Kleve Verein macht das Altern daheim möglich

Kleve · "Gemeinsam statt Einsam" - 1994 von Marlene Linke gegründet - ergänzt durch das Engagement von ehrenamtlichen Helfern die Leistungen der ambulanten Pflegedienste. Auch ein Hospizdienst gehört mittlerweile zum Konzept.

 Gemeinsame Spaziergänge - auf dem Foto begleitet Thea Bredick (links) Helga Ripkens - sind ein Angebot des Vereins.

Gemeinsame Spaziergänge - auf dem Foto begleitet Thea Bredick (links) Helga Ripkens - sind ein Angebot des Vereins.

Foto: Gottfried Evers

Zuhause bleiben zu können, ist vielfach der sehnlichste Wunsch vieler alter Menschen. Die Intensität der Betreuung macht dies oftmals aber nicht möglich. Ambulante Pflegedienste können dies - auch aus Zeitgründen - nicht leisten.

Um diesen Menschen helfen zu können, hat die Klever Medizinjournalistin Marlene Linke 1994 den gemeinnützigen Verein "Gemeinsam statt Einsam" gegründet. Seit 2006, als sich Marlene Linke mehr und mehr zurückzog, hat den Vorsitz Thea Bredick übernommen. Heute ist der Verein aus dem Klever Raum nicht mehr wegzudenken. Krankenhäuser und Ärzte im Kreis bitten ihn immer wieder um Unterstützung.

Das Thema der ambulanten Betreuung, die der Verein anbietet, ist derzeit aktueller denn je. Die Altenheime sind überfüllt, die ambulanten Pflegedienste überlastet. Für ein Gespräch bleibt meist keine Zeit. Da kommt "Gemeinsam statt Einsam" zum Tragen. Rund 110 Betreuerinnen engagieren sich in dem Verein. Alle haben ihre Betreuungs- und auch lebensrettende Kenntnisse mit Zertifikaten belegt und frischen diese regelmäßig durch Schulungen auf. Zum Betreuungsstab gehören auch ehemalige Krankenschwestern und Altenpflegerinnen.

Das Hauptziel des Vereins ist die von Gründerin Marlene Linke angestrebte häusliche Betreuung der Pflegebedürftigen. "Für ältere Leute ist es das Schlimmste, in ein Altenheim zu müssen. Das möchten wir ihnen ersparen", sagt die heutige Vorsitzende Thea Bredick. Um dies zu ermöglichen, übernehmen die Betreuer für eine kleine Aufwandsentschädigung die betreuenden Aufgaben.

Dazu zählen unter anderem das Vorlesen, Gespräche, die Begleitung bei Spaziergängen, Ausflügen oder Arztbesuchen, das Erledigen von Besorgungen, Hilfe im Haushalt und für vergessliche Menschen, aber auch Hilfe beim Toilettengang. "Einen Pflegedienst können wir nämlich nicht ersetzen", sagt Thea Bredick. Dafür gehöre jedoch eine Nachtwache für Menschen, die nicht gerne nachts alleine zu Hause sind oder Pflege benötigen, zum Konzept.

Tagsüber können Bewohner eines Altenheimes die Helferinnen auch in die Pflegestätten bestellen. "Die älteren Leute haben ja oft Wortfindungsstörungen. Unter einander findet dort fast keine Kommunikation mehr statt. Dafür kommen wir in die Altenheime, reden mit ihnen oder gehen mit ihnen spazieren", berichtet Thea Bredick, deren Tochter Gabriele die Orte Goch, Kevelaer Weeze und Kalkar betreut.

Thea Bredick ist für den Großraum Kleve verantwortlich und übernimmt überwiegend das Management des Vereins. "Dafür bin ich 24 Stunden am Tag im Einsatz", erklärt die sozial engagierte Rentnerin, die selbst nur noch für eine Frau am Mittag Essen kocht. Wenn jemand aber spontan Hilfe braucht und sie keinen freien Betreuer findet, übernimmt sie die Dienste.

Zu dem Betreuungsangebot gehört zusätzlich ein durch Spenden finanzierter Hospizdienst. Schon viele Menschen hat "Gemeinsam statt einsam" bis in den Tod begleitet. Jede Todesanzeige bewahrt Thea Bredick in einem Ordner auf. In fast allen wird der Organisation für ihre Betreuung gedankt und mit einer Spende berücksichtigt. Von diesen finanziert sich der Verein.

An jeden Verstorbenen kann sich Thea Bredick gut erinnern. "Für viele war es eine Erlösung. Gewöhnen kann man sich trotzdem nicht daran", sagt sie. Vor allem, wenn man alleine vor dem Bett sitze, sei es ein komisches Gefühl. Den Angehörigen versucht sie, den Verlust erträglicher zu machen.

Das Ziel von "Gemeinsam statt Einsam" ist es, gemeinsam alle Probleme zu meistern. Die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen sind deswegen voller Dank - und das schon seit 20 Jahren.

Weitere Infos geben Thea Bredick, Telefon 02821 23477, und Gabriele Bredick, Telefon 02823 9762634.

(RP)
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