Kneipen am Niederrhein Steigender Bierpreis macht Wirten Sorge

Kleve · Viele Brauereien erhöhen im Januar ihre Preise. Die Wirte befürchten, dass die Kunden wegbleiben, wenn das Bier teurer wird. Manch einer in der Branche ärgert sich aber über ganz andere Dinge.

 Wirtin "Puppa Schmitz" (79) regt sich nicht so sehr über den höheren Bierpreis auf. Belastender sind für sie Rauchverbot und Gema-Gebühren.

Wirtin "Puppa Schmitz" (79) regt sich nicht so sehr über den höheren Bierpreis auf. Belastender sind für sie Rauchverbot und Gema-Gebühren.

Foto: Gottfried Evers

Das neue Jahr begann für Christian Matthias, Wirt in Kleves ältester Kneipe "Zu den vier Winden", nicht gut. Auf seinen Schreibtisch flatterte ein Brief seines Getränke-Lieferanten. Sein Inhalt bereitet Matthias Sorgen. Zum 16. Januar erhöht sich der Bierpreis für einen Hektoliter (100 Liter) um 12,50 Euro, stand da geschrieben. Matthias war geschockt. "Jetzt will man uns Wirte endgültig kaputt machen", sagt der Traditionskneipier. Der Preis für Flaschenbier sei nicht erhöht worden, betont er.

Was sich nicht nach viel anhöre, habe vielleicht ernste Folgen, betont Matthias. "Wir werden die Bierpreiserhöhung wahrscheinlich an unsere Gäste weitergeben müssen. Das kann dazu führen, dass nicht mehr so viele Gäste kommen. Für einige Kneipen könnte das der Todesstoß sein", sagt Matthias.

Bei den "vier Winden" ist Bitburger im Ausschank. Derzeit verlangt der Wirt 1,50 für ein mit 0,2 Litern Pils gefülltes Glas. Falls sich Matthias zur Preiserhöhung entschließt, würde dieselbe Menge bald 1,60 Euro oder 1,70 Euro kosten. "Dann könnte es ganz eng werden. Die Frage ist, ob unsere Gäste das bezahlen werden", sagt Matthias. Eine Alternative sei für ihn "günstiges Markenbier" anzubieten, sagt er. Aber das müsse er sich noch überlegen.

Auch die meisten anderen Brauereien, deren Erzeugnisse im Kleverland getrunken werden, würden die Preise für Fassbier erhöhen, sagt Matthias. Seit 21 Jahren führt er seine Kneipe. "Das ist die heftigste Preiserhöhung, die mir bewusst ist", betont der Wirt. Eine Begründung seitens der Bitburger-Brauerei sei ihm nicht mitgeteilt worden. Auch auf die Anfrage unserer Redaktion zu den Gründen gab es von der Bitburger-Brauerei keine Antwort, lediglich die Bestätigung der Preiserhöhung zum 16. Januar.

Auch im "Gasthaus Früh" in der Gasthausstraße hat man schon von der Preiserhöhung gehört. "Ich gehe davon aus, dass alle mitziehen werden", sagt Chefin Christine Feldkamp. Sie und ihr Mann hätten darüber zwar noch nicht entschieden, aber klar sei: "Wir haben auch nichts zu verschenken." Eine Preiserhöhung sei für Wirte und Kunden immer schmerzhaft. "Wir haben auch schon mal eine Erhöhung ausfallen lassen, den höheren Preis also nicht weitergereicht", sagt Feldkamp. Für sie steht fest: "Mehr als 10 Cent geht auf keinen Fall."

Willi Peters, Wirt der Eckkneipe "zum Kronprinzen" an der Spyckstraße, hat eine Ahnung davon, warum die Brauereien die Preise erhöhen: "Da hat es wohl Probleme mit dem Hopfenanbau gegeben", sagt er. Auch für Peters ist klar, dass man seinen Gästen finanziell nicht zu viel zumuten darf. Bei ihm wird das Glas Pils auch zukünftig 1,50 Euro kosten. Das größere Problem im Vergleich zum Bierpreis sei, dass es einen Trend zum Daheimbleiben gebe. "Die Leute kaufen sich lieber einen Kasten Bier und feiern zuhause, statt in die Kneipe zu gehen", betont Peters.

Für Marie-Luise Klar, Wirtin im "Tanzpalast Bresserberg", den Klevern besser als "Puppa Schmitz" bekannt, sind es nicht unbedingt die Kunden selbst, die ihr das Leben schwer machen. "Getrunken wird immer. Wenn die Stimmung gut ist, und die Party läuft, gucken die Leute nicht auf zehn Cent", sagt die 79-Jährige. 0,3 Liter Pils kosten bei ihr 2,20 Euro, "inklusive Musik", wie Klar betont. Das wird auch so bleiben, obwohl Klar überzeugt ist, dass an einer Preiserhöhung um zehn Cent "kein Wirt kaputt geht".

Ein viel größeres Ärgernis ist für die Wirtin das Rauchverbot. "Das macht uns echt das Leben schwer", sagt Klar. Und einen besonderen Groll hegt sie gegenüber der Gema. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte habe neulich von ihr eine Gebühr für im "Tanzpalast" gespielte Musik verlangt. "Das lag doch schon Jahre zurück. Und ich habe immer meine Gebühren bezahlt", betont die Wirtin. Was die Gema da mache, sei "einfach nur unverschämt". Dagegen sei die Preiserhöhung der Brauereien noch das geringste Übel, findet "Puppa".

(RP)
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