Kleverland Störche sind so früh wie noch nie zurück

Kleverland · Die ersten Exemplare der Zugvögel sind aus ihren Winterquartieren ins Kleverland zurückgekehrt und haben ihre Horste in der Region schon besetzt. Eine Erklärung könnte laut Experten der Klimawandel sein.

 Dieser Storch sitzt auf der Nisthilfe in Till und ist schon Mitte Februar aus seinem Winterquartier an den Niederrhein zurückgekehrt.

Dieser Storch sitzt auf der Nisthilfe in Till und ist schon Mitte Februar aus seinem Winterquartier an den Niederrhein zurückgekehrt.

Foto: Robert Lörcks

Frühmorgens ist es derzeit im Kleverland noch bitter-kalt. Die Feuchtigkeit auf den Gräsern der Wiesen ist gefroren, Autofahrer müssen Eis von den Scheiben kratzen, an manchen Stellen auf den Straßen ist es gefährlich glatt. Noch ist es in der Früh winterlich.

Doch es gibt Anzeichen für den nahenden Frühling. Nicht nur Schneeglöckchen blühen und Krokusse sprießen. Auch erste Weißstörche, die das Kleverland im Winter verlassen hatten, sind bereits zurückgekehrt. Zwei, drei oder gar vier Wochen früher als die Vögel das in den Jahren zuvor getan haben.

Einer der ersten, aus seinem Winterquartier ins Kleverland zurückkommenden Störche besetzte an den Karnevalstagen die Nisthilfe in Till. Robert Lörcks hat den Vogel dort fotografiert. "Das habe ich noch nicht erlebt, dass die Störche schon Mitte Februar wieder hier sind", berichtet der Tiller - immerhin nisten die Vögel seit 2006 in der Ortschaft.

Auch anderswo im Kleverland sind die Zugvögel - die ersten Störche brüteten nach sechs Jahrzehnten 1996 am Niederrhein erfolgreich in Zyfflich - bereits wieder zurück. Hans Gerd Kersten aus Kranenburg von der Arbeitsgemeinschaft Weißstorch in NRW berichtet, derzeit gingen nahezu täglich neue Rückkehr-Meldungen bei ihm ein. Erste "Heimkehrer" sind ebenso in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen Anfang Februar gesichtet worden.

Dass die Störche in diesem Jahr früher als je zuvor wieder am Niederrhein eintreffen, bestätigen der Diplom-Biologe Andreas Barkow von der Nabu-Naturschutzstation in Kranenburg und die Landschaftsökologin Mareike Büdding vom Naturschutzzentrum des Kreises Kleve in Rees. "Normalerweise kommen sie erst Anfang oder Mitte März zurück", sagen die beiden Experten.

Über die Gründe des veränderten Verhaltens der Störche können auch die Fachleute nur spekulieren. Der Klimawandel kann nach Ansicht von Hans Gerd Kersten durchaus Wirkung auf das Zugverhalten der Vögel haben. Mareike Büdding und Andreas Barkow vermuten zudem, dass es sich bei vielen der früher zurückkehrenden Tiere um Störche handelt, die nicht bis nach (Süd)Afrika, sondern lediglich nach Südeuropa zum Überwintern geflogen und deshalb nun schon wieder am Niederrhein eingetroffen seien. Außerdem verzichteten aufgrund der milden Witterung in den vergangenen Wintern immer mehr der Vögel auf den Flug in ein Winterquartier. Neben der Witterung spielt nach Einschätzung des Diplom-Biologen und der Landschaftsökologin auch das vorhandene Nahrungsangebot eine Rolle. "Und das ist beispielsweise in der Düffel-Niederung in diesem Winter gut gewesen: Es gab und gibt dort viele Maulwürfe und Mäuse, die Störche nun mal gerne fressen", sagt Andreas Barkow.

Dass die Störche in diesem Frühjahr eher als sonst an den Niederrhein zurückkehren, muss nach Einschätzung der Fachleute nicht bedeuten, dass die Vögel auch früher mit ihrem Brutgeschäft beginnen werden. Normalerweise beginnt die Brutzeit im April. Die Brutdauer beträgt etwa 30 Tage. Erst circa neun Wochen nach dem Schlüpfen werden die Jungvögel flügge. Bis dahin ist die Gefahr groß, dass sie bei Kälteeinbrüchen oder sehr feuchter Witterung nicht überleben.

Der Frühling ist nicht nur die Zeit der Rückkehr der Störche an den Niederrhein. Zugleich ist es die Zeit, in der die sibirischen Wildgänse, die in der Düffel überwintert haben, in ihre Sommer-Quartiere zurückfliegen. Aber wie mancher Storch, so bleibt auch manche Wildgans ganzjährig am Niederrhein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort