Kreis Kleve Stasi-Opfer spricht zu Schülern über sein Leben

Kreis Kleve · Peter Keup hat in seiner Jugend unter dem DDR-Regime sehr gelitten. Heute leistet er Aufklärungsarbeit.

Keiner der Schüler des Gymnasiums für Wirtschaft und Verwaltung am Berufskolleg hatte damit gerechnet, dass der Stasi-Zeitzeuge Peter Keup seinen Vortrag mit einem Satz wie diesem beginnen würde: "1956 beschloss mein Vater, in die DDR zu ziehen." Die meisten fragten sich, warum deutsche Bürger freiwillig in die andere Hälfte Deutschlands, die Deutsche Demokratische Republik, umsiedeln wollten. Ganz einfach: Sein Vater war überzeugter Kommunist.

Keups Kindheit war unbeschwert. Der erste große Schock für die Familie war der Mauerbau 1961, denn nun durfte die Mutter ihre Eltern im Westen nicht mehr besuchen. Erst seit der KSZE-Schlussakte von Helsinki 1975 erlaubte die DDR ihren Bürgern, Ausreiseanträge zu stellen, was jedoch meist der Anfang von Schikane war, wie Familie Keup leidvoll erfahren musste. Denn man galt fortan als Staatsverräter. Peter Keup musste das Gymnasium verlassen und in einer weit entlegenen Stadt Schriftsetzer werden. Er war begeisterter Tänzer, durfte jedoch nur dann für die Nationalmannschaft der DDR tanzen, wenn er den Ausreiseantrag zurückziehen würde. Das war der Moment, in dem sich der junge Mann zur Flucht entschloss. Er plante die Flucht über Ungarn. Aber schon vor Verlassen der DDR wurde er von der Stasi verhaftet - ein Jahr Haft für Republikflucht.

Gegen Ende seiner Haftstrafe bot man ihm an, die DDR-Staatsbürgerschaft abzulegen. Trotz aller Sorge, was es für ihn bedeuten würde, staatenlos zu sein, nahm Keup das Angebot an, denn ein Leben in der DDR konnte er sich nicht mehr vorstellen. Die Bundesregierung kaufte ihn für 50 000 DM auf Vermittlung des DDR-Anwalts Vogel frei. Bei seinen Großeltern in Essen begann er ein neues Leben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort