ob das Opfer Marc M. zuvor sediert worden sei oder ob (wenn überhaupt) Sandra S. nach fünf oder nach drei Schlägen noch zutrat. Bahn frei für das Plädoyer von Staatsanwalt Hendrik Timmer, dessen Ausführungen die ersten Regungen im Gesicht der Angeklagten hervorriefen. Denn er beantragte nicht nur, Marco A. wegen gemeinschaftlichen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe zu verurteilen, Timmer sieht im Fall Sandra S. sogar die besondere Schwere der Schuld gegeben (keine vorzeitige Entlassung), Sven G. soll nach Verbüßung der lebenslangen Haftstrafe in Sicherungsverwahrung.

 Es hat keine Vergewaltigungen gegeben, sagt Staatsanwalt Timmer. Die Frau habe Mittäter gesucht, um einen lästigen Liebhaber loszuwerden.

Es hat keine Vergewaltigungen gegeben, sagt Staatsanwalt Timmer. Die Frau habe Mittäter gesucht, um einen lästigen Liebhaber loszuwerden.

Foto: Evers

Timmer schätzt die Sache nach dem Ende der Beweisaufnahme kaum anders ein als vorher: Es sei eindeutig erwiesen, dass Sandra S. aus Wisselward zwei Männer dazu gebracht habe, mit ihr gemeinsam einen ihr lästig gewordenen Liebhaber umzubringen. Nach Darstellung der Frau war sie jahrelang von ihrem Untermieter Marc M. vergewaltigt worden - eine Lüge, wie Timmer überzeugt ist. Dass die 37-Jährige Sven G. und Marco A. dazu brachte, einen Mann, den sie kaum kannten, umzubringen, zeige, dass ihr manipulativer Charakter es ihr ermöglicht habe, die Mittäter als Werkzeuge zu missbrauchen. "Sandra S. war bereit, über Leichen zu gehen", sagte Timmer und erklärte den Plural: Aus dem "WhatsApp"-Verkehr nach der Tat war nämlich abzuleiten, dass die 37-Jährige auch noch einen Mitwisser umbringen lassen wollte. Der Auftrag dazu soll schon gegeben worden sein.

Die sexuelle Beziehung der in Wisselward lebenden Frau mit dem späteren Opfer sei einvernehmlich von Gewalt geprägt gewesen. Erst, als sie Sven G. kennenlernte, der ihr gefallen habe, sei der Entschluss gereift, den bisherigen Liebhaber loswerden zu wollen. Innerhalb weniger Wochen sei es ihr gelungen, die beiden Bekannten zu Mittätern zu machen: Gemeinsam planten sie die Tat, bereiteten sie vor, führten sie aus. Dass letztlich nicht nachzuweisen war, wessen Schläge den Tod des Opfers herbeiführten, ändere nichts daran, bei allen drei Angeklagten Mordmerkmale zu erkennen.

Anders als Marco A., der in den Augen des Staatsanwalts Chancen haben dürfte, nach 15 Jahren die Reststrafe erlassen zu bekommen, soll Sven G., der die ersten Hiebe mit dem Baseballschläge ausführte, nach dem Willen von Timmer "für immer weggesperrt" werden, weil er "für die Gesellschaft zu gefährlich" sei. Sein Hang zur Gewalt zeige sich auch in früheren Verurteilungen wegen Gewalttaten. Sven G. hatte sich selbst als "Gesetzlosen" bezeichnet.

Die Verteidigung will am 23. November plädieren.

(RP)
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