Kleve/Emmerich Stadtpfarrer will auf Paul Spätling zugehen

Kleve/Emmerich · Stadtpfarrer Bernd de Baey glaubt nicht, dass der Auftritt von Pfarrer Spätling bei Pegida für Konflikte in der Seelsorgeeinheit sorgen wird. Allem Ärger zum Trotz will er das Gespräch mit ihm suchen.

 Stadtpfarrer Bernd de Baey bleibt gelassen: Diskussionen in der Seelsorgeeinheit befürchtet er wegen Pfarrer Paul Spätling nicht.

Stadtpfarrer Bernd de Baey bleibt gelassen: Diskussionen in der Seelsorgeeinheit befürchtet er wegen Pfarrer Paul Spätling nicht.

Foto: markus van offern

Für Bernd de Baey waren die letzten Tage "wenig erfreulich". Musste sich doch der neue Stadtpfarrer von St. Christophorus/St. Johannes, der gerade mal zwei Monate in Amt und Würden ist, mit den Schlagzeilen über einen Mann auseinandersetzen, den er bis heute weder gesehen noch gesprochen hat. Pfarrer Paul Spätling, der aufgrund seines Auftrittes bei einer Pegida-Demonstration in Duisburg vom Bistum Münster am Dienstag die Erlaubnis entzogen bekam zu predigen, mag zwar formell einmal zum Emmericher Seelsorgeteam gehört haben, de facto trat er hier aber schon seit Jahren nicht mehr in Erscheinung.

In der Klever Herz-Jesu-Kirche allerdings zelebrierte der Seelsorger regelmäßig Gottesdienste nach altem Ritus - in lateinischer Sprache und mit dem Rücken zu den Gläubigen gewandt. Zudem bot er "Zönakel" an. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Gebetsform der marianischen Priesterbewegung, die laut dem Klever Kaplan Michael Berentzen nur von zehn bis 20 Gläubigen besucht werden.

Bereits vor dem Vorfall in Duisburg hatte Stadtpfarrer Bernd de Baey versucht, mit Paul Spätling Kontakt aufzunehmen, ihn angerufen, ihn angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Das wundert nicht. Am Gemeindeleben hatte Spätling, der im Jahr 2008 von Kranenburg nach Emmerich wechselte, bislang ebenso wenig teilgenommen wie an Dienstbesprechungen des Seelsorgeteams.

Der Vorvorgänger Bernd de Baeys, Monsignore Peter Kossen, erinnert sich, dass er bereits damals von Gemeindemitgliedern gefragt wurde, wer denn dieser Pfarrer Spätling sei, den man noch nie zu Gesicht bekommen habe. Zu Gottesdiensten wurde Spätling nur selten eingesetzt, weil seine Ansichten sehr stark polarisierten. "Mit dem Gemeindeleben war das nicht in Einklang zu bringen", sagt Kossen. Unter seinem Nachfolger Karsten Weidisch war dann auch irgendwann das Postfach Spätlings aus dem Pfarrbüro entfernt worden, da er sich dort ohnehin nie blicken ließ. Jetzt aber der Auftritt Spätlings bei Pegida, der ein großes Echo folgen ließ.

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Bernd de Baey vermutet, dass Paul Spätling möglicherweise gar nicht bewusst war, vor welchen Karren er sich hat spannen lassen: "In Nordrhein-Westfalen wird Pegida von rechten Parteien unterstützt. Davor kann man nur warnen. Dieses Sammelbecken will nun auch Katholiken ansprechen und sich mit Pfarrer Spätling schmücken. Das war ihm vielleicht nicht klar." Für Bernd de Baey steht jedoch fest: "Was Paul Spätling in Duisburg gesagt hat, darf man so nicht stehen lassen. Das ist nicht meine Vorstellung von Christentum." Der Emmericher Stadtpfarrer distanziert sich deutlich von den Ansichten seines Mitbruders: "Ich stehe voll und ganz hinter den Positionen des Bistums, das eine eindeutige Stellungnahme abgegeben hat", sagt er.

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Was die Situation in der Seelsorgeeinheit angeht, bleibt de Baey gelassen: "Die Positionen von Paul Spätling sind so eindeutig extrem, dass sie hier nicht für Konflikte sorgen werden, zumal er hier auch kaum bekannt ist."

Allem Ärger zum Trotz: Bernd de Baey beabsichtigt dennoch in den nächsten Tagen, auf Paul Spätling zuzugehen, das Gespräch mit ihm zu suchen. "Ob er darauf eingehen wird, weiß ich nicht. Aber ich habe es dann immerhin versucht", sagt der Emmericher Stadtpfarrer.

(RP)
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