Museum Schloss Moyland Stille Räume für Beuys

Für die Ausstellung "Joseph Beuys. Energieplan" wurde die große Ausstellungshalle wieder einmal komplett umgestaltet und überzeugt mit kleinen Kabinetten für die kleinen Zeichnungen. Sie laden ein, den großen Plan des Künstlers zu verstehen und die Bilder zu genießen.

Die frühen Zeichnungen waren für Joseph Beuys ein wichtiges Experimentierfeld, ohne sie ist der spätere Beuys oft nur schwer zu verstehen. Oder, wie Jean-Christoph Amann, ehemaliger Leiter des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt sagt: "Beuys ist gar nicht kompliziert" — wenn man gesehen hat, wie er auf den kleinen Blättern diese großen, ganzheitlich gedachten Konstrukte vorformuliert hat. Da sind sie dann wieder — die Ideen für die Installationen, für die "Soziale Plastik" oder den "Erweiterten Kunstbegriff". Moyland hat jetzt 212 der Blätter zusammengetragen, den Besuchern den Beuys zu erklären. Kabinett für Kabinett, Thema für Thema.

Energieplan

Das ist die eine Seite der Ausstellung. Auf der anderen öffnet Moyland endlich wieder einmal seine wahren Schätze, präsentiert die feinen Zeichnungen, die zarten Striche des genialen Zeichners Beuys, der eben nicht nur Bildhauer war. Blätter, die Stück für Stück zu genießen sich lohnen, die ganze Geschichten erzählen, Geschichten, die auch in den Energieplan des Künstlers passen: Wie jene Frau, die ganz in sich gekehrt vor einer Hütte sitz. Still und kraftvoll zugleich. Wie das Blatt "Mann und Frau" - sie steht schlank und stark auf den Bild, zieht ihn wie magisch an.

Es sind kleine Blätter, die kleine stille Räume brauchen: und genau diese haben die Moyländer in einer wunderbaren, ruhigen Ausstellungsarchitektur auch geschaffen, haben in den Galerien der Ausstellungshalle schöne Raumfluchten gebaut. Einzelne Kabinette, jedes in einer anderen Pastell-Farben gehalten, sammeln die Bilder thematisch, die Hängung wechselt ("Damit es nicht langweilig wird", sagt Ammann).

Eingerichtet wurden die Arbeiten von den Ausstellungsmachern, Moylands Direktorin Bettina Paust, Jean-Christophe Ammann und Nicole Fritz zusammen mit Barbara Strieder, die in Moyland die Sammlungsleiterin ist. Ausgesucht hat Strieder die Bilder mit den Wissenschaftlern, die die einzelnen Themen zu Beuys ausgearbeitet haben. "Wir haben dabei nicht wert auf die schönsten, sondern die bedeutendsten Blätter gelegt", betont Ammann. Und die sind eben auch schön - wie die Frau vor der Hütte.

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