Weg in Kleve-Materborn verbarrikadiert Streit um Straße eskaliert

Kleve-Materborn · In Kleve ist ein Nachbarschaftsstreit eskaliert. Eine Anwohnerin hat mit Eisenträgern und Erdhügeln die private Straße in Materborn abgesperrt. Besucher des Reitstalls Georg Cluse ist die Passage so unmöglich gemacht. Eine einstweilige Verfügung gegen die Sperrung wurde abgelehnt.

 Georg Cluse an einer Straßensperre: Eine Einstweilige Verfügung gegen die Sperrung wurde vom Gericht abgelehnt.

Georg Cluse an einer Straßensperre: Eine Einstweilige Verfügung gegen die Sperrung wurde vom Gericht abgelehnt.

Foto: Gottfried Evers

Was passiert, wenn Nachbarschaftsstreitigkeiten aus dem Ruder laufen, lässt sich derzeit eindrucksvoll in Materborn beobachten. Dort, ganz in der Nähe des Truppenübungsgeländes, wird bereits seit dem vergangenen Jahr um die Straße Schaepenfeld gestritten. Es geht um die Sanierung und die damit zusammenhängende öffentliche Widmung der Straße.

Während einige Anwohner, allen voran Georg Cluse vom gleichnamigen Reitstall, auf der öffentlichen Nutzung des Weges seit mehreren hundert Jahren — und damit auf die sogenannte unvordenkliche Verjährung — bestehen, sieht die Stadt die Frage der Widmung grundlegend anders und weigert sich, die Straße zu sanieren. Ein rein juristischer Streitpunkt, könnte man meinen. Jedoch ist die Situation ungleich komplizierter geworden, seit sich Nachbarn untereinander nicht mehr einig darüber sind, was mit dem Privatweg, der über den Grund mehrerer Eigentümer verläuft, geschehen soll.

"Die Situation ist jetzt eskaliert", sagt David Michalowski, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft und Rechtsvertreter von Georg Cluse. Was Michalowski meint, sind massive Eisenträger, die eine Anwohnerin auf ihrem Teil der Straße verankern ließ. Auch Erdhügel wurden aufgeschüttet, um ein Passieren des Wegs zu verhindern. "Jetzt hat man Fakten geschaffen. Das ist für uns eine Existenzfrage", sagt Cluse, der sich nun der Zufahrt zu seinem Hof beraubt sieht.

Georg Cluse erhebt nicht nur schwere Vorwürfe gegen seine Nachbarin, sondern auch gegen die Stadt und gegen Rechtsdirektor Wolfgang Goffin. Der habe sich entgegen anderslautender Versprechungen nicht als Moderator eingesetzt, sondern stattdessen monatelang nichts von sich hören lassen. "Eine Darstellung, die mich irritiert und verärgert", kontert Goffin. So habe er immer wieder Gespräche mit Anwohnern geführt und versucht, einen Konsens zu erzielen. "Wenn ich jetzt so etwas höre, weiß ich nicht, wofür ich mir die ganze Zeit genommen habe", sagt Goffin.

Er habe große Hoffnungen in ein Angebot der Anwohnerin gelegt, Cluse könne ihren Teil der Straße kaufen. Für 40.000 Euro heißt es Montag von der einen, für etwas mehr als die Hälfte, heißt es von der anderen Seite. Cluse aber weigerte sich. "Ich hätte noch einen weiteren Teil ihres Grundstücks benötigt, um vernünftig mit meinen Maschinen rangieren zu können. Den war sie jedoch nicht bereit, zu verkaufen", sagt er. Die Fronten scheinen dermaßen verhärtet, dass kaum abzusehen ist, wie die Streitigkeiten ausgehen. Die Stadt werde nicht initiativ, um die Sperrung aufzuheben, sagt Goffin. "Das Grundstück gehört der Eigentümerin, sie hat das Recht dazu", sagt er. Nach einer Ortsbesichtigung wies er auch den Vorwurf von Cluse zurück, Rettungswagen könnten den Hof nicht mehr erreichen. "Dafür ist genug Platz vorhanden, da sehe ich keinen Hinderungsgrund", sagt er.

Cluse vermutet, die Stadtverwaltung verfolge ganz eigene Interessen. "Im kürzlich vorgestellten Flächennutzungsplanentwurf kommt unserer Betrieb gar nicht mehr vor. Stattdessen ist der Grund, auf dem sich unser Hof befindet, als Bauerwartungsgebiet ausgeschrieben. Die Stadt hat ein begründetes Interesse, dass unser Betrieb verschwindet, weil sie dort ein Neubaugebiet errichten will", sagt Cluse. Geschlagen geben will sich der Besitzer der Reithofs aber nicht, wie auch David Michalowski betont. Deswegen hat er im Namen Cluses einen Antrag auf eine einstweiligen Verfügung gestellt, um die Sperrung aufzuheben. Dieser Antrag wurde nun aber abgelehnt. Cluse sieht darin "den Todesstoß für unseren Betrieb".

Man prüfe, wie weiter zu verfahren sei, sagt David Michalowski. Es um "Rechtssicherheit für Herrn Cluse". Auszuschließen sei weder der prozessuale Weg noch Schadensersatzforderungen an die Stadt Kleve. Das letzte Kapitel in Materborn scheint noch längst nicht geschrieben zu sein.

(RP)
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