Kleve Über die Vereinbarkeit von Schule, Freizeit und Musik

Kleve · Die Bässe der Schlagzeuge und das Pfeifen der Flöten drangen aus dem Vorspielraum in Richtung Flur. Auf diesem verweilten teils nervöse, teils lockere mit Notenblättern bewaffnete Jugendliche und warteten auf ihren Auftritt. Darunter mischten sich meist deutlich nervösere Eltern, die mit großer Vorfreude in jeder Pause in den Vorspielraum strömten - oder mit leuchtenden Augen und voller Stolz auf ihre Kinder wieder hinauskamen. Erneut hieß es: Sommervorspiel der Kreismusikschule Kleve. Nachwuchsmusiker zeigen hier regelmäßig, was sie das ganze Jahr über in aufwendiger Vorbereitung lernen. Und das in Zeiten, wo Zeit im Zeichen von G 8 für Kinder und Jugendliche immer knapper werden soll.

Simon, Schüler der Gaesdonck in der elften Klasse, sagt zwar von sich, dass er "keinen Freizeitstress" habe, wünscht sich allerdings G 9 zurück: "Ich habe schon mit 17 mein Abi", begründet der sechzehnjährige diese Ansicht. Simon hat dennoch einen vollen Terminplan: Er spielt Klavier, Orgel, Cello und die Gitarre. Seine Freizeit füllt er auf diese Weise statt mit Sport, der ihm keinen Spaß macht, mit Musik.

Auch für die siebzehnjährige Jittka ist die Schule sehr wichtig: Sie "steht für mich an erster Stelle", sagt sie. Trotzdem musiziert sie schon seit 13 Jahren an der Musikschule Kleve. Von den Klangstäben, mit denen sie im Alter von vier Jahren begann, kam sie über die Sopranflöte zur Altflöte. Sie plant, nächstes Jahr Abitur am Stein-Gymnasium zu machen, und probt zusätzlich jeden Tag mit ihrer Altflöte. Darüber hinaus schwimmt, tanzt und macht sie Judo in ihrer Freizeit.

Jordi besucht die siebte Klasse der Gesamtschule Kleve und spielt seit sechs Jahren an der Kreismusikschule Schlagzeug. Er probt gelegentlich durch die Woche, und am Wochenende etwa eine Stunde pro Tag. Nebenbei spielt er auch Fußball, klagt selbst aber nicht über Stress: Er habe "genug Zeit". Dies ist auch dem Eingriff seines Vaters zu verdanken, der er es für richtig hält, sich auf zwei Hobbys zu beschränken, um Freizeitstress vorzubeugen. Deshalb musste Jordi vor einiger Zeit das Tischtennisspielen beenden. Denn das Schlagzeug macht ihm so große Spaß, dass er darauf nicht verzichten möchte. Heinz-Gerd van den Wyenbergh, Schlagzeuglehrer an der Kreismusikschule, sieht die Lösung im G9 und im Wochenendunterricht. Er lehnt es ab, dass die jungen Erwachsenen dann "mit 17 in der Großstadt hängen". Weiterhin glaubt er, dass Nachmittagsunterricht den Kindern nicht zuträglich ist und möchte diesen auf die Wochenenden auslagern. Somit hätten die Kinder auch mehr Freizeit. Seiner Meinung nach sind drei Hobbys bei der momentanen Beanspruchung der Schüler absolutes Maximum.

(RP)
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