Kreis Kleve Unsere schönsten Erlebnisse per E-Mail

Kreis Kleve · Der elektronische Brief wird am Sonntag 30 Jahre alt. Drei junge Menschen aus dem Kreis Kleve erzählen, wer ihnen schon alles geschrieben hat und vor allem was. Einige nutzen ihre Mails nur noch für offizielle Schreiben, der Rest geht längst über andere Dienste.

 Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Foto: Thomas Binn

Ein Satz, der immer wieder für Freude sorgt: "Sie haben Post." Seitdem es die E-Mail gibt, bekommen die meisten Menschen über den elektronischen Weg mehr Post als vom Postboten in den Briefkasten. Am Sonntag ist es 30 Jahre her, dass die erste elektronische Nachricht in Deutschland geöffnet wurde. Am 3. August 1984 um 10.14 Uhr wurde die Mail mit dem wenig romantischen Inhalt "This is your official welcome to CSNET" ("Dies ist die offizielle Bestätigung, dass Sie bei CSNET sind") von der Amerikanerin Laura Breeden an ihre deutschen Kollegen versandt.

Aber eine E-Mail kann mehr, als nur eine offizielle Bestätigung sein, dass ab sofort ein Netzwerk verfügbar ist. An richtig schöne Erlebnisse erinnern sich drei junge Erwachsene. Patrick Mehnerts schönste E-Mail ist ziemlich genau ein Jahr her. Der Veerter erhielt damals endlich die Studienzusage aus Paderborn. "Vorher bekam ich einige Absagen, so dass die Erleichterung und Vorfreude natürlich groß waren", erinnert sich der Student. Daraufhin zog er in die Stadt und studiert dort seitdem Wirtschaftswissenschaften.

Fragen und Antworten zur "Sicheren E-Mail"
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Allerdings hat der 19-Jährige auch schon negative Erfahrungen mit E-Mails gemacht. Einmal landete in seinem Posteingang die E-Mail eines gefälschten Amazon-Kontos. In der Mail wurde ihm vorgeworfen, eine ausstehende Rechnung über 100 Euro nicht bezahlt zu haben. Er sollte den Betrag umgehend überweisen. "Nach dem ersten Lesen war ich erstmal geschockt, konnte mich aber an keine 100 Euro erinnern. Schnell habe ich dann aber anhand der Adresse festgestellt, dass es sich um eine gefälschte Nachricht handelt und sie gelöscht", erzählt er. Daraufhin hat er nie wieder etwas gehört. In seiner Freizeit schreibt der Student nur selten E-Mails, "vielleicht eine in drei Monaten", überlegt er. Die elektronischen Nachrichten sind ihm zu unpersönlich und das Verfassen dauert länger als eine Kurznachricht per Whats App.

Obwohl junge Erwachsene weniger die E-Mail nutzen, hat auch die Geldernerin Swantje Kleinstäuber schon ihre Erfahrungen gemacht. Sowohl positive als auch negative. Zu ihren schönsten Erlebnissen zählt sie die erste E-Mail ihrer israelischen Austauschschülerin im Mai 2009. Darin wurden erstmal Angaben zu Alter, Familie und Hobbies gemacht. "Obwohl ich sie noch nicht kannte, war die Vorfreude groß", sagt die 19-Jährige. Auch nach dem Austausch wurde noch lange per E-Mail Kontakt gehalten. Eine schlechte Nachricht hatte sie vor wenigen Tagen im Mailpostfach. Swantje erhielt eine weitere Studienplatzabsage aus Budapest, trotz sehr guter Voraussetzungen. Zurzeit paukt die 19-Jährige eifrig für den letzten Medizinertest und hofft zum Wintersemester ein Medizinstudium beginnen zu können.

 Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Foto: Thomas Binn

Die Kevelaererin Anne Heistrüvers wird eine E-Mail immer mit einem historischen Moment verbinden: der Papstwahl. Sie war gemeinsam mit ihrem Vater in Rom. "Der Urlaub war lange vorher geplant, bevor klar war, dass es eine Papstwahl geben würde", sagt die 25-Jährige. Als der berühmte weiße Rauch aufstieg, stand sie unter der Petrusfigur und unterhielt sich ausgerechnet mit einem Deutschen, einem Berliner. Zurück in Deutschland rief ihr Vater sie eines Tages an: "Anne, der Mann aus Berlin ist in der Tagesschau." Sie verglich die Schnappschüsse, die sie in Rom gemacht hatte, mit dem Mann im Fernsehen, Spiegel-Redakteur Peter Wensierski. Die Kevelarerin fand die Mailadresse heraus und schickte ihm ein paar Bilder vom gemeinsam Erlebten in Rom. Kurze Zeit später kam schon die Antwort des Spiegel-Redakteurs mit der Einladung nach Berlin und dem Angebot einer Rundführung im Spiegel-Büro. Die Berlinreise steht noch aus. Aber die spannende Geschichte ist untrennbar mit einer E-Mail verbunden.

 Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Nur noch kurz die Mails checken: Swantje Kleinstäuber, Patrick Mehnert und Anne Heistrüvers (v. l.).

Foto: Thomas Binn

Adressaten der ersten E-Mail waren übrigens Michael Rotert, technischer Leiter des Rechenzentrums der Universität Karlsruhe und Informatiker Werner Zorn mit seinem Team. Der geistige Vater der E-Mail ist der Amerikaner Ray Tomlinson. Er schickte seine erste Mail bereits im Jahr 1971 ab. Er fand die Idee "niedlich". Mittlerweile hat jeder Bundesbürger durchschnittlich drei Mail-Adressen. Weltweit werden täglich etwa 190 Milliarden E-Mails gesendet oder empfangen. Allerdings sind die sozialen Netzwerke und Dienste wie zum Beispiel Whats App bei jungen Leuten schon beliebter.

(RP)
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