Kleve US-Star kam gerne in die Klever Provinz

Kleve · Mit Louise Lawler hat Museumsdirektor Harald Kunde einen der großen Stars der US-amerikanischen Kunstszene für seine Sommerausstellung gewinnen können. Die Konzeptkünstlerin sagte "Ja" zu dem Museum am Rande der Republik.

 Harald Kunde vor einem der "Tracings" von Louise Lawler.

Harald Kunde vor einem der "Tracings" von Louise Lawler.

Foto: Gottfried Evers

Das große Museum Ludwig in Köln hat für sie das ganze Haus geräumt. Für Louise Lawler, die 1947 geborene US-Konzeptkünstlerin, die so scharfsinnig, manchmal ironisch und oft entlarvend seit 30 Jahren das Kunstsystem mit all seinen komplexen Regeln analysiert, so damals die Kölner Ausstellungsmacher. Kleves Museumsdirektor Harald Kunde sah ihre Bilder vor einem Jahr in der Domstadt und war begeistert. Begeistert, wie sie auf die geradezu arcadischen Kunstlandschaften schaute, die sich Sammler und Museen in ihren Räumen schufen, wie sie ironisch dieses Geschäft um die Kunst kommentierte. Sie zeigt auf ihren Fotos, wo die sündhaft teuren Bilder blieben. Bis sie feststellte, dass ihre eigenen Werke Teil des Geschäfts wurden.

 Die Objektkästen von Ana Torfs.

Die Objektkästen von Ana Torfs.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Jetzt sind ihre Bilder in Kleve zu sehen, als Teil der Ausstellung "Et in Arcadia Ego. Weltchaos und Idylle". "Sie wurden für uns plötzlich greifbar", sagt Kunde. Denn Lawler blieb ihrem Kontext treu und widersetzte sich in Teilen ihres Werks dem Preisdiktat. Sie lässt ihre Fotos durchzeichnen und auf große Folien drucken, die auf die Wand geklebt werden. In Köln waren zwölf dieser "Tracings", wie sie diese auf ihre Umrisse reduzierten Bilder nennt, zu sehen. Holt man diese auf Folien gedruckten Tracings wieder von der Wand, sind sie zerstört: Es ist eine Kunst, mit der man nicht spekulieren kann. "Wir müssen sogar nachweisen, dass wir die Bilder tatsächlich zerstört haben", sagt Kunde. Es müssen keine horrenden Transport- und Versicherungskosten für die hochgehandelten Werke auf den Tisch des Hauses geblättert werden.

"Das war für vergleichsweise kleines Geld machbar - aber wir mussten Lawler von unserm Haus überzeugen, sie für Kleve begeistern. Sie stimmt erst zu, wenn ihr das Haus zusagt", sagt Kunde. Also wurden Fotos ausgetauscht - und vor allem die Liste der Künstler, die hier in Kleve gezeigt wurden, und dazu der Bezug des Hauses zu Joseph Beuys. Beides überzeugte die Amerikanerin. Sie sagte einer Ausstellungsbeteiligung gerne zu.

"Dann hat sie uns zwölf Motive für die Tracings geschickt. Wir durften fünf auswählen", erklärt Kunde. Die wurden zurückgeschickt, dazu Perspektiven, wie die Bilder in welcher Größe auf die Wände kommen sollen. Diese Motive müssen dann von einer Firma, mit der Lawler zusammenarbeitet, gedruckt werden. Die Firma ihres Vertrauens für Europa sitzt in Österreich. Die Österreicher setzten die fünf ausgewählten Klever Motive auf die Folien, die schließlich auf die Wand gezogen wurden. "Wir werden diese Werke nach der Ausstellung wieder vernichten", erklärt der Klever Museumsdirektor.

Hier stehen die Bilder im Kontext zu den anderen zehn Künstlern, die in der "Arcadia-Ausstellung" zu sehen sind. Wie die der Belgierin Ana Torfs, deren Objektkästen von der Vermessung der Welt durch die Naturwissenschaftler berichten, die hinauszogen, Neues zu entdecken. Und dabei oft genug auch über Leichen gingen. Ein spannender Raum, der sein eigenes Licht auf die Entdecker wirft . . .

"Et in Arcadia Ego" Museum Kurhaus Kleve, Tiergarenstraße, Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr.

(RP)
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