Kleve Syrer bringen Krippenfiguren zurück

Kleve · Die meisten der Mitte Januar aus der Stiftskirche gestohlenen Figuren sind wieder da. Zwei in Kleve lebende Flüchtlinge aus Syrien brachten sie zur Polizei. Ein 42-Jähriger Klever hatte die entwendeten Figuren bei ihnen untergestellt.

 Issam H. (20), Ali H. (20) und Pastor Albert Lütkebohmert (von links) in der Stiftskirche mit den Krippenfiguren, die die beiden jungen Syrer zurückgebracht haben.

Issam H. (20), Ali H. (20) und Pastor Albert Lütkebohmert (von links) in der Stiftskirche mit den Krippenfiguren, die die beiden jungen Syrer zurückgebracht haben.

Foto: Markus van Offern

Riesige Erleichterung in der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt: Ein Großteil der am 17. Januar aus der Stiftskirche gestohlenen Krippenfiguren ist wieder zurück. "Damit hat wirklich niemand gerechnet. Ich hatte gedacht, dass wir die Figuren nie wiedersehen würden", sagte gestern Pastor Albert Lütkebohmert. Doch es kam anders. Zwei 20-Jährige Männer aus Syrien, die in einer Klever Flüchtlingsunterkunft wohnen, überreichten sie der Polizei. Die Beamten gaben die Krippenfiguren dann der Pfarrei zurück.

Das ist die Vorgeschichte: Die beiden Syrer, Ali H. und Issam H., hatten einen 42-jährigen Klever kennen gelernt, der anbot, ihnen deutsch beizubringen. "Offenbar wollte der Mann die beiden Flüchtlinge jedoch nur ausnutzen", sagte gestern Polizeisprecher Manfred Jakobi. Der 42-Jährige bat sie, eine Tasche bei sich aufzubewahren. Der Inhalt: einige der aus der Stiftskirche gestohlenen, teils mehr als 100 Jahre alten Krippenfiguren aus Holz und Gips - die Heilige Familie, die Heiligen Drei Könige, Frauen, Männer sowie verschiedene Tierfiguren.

Anfangs dachten sich die beiden Syrer, die seit anderthalb Jahren in Deutschland leben und aktuell in einer Unterkunft in der Sackstraße untergebracht sind, nichts weiter dabei. Doch dann schöpften sie Verdacht. Bei der Recherche im Internet stießen sie auf Zeitungsberichte über den Diebstahl der Figuren aus der Stiftskirche. Sofort machten sie sich mit der Tasche und den Figuren auf den Weg zur Polizei und berichteten den Beamten, was vorgefallen war.

Die Polizei durchsuchte daraufhin die Wohnung des 42-jährigen Klevers, konnte jedoch kein weiteres Diebesgut finden. Der Verdächtige machte bei seiner Vernehmung keinerlei Angaben. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren wegen Diebstahls eingeleitet.

Gestern machte der Fall eine neuerliche, ungeahnte Wendung. Bei einem Termin mit Pressevertretern, Polizei und den beiden Flüchtlingen in der Stiftskirche bedankte sich Pastor Albert Lütkebohmert bei den jungen Syrern für die Wiederbeschaffung der Krippenfiguren. Er erläuterte den beiden 20-Jährigen, welche Bedeutung die Krippendarstellung hat und welche Figuren zu dem von der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer gestalteten Werk gehören. Daraufhin erklärten die jungen Syrer den Beamten, dass sie einige der fehlenden Figuren bei einem Freund gesehen hätten. Als dieser Freund dann auch noch zufällig gerade vor der Stiftskirche vorbeilief, sprachen ihn die Polizisten gleich an. Der 22-Jährige, der in der selben Unterkunft wie Ali H. und Issam H. wohnt, erklärte den Beamten, dass er einige Figuren, unter anderem das Jesuskind, ein Kamel und einen Hirten, von dem 42-Jährigen zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Da er über die Herkunft und die Bedeutung der Krippenfiguren nichts gewusst habe, habe er das Geschenk angenommen, so der 22-Jährige. In der Unterkunft übergab er die Figuren dann der Polizei.

Vor einigen Monaten hatte die Stiftskirche bereits eine andere Figur zurückerhalten: Im September 2016 wurde die Figur eines Propheten aus dem 15. Jahrhundert wiedergefunden, die vor mehr als 40 Jahren gestohlen worden war. Sie befindet sich derzeit noch bei einem Restaurateur.

Jetzt fehlt nur noch die Josefsfigur aus der Krippe. "Wir sind zuversichtlich, dass die auch noch auftaucht", sagt Pastor Lütkebohmert.

(RP)
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