Kranenburg-Mehr Dorfwettbewerb: Wie misst man Idylle?

Kranenburg-Mehr · 51 Dörfer aus westfälischen und rheinischen Landkreisen haben sich bei "Unser Dorf hat Zukunft" beworben. Gestern war Tag der Entscheidung in Kranenburg-Mehr. 1,5 Stunden hatte der Ort Zeit, sich im besten Licht zu präsentieren.

 Aspekte für die Bewertung der Dörfer, Punkt fünf: "Grüngestaltung und Dorf in der Landschaft". Die Juroren notieren. Eine Parade-Disziplin für Mehr.

Aspekte für die Bewertung der Dörfer, Punkt fünf: "Grüngestaltung und Dorf in der Landschaft". Die Juroren notieren. Eine Parade-Disziplin für Mehr.

Foto: Evers

Kurz geht der Blick in den Himmel. So lange war der Besuch der Juroren geplant worden, da wird doch jetzt nicht... Nein, wird es nicht. Pünktlich zur Präsentation von "Unser Dorf hat Zukunft" scheint die Sonne über Kranenburg-Mehr, als hätte es die vergangenen grau-tristen Tage gar nicht gegeben. Eigentlich sollten die Richter sich von äußeren Bedingungen ja nicht ablenken lassen - aber man weiß ja nie. Vor der Burg Zelem in Mehr grasen Kühe wie bestellt mit prall gefüllten Eutern. Perfektes Niederrhein-Idyll. Das wird Eindruck machen.

Auf dem Burghof aufgeregtes Händeschütteln. Der Landrat hat sich angekündigt, auch Bürgermeister Günter Steins schaut vorbei. "Heute ein großer Tag für Mehr" verkündet er. In wenigen Minuten soll der Reisebus mit den Fachleuten vorfahren, sie werden den kleinen Ort beleuchten, befragen, bewerten. Friedhelm Kahm vom Organisationsteam testet noch die Kopfhörer, durch die jeder die Führung störungsfrei verstehen soll. Mehr hat sich durch den Gewinn der Goldmedaille auf Kreisebene für den Landeswettbewerb von "Unser Dorf hat Zukunft" qualifiziert. Vor Ort ging es dann gestern ans Eingemachte: Tag der Entscheidung.

Kurz nach 11.30 Uhr kommt der klimatisierte Reisebus die schmale Straße zur Burg hochgerollt. Der Burghof nimmt Haltung an, manche haben sich in Tracht geworfen. Als sich die Türen des Busses öffnen, spielen die Jagdbläser. Kurzes Beschnuppern. So einen Empfang erleben die Juroren auch nicht alle Tage. Oder doch? Am Dienstag waren sie in Blens und Merode (Kreis Düren), Horst und Beeck (Kreis Heinsberg). Gestern schon in Achterhoek. Insgesamt 28 Dörfer aus westfälischen und 23 Dörfer aus rheinischen Landkreisen nehmen an der Finalrunde teil.

Durchgeführt wird der Wettbewerb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft-, Natur und Verbraucherschutz. Dabei soll das Dorf in wirtschaftlicher, sozialer, baulicher und ökologischer Hinsicht entwickelt und für die Zukunft gestaltet werden. Mit den Plaketten in gold, silber und bronze sind satte Geldpreise verbunden.

1,5 Stunden lang hat das Dorf Zeit, sich zu präsentieren. Mehr ist nicht drin, weil Mehr weniger als 999 Einwohner hat. Alles darüber bekommt zwei Stunden Zeit. Michael Baumann-Matthäus übernimmt die Rolle des Antreibers im Organisationsteam. "Ich bin der Zeitmanager", sagt er. "Und es wird gerade knapp." Nach der kurzen Begrüßung durch die Burgherren der Familie Arden geht es mit dem Bus an Straßen und Sträßchen, Pferden und Schafen vorbei durch den Ort, danach auf einer Führung zu Fuß weiter. Die Fachleute hören zu und stellen Fragen, die wirken, als seien sie ganz beiläufig - notieren dann aber penibel jede Antwort.

Dann zurück in den Bus und weiter zum nächsten Kandidaten: Uedemerbruch. Wie überzeugt sie waren, zeigt sich am 13. September. Dann sind nicht nur Wahlen in NRW. Auch das Ergebnis von "Unser Dorf hat Zukunft" wird bekanntgegeben.

(RP)
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