Kleve Toulouse Tobacco und die weiße Stadt

Kleve · Farbe war das Motto am Tag des Denkmals. Nach dem Auftakt im Haus Koekkoek bot Marlene Zidelius eine Führung durch die City zu Kleves Streitthema: "Ist oder war Kleve eine weiße Stadt ?" Museumsfreunde suchen Helfer fürs Palais.

 Kleves Fassaden-Palette: Vom verklinkerten Jugendstilhaus Rexing (rechts) über Koekkoeks weißen Klassizismus bis zum Arntz-Turm (links).

Kleves Fassaden-Palette: Vom verklinkerten Jugendstilhaus Rexing (rechts) über Koekkoeks weißen Klassizismus bis zum Arntz-Turm (links).

Foto: Gottfried Evers

Haus Koekkoek ist als bedeutendes Bau- und Kunstdenkmal der ideale Ort, um den Tag des Denkmals in der Kreisstadt einzuläuten. Vor allem, wenn der noch unter das Motto "Farbe" gestellt ist. Drinnen malte Barend Cornelis Kokkoek seine romantischen Bilder in romantischen Farben, mit seiner Architektur draußen steht das Haus für die verputzten prunkvollen Gebäude des Klever Klassizismus. Hier vor Haus Koekkoek startete nach einem Vortrag von Ursula Geisselbrecht - künstlerische Leiterin des Hauses - über die Farben des Malers Koekkoek Stadtführerin Marlene Zidelius ihren Gang durch Kleve.

"Ist Kleve eine weiße Stadt?", fragte sie, nachdem mit der dunklen Verblendung des Klever Rathauses diese Diskussion vor allem durch Bürgermeister Theo Brauer und Bundesumwelt- und Bauministerin Dr. Barbara Hendricks angestoßen wurde. Ihr Fazit vorweg: Kleve ist keine weiße Stadt. Es gab immer ein Miteinander weißer und gemauerter Häuser aus Backstein. Eine Einheitlichkeit habe es da wohl nicht gegeben, sagte Zidelius und belegte dies an vielen Beispielen, untermauert mit historischen Stichen und Zeichnungen, Fotos.

Ein Paradebeispiel ist der Platz vor Haus Koekkoek, der ein gutes Stück Klever Architekturgeschichte bietet. Rexing als Jugendstilgebäude mit feinem Klinker, sandsteinähnlichem Zierrat und dominantem Fenster. Dann der verputzte Kurfürst, das van-Ackeren-Häuschen aus dem 19 Jahrhundert, einst Backsteinfarben, jetzt weiß gestrichen. Dazwischen Koekkoeks Klassizismus mit steinernem Sockelgeschoss, der Beletage und den hohen Fenstern mit Gewänden.

Gegenüber der Arntz-Turm aus dem 19. Jahrhundert, davor das einst weiß verputze Café mit seinen 45-Grad-Ecken-Fenstern aus den 1980er Jahren und der aufwendigen Verblendung mit dem damals modernen, rohen Klinker. Schließlich das neue Rathaus mit Toulouse Tobacco: Einer der derzeit in modernen Entwürfen gerne verbauten sehr dunklen Klinkersteine. Jede Epoche hat ihren Stil, ihre Farbe. Zidelius machte keinen Hehl daraus, dass ihr "Toulouse-Tobacco" nicht gefällt. Die Planer von ASTOC-Architekten versprachen, damit einen in sich stimmigen Bau in einer Farbgebung zu schaffen, die andernorts sehr gut funktioniert. Ob's in Kleve passt, wird das fertige Gebäude zeigen.

Zidelius zeigte später in der ganzen Stadt Häuser, die sich über die Jahrhunderte wandeln, hatte die Zeichnungen parat, die die alten Gassen abbildeten und wie sie sich veränderten. Damals wie heute zeigte sich die Stadt inhomogen, was die Farbgebung anbetraf. Die Stadtführerin erinnerte aber auch daran, dass Kleve völlig zerstört war und aus dem Nichts wieder aufgebaut werden musste.

In einer derart zerstörten Stadt ist es wichtig, sich um die wenigen Denkmäler zu kümmern. Deshalb warb der Freundeskreis der Klever Museen um Mitarbeit: "Wir suchen Menschen, die sich gerne um den Garten kümmern, Ausstellungen mit aufbauen oder bei der Aufsicht helfen", sagt Iris Pietsch von den Freunden. Außerdem: Jeder gespendete Euro ist wichtig, betont Pietsch. Das zeigte ein zu sanierendes Fensterrund, das die Freunde aufgestellt hatten. Um ein bisschen Geld in die Kassen von Koekkoek zu bekommen, gab's Kaffee und Kuchen am Tag des Denkmals. Und Café Wanders hatte sogar einen Malerpaletten-Kuchen gespendet - nicht zu vergessen dessen köstliche Koekkoek-Pralinen. Infos: Haus Koekkoek, Tel. 02821 76 88 33.

(RP)
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