Niederrhein/Benin Tagebuch aus Benin: Jubel im Centre Medical Gohomey

Niederrhein/Benin · In der kleinen Buschkrankenstation in Gohomey, im westafrikanischen Benin, ereignen sich Dinge, die an ein Wunder grenzen.

Nachdem am Vormittag ein erstes beninisch-deutsches Ärzteforum im Projekt der Aktion pro Humanität stattfand, nahm der weitere Tag einen fulminanten Verlauf trotz drückender Hitze.

Das Team der Aktion pro Humanität jubelte heute gleich zwei Mal, und es gab großen, begeisterten Applaus. Dr. Johannes Kohler operierte im OP-Container einen ersten Patienten mit einem Hauttumor - allerdings noch in Lokal-Anästhesie. Doch es funktionierte alles. Vom Skalpell, zum Abdecktuch, zu den Tupfern, Nadelhaltern, Pinzetten, Verbandsmaterial - alles war vorhanden. Dirk Henricy hat von Xanten bis nach Gohomey in wochenlanger Vorarbeit alles perfekt auf den Weg gebracht.

Der Patient kam strahlend mit seinem Kopfverband aus dem OP und bedankte sich sehr bei dem OP-Team für die völlig schmerzfreie Operation. Morgen folgt, sollten Charly Moeders, Peter Tervooren und der beninische Techniker Michel die Wasserzu- und Ableitung zum Container noch fertig stellen können, die erste Operation in Vollnarkose. Dr. Wolfgang Paul wird diese Anästhesie leiten gemeinsam mit seiner beninischen Assistentin, Schwester Odile.

Kaum war diese erste Operation beendet, tönte der Jubel aus dem Röntgenraum, denn dort war das erste Röntgenbild entstanden.

Radiologin Dr. Angelika Mosch, Walburga Koep, MTRA, und Daniel, der Röntgen-Techniker der Herstellerfirma, hatten es geschafft. Gestochen scharf zeigte sich das Röntgenbild einer linken Frauenhand mit Ring am Ringfinger, so wie es 1895 Prof. Carl Röntgen von seiner Ehefrau erstellte. 1901 erhielt er für diese Erfindung den ersten Nobelpreis der Physik.

Gynäkologe Dr. Peter Kraus, Andrea Höltervenhoff, APH, und Hebamme Sandra Hanselka hielten heute wieder ihre gynäkologische Sprechstunde, unter anderem auch mit Schwangeren-Vorsorgeuntersuchungen, ab. Bereits am Morgen hatte Dr. Kraus die beninischen Gynäkologen mit seinen Vorschlägen zur Benutzung eines Spezialkatheters, der das Verbluten von Frauen nach der Geburt stoppen kann, überzeugen können. Auch das ist ein enormer technologischer Fortschritt in einer Region mit eine der höchsten Müttersterblichkeiten der Welt durch eben solche Geburtskomplikationen.

Viele Säuglinge und Kleinkinder in der Kinderkrippe der Aktion pro Humanität in Gohomey sind dafür überlebende Zeugen, die jetzt oft von ihren Großmüttern weiter begleitet werden.

Ein Tag, an dem es unendlich viel Dank zu sagen gilt an so viele Adressen. Ein Tag, der so viel Hoffnung bringt in eine Region des Nachbarkontinents, in der 700 000 Menschen von nur einem permanenten Gynäkologen und einem Chirurgen in zwei unterschiedlichen Hospitälern versorgt werden.

(RP)
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