Bedburg-Hau Theaterstücke gegen das Vergessen

Bedburg-Hau · Das Kinder- und Jugendtheater mini-art hat den Spielplan für das erste Halbjahr 2017 vorgestellt. Auch erwachsene Zuschauer sind zu den Stücken eingeladen, die meist vielschichtig und oft preiswürdig sind.

 Das mini-art-Team mit den Mitarbeiterinnen Gabriele Brandenburg (hinten), Anne Gollasch, Leiterin und Schauspielerin Crischa Ohler, Theaterpädagogin Helga Diekhöfer (von links) und Leiter und Schauspieler Sjef van der Linden.

Das mini-art-Team mit den Mitarbeiterinnen Gabriele Brandenburg (hinten), Anne Gollasch, Leiterin und Schauspielerin Crischa Ohler, Theaterpädagogin Helga Diekhöfer (von links) und Leiter und Schauspieler Sjef van der Linden.

Foto: Evers

Seit bald 20 Jahren macht das Kinder- und Jugendtheater mini-art Geschichte und Geschichten am Niederrhein erlebbar. Immer wieder werden die Stücke mit Preisen versehen. Auf dem Spielplan, der jetzt vorgestellt wurde, stehen im ersten Halbjahr 2017 einige dieser preisgekrönten Stücke, aber auch spannende Projekte mit Patienten der LVR-Klinik oder mit Geflüchteten.

Das aktuellste Stück feierte im Oktober Premiere. "Das Schutzengelhaus" erzählt die Geschichte eines Jungen und seiner Mutter, die aus ihrem Tode hinaus ihre eigene Lebensgeschichte betrachten - und so gleichzeitig die grausame Geschichte der "Kinderfachabteilung" Waldniel-Hostert bei Mönchengladbach erzählen, in der die Nationalsozialisten behinderte und verhaltensauffällige Kinder ermorden ließen. Ein Thema, das sich vor allem für den Schulunterricht eignet, wie Theaterpädagogin und Lehrerin Helga Diekhöfer weiß. Sie stellt im Moment Unterrichtsmaterial zur Thematik der von den Nazis betriebenen Euthanasie und zum Hintergrund des Stückes zusammen, aus dem Lehrer bei Bedarf Bausteine für die Vor- und Nachbereitung des Theaterbesuchs entnehmen können. Klassen können sich noch für die Schulvorstellungen anmelden (28. und 30. Januar, 22. Mai), es sind auch alle anderen willkommen.

Die Leiter des mini-art-Theaters, Crischa Ohler und Sjef van der Linden, hatten das ehemalige Kinderheim besucht, das von den Nazis 1939 verstaatlicht wurde und in dem zwischen 1941 und 1943 in der "Kinderfachabteilung" insgesamt 99 Kinder auf grausame Weise ums Leben kamen. Heute verfällt das Gebäude, doch die beiden Schauspieler wollen diesen Teil der deutschen Geschichte mit dem Theaterstück nicht dem Vergessenwerden überlassen.

"Wir wissen, dass unsere Stücke nicht einfach sind, aber wir wollen nicht auf der Oberfläche schwimmen", sagt Ohler. Dazu suchen sie sich Aspekte und Personen, an denen beispielsweise Geschichte wieder konkret erlebbar wird. Van der Linden berichtet von Zuschauern, die mit einer Behinderung leben, und sich das Stück trotzdem angucken. "Mutig", findet er, "die sagen, damals wäre ich dabei gewesen."

Doch der neue Spielplan bietet auch leichtere Kost. Seit zwei Jahren schon spielt das mini-art immer wieder das Stück "Vom Prinzen, der auszog um die Liebe zu finden". Das Märchen eines belgisch-irischen Autors hat van der Linden zum Theaterstück umgeschrieben. Es geht um einen Prinzen, der von seinen Eltern losgeschickt wird, um eine Frau zu finden. Er findet alle Mädchen doof, am Ende heiratet er einen Fisch. (Vorstellungen am 17. und 18. Februar).

Zudem arbeitet mini-art wieder an einigen Projekten, deren Ergebnisse im Laufe des Jahres vorgestellt werden sollen. Das Projekt "Unterwegs" wird fortgeführt und unter dem Titel "Der dritte Raum, Teil 4" am 11. Juni erstmals präsentiert. Das Projekt arbeitet die Geschichten von unterschiedlichen Personen auf, darunter Mitarbeiter und Patienten der LVR-Klinik, zwei Geflüchtete sowie Bürger und Bürgerinnen vom Niederrhein. Dabei geht es immer um das Unterwegssein, egal ob auf der Flucht, auf der Suche nach sich selbst oder im Urlaub. Verschiedene Geschichten werden zu einem Theaterstück (ab 12 Jahren).

Wichtig ist den Theatermachern, dass ihre Stücke zwar eine Altersangabe haben ("Schutzengelhaus" ab 14 Jahre, der "Prinz" ab 6 Jahre), die Stücke aber immer auch Erwachsene ansprechen. "Die können auch ohne Kind an der Hand vorbeikommen", sagt Diekhöfer.

Info Den kompletten Spielplan mit weiteren Stücken findet man im Internet unter: www.mini-art.de/spielplan

(mre)
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