Kalkar Stürmer in der Kaserne als Redner

Kalkar · Ex-Berater von Kanzler Kohl referiert über Thema"Deutschland, was nun?"

 Professor Michael Stürmer war der Referent in Kalkar.

Professor Michael Stürmer war der Referent in Kalkar.

Foto: Bundeswehr

Der Kommandeur des Zentrums Luftoperation, Generalleutnant Joachim Wundrak, hat zum letzten diesjährigen Wintervortrag in der Von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar mehr als 400 Zuhörer, darunter zahlreiche Soldaten und Schüler aus Geldern und von der Gaesdonck, begrüßt. Zu dieser Kooperationsveranstaltung hatten das in Kalkar und Uedem stationierte Militär und die Deutsche Atlantische Gesellschaft, Regionalkreis Niederrhein, Professor Michael Stürmer eingeladen. Dieser sprach über die Europäische Sicherheits- und Außenpolitik mit der Frage: "Deutschland, was nun?"

Der Referent, Jahrgang 1938, war Chefkorrespondent der "Welt" und der "Welt am Sonntag" und in den 80er-Jahren politischer Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl. Professor Stürmer warf viele Fragen auf: "Europa allein in der weiten Welt ohne amerikanische Letztgarantie? Artikel Fünf des Nordatlantikpakts von 1949 nur noch papierene Beistandsgarantie? Das Bündnis überdehnt und überfordert, unterbemannt und unterfinanziert? Russland aber vor den Toren, sehr stark und unberechenbar" Bisher sei das noch mehr Schreckensvision als Zukunftsbild. Aber es sei auch nicht mehr Zeit, wo europäische Staats- und Regierungschefs als Antwort auf die Forderungen der Lastenverteilung in Brüssel finanzielle Heldentaten versprochen hätten, nämlich zwei Prozent vom Bruttosozialprodukt für Verteidigung, um dann zuhause zu versichern, dass nichts so heiß gegessen, wie es gekocht würde, dass die Vereinigten Staaten die Europäer stets vor den Folgen ihres Nichtstuns schützten und aus jeder misslichen Lage heraushauen würden. Wenn das Schlimmste zum Schlimmen komme, gebe es immer die nukleare Abschreckung. Putins Eskalationsmöglichkeit werde ausgeglichen und übertrumpft durch die amerikanische. "Die Glaubwürdigkeit ruhte auf beidem, der amerikanischen Supermacht und der Bereitschaft Amerikas, die eigene Existenz in die Waagschale zu werfen", sagte der Referent. Professor Stürmer fragte: "Was passiert, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten, in Sachen Sicherheit und Verteidigung ein Novize, für geopolitische Risiken und Nebenwirkungen, Geographie und Geschichte keinen Sinn hat, erfahrenen Rat in den Wind schlägt und den Unterschied nicht begreift zwischen Sicherheitsarchitektur, die den Frieden sichert und Intervention, wenn es zu spät ist?" Dann sei alles möglich. Sicherheitspolitik müsse vom Ernstfall her denken. Dieser aber habe heute vielerlei Szenarios und Schauplätze. Die Rangordnung beginne mit den Völkerwanderungen, die Europas Gefüge zerreißen könnten, und den Übergängen zu Terror und organisierter Kriminalität. Ernst seien auch, was Politik und Strategie betreffe, die Kriege an der Peripherie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort