Kreis Kleve VdK: "Kreis bewertet Behinderte oft falsch"

Kreis Kleve · Der Kreis Kleve setzt falsche Gutachter bei den Bewertungen der Schwerbehinderten-Grade ein. Dies wirft Winfried Gilles, ehrenamtlicher Sozialbetreuer des "VdK-Kreisverbandes am Niederrhein", der Kreisverwaltung vor. Schwerwiegend sei, dass die externen Gutachter fast ausnahmslos Fachärzte für Allgemeinmedizin seien, die dann über orthopädische, kardiologische oder psychiatrische Erkrankungen befinden müssten, kritisierte Gilles im RP-Gespräch als Experte des Sozialverbandes für Kriegsbeschädigte, Wehrdienstopfer, Schwerbehinderte und Rentner.

Er spricht aus Erfahrung, weil er als Sozialbetreuer für VdK-Mitglieder aus Kranenburg, Kleve, Bedburg-Hau und Uedem die Anträge auf Schwerbehinderung entgegennimmt und die Interessen bis einschließlich "Widerspruch mit Begründung" bei der Bezirksregierung Münster vertritt. Natürlich gebe es auch Fälle, bei denen der Schutz des Schwerbehindertenrechts nicht verdient sei. Aber beim Kreis bleibe der "bittere Beigeschmack", dass hier nicht differenziert werde. Ab einem Schwerbehinderten-Grad von 50 Prozent können die Betroffenen unter anderem mit 63 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand gehen oder haben eine Steuerersparnis.

"Wenn ich beim Kreis Widerspruch einlege, geht das Verfahren immer zur Bezirksregierung, die für alle Beschwerden in Nordrhein-Westfalen zuständig ist", erläuterte der Sozialbetreuer. "Münster hat für mich nur eine Alibi-Funktion. Denn hier urteilen keine Ärzte, sondern Sachbearbeiter", bemängelte er. Diese Behörde gebe dem Kreis immer Recht, stellt der Sozialbetreuer verwundert fest. Konsequenz daraus seien Klagen der VdK-Mitglieder vor dem Sozialgericht. "Hier werden durch unsere Rechtsabteilung fast 95 Prozent der Fälle gewonnen, die ich betreue", erklärte Gilles. "Das ist eine Blamage für den Kreis, wenn man berücksichtigt, dass die Kosten für die verlorenen Prozesse vom Kreis getragen werden", betonte der Experte.

(RP)
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