Kommentar Theaterdonner auf der Zielgeraden des Wahlkampfes

Kleve · Der Wahlkampf geht auf die Zielgerade - bis jetzt hatten die Kandidaten vor allem Nettigkeiten ausgetauscht. Das ist mit der scharfen Kritik von Schwarz-Grün an den Wahlkampfversprechen von Sonja Northing vorbei. Die reagierte defensiv, ruderte in ihren Aussagen zurück. Mehr Bürgernähe, mehr Transparenz hatte sie gefordert, eine andere Kultur in der Verwaltung. Damit zeigte Northing Mängel in Bürgernähe und Transparenz auf. Doch als diese Kritik an den Verwaltungsmitarbeitern auch als solche verstanden und konkret formuliert wurde, fühlte sie sich "missverstanden". Sie stehe vor den Mitarbeitern, spreche ihnen ihr Vertrauen aus, sagt sie. So sei das alles nicht gemeint gewesen. Und ihre Stereotype "Wir müssen mit den Menschen reden", die für Viele viele "Runde Tische" suggerierte, wurde auch zurückgenommen. Es werde nur einen geben - mit der Kulturszene. Ach so. Es scheint, als habe Sonja Northing Polit-Sprech sehr schnell gelernt. Großen Theaterdonner gab's im Wahlkampf um die freie Kulturszene. Einige Kandidaten ließen sich zu kostspieligen Versprechen hinreißen. Northing will den Etat für die freie Szene mal eben verdoppeln. Hört sich gut an, und ist ja auch nicht viel Geld. 11 900 Euro zusätzlich im Jahr verspricht sie den rund ein Dutzend Kultur treibenden Einrichtungen aus Bedburg-Hau, Goch, Kleve. Geld, das sich in dem Klever Haushalt schon irgendwo auftreiben lasse. Wo, sagt sie nicht. Da bleibt sie lieber vage. Völlig abstrus angesichts der finanziellen Lage ist die Forderung ihres Gegenkandidaten Artur Leenders nach einem Kulturdezernenten. Der kostet ein Vielfaches von dem, was Northing der Freien Szene Gutes tun möchte. Und den braucht die Stadt auch nicht.

Northing und Leenders scheint entgangen zu sein, dass die Stadt auch längst eine Stelle eingerichtet hat, die Mittel für die Kulturszene - und nicht nur für die - einwerben soll. Eben das, was die freie Szene gefordert hatte. Northings Umfeld, Offene Klever und die FDP, stimmten im Rat gegen diese Stelle. Der FDP war sie zu teuer. Soviel zur Kulturförderung, mit der man in Wahlkampfzeiten so gerne hausieren geht. Da fragt man sich, ob Northing überhaupt ihre eigenen drei Parteien hinter sich hat.

Und Udo Janssen? Gibt den Mann mit klarer Kante, der die Zahlen vor sich herträgt. Ob er damit die für die Bürgermeisterwahl wichtigen Sympathiepunkte sammeln kann, wird man erst am Wahltag sehen.

(RP)
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