Kalkar Unterführung in Kalkar - "Angstraum"

Kalkar · Die hölzernen Fußgängerbrücken in Kalkars Mitte sind größtenteils in schlechtem Zustand und müssen erneuert werden. Eine Frage ist, ob die Unterführung "Am Bollwerk" überhaupt nötig ist. Schulleiter halten sie für verzichtbar.

 Die Unterführung am Monretor in Kalkar wird laut Karsten Nass von der CDU oft "missbräuchlich" genutzt.

Die Unterführung am Monretor in Kalkar wird laut Karsten Nass von der CDU oft "missbräuchlich" genutzt.

Foto: nik

Gräben und Wasserläufe gibt es in Kalkar reichlich - und deshalb die Notwendigkeit, diverse Querungen nicht nur für den motorisierten Verkehr, sondern auch für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Fürs mittelalterliche Kalkar, dachten sich die Stadtplaner schon vor vielen Jahren, seien Holzbrücken besonders geeignet. Allerdings sind die nicht ewig haltbar und verwittern im Laufe der Jahre. Die Lösung: sanieren, so lange das möglich ist, oder abreißen, wenn der Schaden zu groß und die Sicherheit nicht mehr gegeben ist. Ein Bericht der Verwaltung brachte im Planungsausschuss zum Vorschein, dass einige der elf Brücken kaum mehr zu halten sind.

Die Unterführung Am Bollwerk / Xantener Straße ("H 12"), gedacht, um den Schulweg der Kinder ungefährlicher zu gestalten, ist nicht nur baulich in keinem guten Zustand, sie ist auch schmuddelig und zieht unwillkommene Gäste an. Nicht zuletzt habe man dort ein Rattenproblem, merkte Stadtbaurat Frank Sundermann an.

Karsten Naß von der kalkarer CDU als Vorsitzender des Ausschusses sagte, er wolle "nicht gleich von einem Angstraum sprechen", aber es sei bekannt, dass die Unterführung oft "missbräuchlich" genutzt werde. Graffiti, Schmutz und leere Bierflaschen im Ufergebüsch weisen darauf hin, dass sich dort gerne Leute aufhalten, die man beim Bau der Anlage nicht im Sinn gehabt habe.

Was meinen die Schulen - wird die Unterführung für einen sicheren Schulweg benötigt? André Bobe, Rektor der Realschule Kalkar, sagt dazu ganz klar: "Wir brauchen die Unterführung nicht, beziehen sie bei unserer Schulwegplanung gar nicht ein. Vielmehr stört es uns, dass sich junge Leute dort unbemerkt aufhalten können. Wir haben unsere Schüler aber lieber im Blick." Nicht einsehbare Bereiche seien immer problematisch. Für Kalkars Kinder gebe es genügend andere Wege, zur Schule zu gelangen.

Eine Mutter, die gerade an der Xantener Straße entlang spaziert, bestätigt: "Unsere Tochter mag die Unterführung nicht, weil sie dunkel und schmutzig ist. Sie wechselt die Straßenseite lieber überirdisch." Schon vor der Sitzung hatte sich die FBK-Fraktion übrigens festgelegt und beantragt, die Brücke Am Bollwerk könne ersatzlos aufgegeben werden. Sie sei nicht barrierefrei, "oben" gelte Tempo 30, die Busse hielten ohne hin dort, und es könnten 96 000 Euro eingespart werden.

Alle fünf Jahre lässt die Stadt die Bauwerke von einem Ingenieurbüro untersuchen, hinzu kommen regelmäßige Sichtungen. Die letzte von 2015 erbrachte folgendes Ergebnis: Mit Ausnahme der Brücken "Familienbildungsstätte" und "Heienberg" weisen sämtliche Holzbrücken einen mindestens kritischen Bauwerkszustand auf; drei gehören schnellstmöglich entfernt. Bei letztgenannten handelt es sich um die Brücken "Am Schulzentrum", zwischenzeitlich saniert, "Leygräfte", zwischenzeitlich abgebrochen, und "Hinter der Tennishalle", aktuell gesperrt und für einen ersatzlosen Rückbau vorgesehen. Im Haushaltsjahr 2016 sollen die Holzbrücken "Sportplatz SUS Kalkar" und "Monrestraße/Xantener Straße neu hergestellt werden. Wobei jetzt offenbar auch eine Option ist, sich die Kosten für die Neuerstellung der Unterführung zu sparen.

Die Brücken in Höhe Wallstraße 37 und "Fußweg im Schwanenhorst" sollen laut Verwaltung im kommenden Jahr 2017 für geschätzte 65.000 Euro erneuert werden. Allein der Abbruch der Brücken an der Tennishalle sowie an der Wallstraße 69 und 27 dürfte 15.000 Euro kosten. Geprüft wird noch, ob die Feuerwehr beim Abriss helfen kann, um Ausgaben zu sparen. Bisher ist von 263.000 Euro für Abriss / Sanierung und von 248.000 Euro für den Neubau mehrerer Brücken die Rede.

Das kann sich allerdings noch deutlich ändern, denn Kalkarer Bürger haben gegenüber den Kommunalpolitikern aller Fraktionen schon viele gute Gründe für den Erhalt ihrer jeweiligen Lieblingsbrücke angeführt. Keine Sorgen machen müssen sich wohl der Mühlenverein und die Familienbildungsstätte in Kalkar: Den kurzen Weg vom Parkplatz am Leybach will niemand zunichte machen.

(RP)
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