Bedburg-Hau-Moyland Streit um Moyland-Direktorin

Bedburg-Hau-Moyland · Der Vertrag von Dr. Bettina Paust als Direktorin von Museum Schloss Moyland ist seit fast einem Jahr vakant. Stiftung und Land verloren einen Arbeitsprozess zur Klärung in erster Instanz. Knappe Mehrheit im Kuratorium für Berufung.

 Äußerlich eine Idylle: Museum Schloss Moyland mit seinen Türmen und Zinnen hinter dem Kutschenrondell.

Äußerlich eine Idylle: Museum Schloss Moyland mit seinen Türmen und Zinnen hinter dem Kutschenrondell.

Foto: Gottfried Evers

Die künstlerische Direktorin von Museum Schloss Moyland muss seit geraumer Zeit ihre Schreiben und Mails als "Leiterin Joseph Beuys Archiv/Stellvertretende Künstlerische Direktorin" und nicht mehr als "künstlerische Direktorin" signieren. Franz Rudolf van der Grinten als Sprecher des Vorstands der Stiftung Museum Schloss Moyland begründet diesen Schritt mit dem vor einem Jahr ausgelaufenen Direktoren-Vertrag von Paust.

Zwar habe Paust das Kuratorium mit ihrem neuen Konzept für Schloss Moyland 2009 überzeugen können. Doch nach sieben Jahren habe man resümiert, dass man den Vertrag mit der Direktorin nicht verlängern wolle, so der Sprecher der Stiftung. Van der Grinten erklärt, dass es Dr. Paust 2009 vertraglich zugesichert worden sei, dass sie bei einer Nichtverlängerung ihres Vertrages wieder ihre Stellung als Leiterin des Joseph-Beuys-Archivs innehabe.

 Dr. Bettina Paust leitet die künstlerischen Geschicke von Schloss Moyland.

Dr. Bettina Paust leitet die künstlerischen Geschicke von Schloss Moyland.

Foto: Evers Gottfried

Deshalb die Signatur "Leiterin Joseph-Beuys-Archiv Stellvertretende Künstlerische Direktorin". Die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MFKJKS), Christina Kampmann, die stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums ist, ließ sich Zeit mit ihrer Antwort: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Personalangelegenheiten äußern", schreibt MFKJKS-Sprecher Henning Severin.

Paust hatte, nachdem ihr Vertrag im April 2016 ausgelaufenen war, vor dem Arbeitsgericht Wesel klären lassen, wie ihre berufliche Situation einzuordnen sei. Das Urteil des Arbeitsgerichtes war eindeutig: "Es wurde festgestellt, dass der Arbeitsvertrag vom 23. April 2009 nicht mit Ablauf des 30. April 2016 endet, sondern darüber hinaus fortbesteht, und dass der Klägerin die Tätigkeit als künstlerische Direktorin unbefristet zu übertragen ist", sagt Peter Jakubowski, Direktor des Arbeitsgerichts Wesel.

Mit knapper Mehrheit entschied das Kuratorium der Stiftung nach langer Diskussion, gegen dieses Urteil Berufung einzulegen. Im Sommer kann, so Jakubowski, mit der Verhandlung vor der nächsten Instanz in Düsseldorf gerechnet werden. Wird das Urteil bestätigt, hat Dr. Paust einen unbefristeten Vertrag als Direktorin von Museum Schloss Moyland, wenn nicht, ist sie wieder Leiterin des Joseph Beuys Archivs. Bis Moyland dann einen neuen Direktor findet, wird sie weiterhin als "Stellvertretende Künstlerische Direktorin" die Geschicke des Museums leiten müssen.

Dann könnte sogar wieder eine Hängepartie drohen, wie vor 2009. Denn einfacher wird es um Schloss Moyland nicht werden, zumal die Stiftung finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, gerade unter einer verschärften Haushaltssperre steht und frei gewordene Stellen im Schloss seit Jahren nicht mehr besetzt werden. Öffentlich wurden bis jetzt auch keine Gründe laut, warum man den Vertrag nicht verlängern möchte.

"Ich habe die große Sorge, dass bei einer längeren Vakanz, die bei einer Nichtverlängerung des Vertrages droht, Moyland schwer beschädigt wird", mahnte Bedburg-Haus Bürgermeister und Kuratoriums-Mitglied Peter Driessen gestern. Er erinnert an die Phase vor 2009, als es nicht gelang, die Stelle des Direktors zu besetzen. Erst Paust legte ein Konzept zur Umgestaltung des Schlosses und seiner Sammlung vor, die das Land als Stifter und den Stiftungsvorstand überzeugte.

Für die Umgestaltung der Sammlung konnte Paust 2009 den Berliner Architekten Thomas Albrecht gewinnen, der jüngst das Museum Barberini in Potsdam aufbaute. Sie machte aus der erstarrten Moyländer Hängung des Sammler-Hauses ein Museum für Moderne Kunst, so wie es das Land vor 2009 gefordert hatte. Auch holte sie Fördergelder in Millionenhöhe ins Schloss.

Die Besucherzahlen lagen nach der Wiedereröffnung zwar unter den Zahlen nach der Eröffnung Ende der 1990er Jahre, sind aber mit über 50.000 Museumsbesuchern pro Jahr in den Jahren 2014 und 2015 (die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor) immer noch sehr hoch für ein Museum in der Provinz. Zum Vergleich: Museum Kurhaus Kleve liegt bei 20.000 Besucher, das Abteiberg-Museum Mönchengladbach zählte als Rekord 36.000, das Museum Lehmbruck in der Großstadt Duisburg feierte 2012 einen Besucherrekord mit 50.000 Besuchern im Jahr, sonst liegen die Zahlen darunter.

Auf der anderen Seite gärte stets die Auseinandersetzung mit der Sammlerfamilie um die Ausrichtung der Sammlung und auch der aus den Gründungsjahren Moylands stammende Streit mit dem Beuys-Nachlass ist nicht beigelegt.

Paust gab zu der Personalie keine Stellungnahme ab, mit der Bitte um Verständnis, dass sie als Betroffene zu einem laufenden Verfahren keine Auskunft geben könne.

(RP)
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