Kreis Kleve Viele neue Wege zu Abitur und Beruf

Kreis Kleve · Ein Berufliches Gymnasium für künftige Freizeitsportleiter, mehr Klassen für Berufsfachschulen und drei Helferausbildungen: Am Berufskolleg Kleve bieten sich unterschiedlich Qualifizierten gute Chancen.

 Das große Klever Berufskolleg von oben. Es wird in den kommenden Jahren noch wachsen. 36 Millionen Euro werden in Um- und Ausbau investiert.

Das große Klever Berufskolleg von oben. Es wird in den kommenden Jahren noch wachsen. 36 Millionen Euro werden in Um- und Ausbau investiert.

Foto: evers

Immer mehr junge Menschen interessieren sich für alternative Möglichkeiten, um die Hochschulreife zu erlangen. Ob es sich um ein reines Fachabitur oder die allgemeine Hochschulreife, also ein "Vollabitur" handelt - die Wege zu diesem Schulabschluss sind sehr unterschiedlich. Neben Gymnasium und Gesamtschule bieten auch Berufsschulen diese Option. Am Berufskolleg Kleve hat das Berufliche Gymnasium drei Zweige: einen für Wirtschaft und Verwaltung, einen für Gesundheit und Ernährung, einen für Technik. Die Fachoberschule für Sozialwesen führt zur Fachhochschulreife. Auch Bildungsgänge an einer Fachschule ermöglichen den Erwerb eines Fachabiturs.

Nicht nur räumlich stellt sich Kleves Berufskolleg in den kommenden Jahren neu auf. So viele Bildungsgänge sowohl im Dualen System (Schule neben betrieblicher Ausbildung) als auch in Vollzeit werden angeboten, dass das Raumprogramm entsprechend sein muss. Die Fachschule für Wirtschaft in Goch bietet jungen Berufstätigen zudem die Möglichkeit, sich durch Abendschule und Unterricht an Samstagen weiter zu qualifizieren. "Dort kann man seinen Betriebswirt auf Bachelor-Niveau machen. Ähnliche Angebote halten wir für die Elektro- und Metalltechnik und das Sozialwesen vor: In all diesen Bereichen finden staatliche Prüfungen statt", erklärt Schulleiter Peter Wolters. Rund 1200 Schüler besuchen allein den Standort Goch - auch dank der neuen Unterrichtsangebote ist keine Rede ist mehr davon, die "Gocher Berufsschule" in absehbarer Zeit zu schließen.

Schüler, die sich für ein Berufskolleg entscheiden, treibt häufig die Vorstellung, leichter im Beruf Fuß fassen zu können, wenn bestimmte Inhalte schon während der Schulzeit vermittelt wurden. "Gute Zukunftsperspektiven verspricht zum Beispiel der Bereich Sport und Gesundheit", sagt Konrektor Dirk Plüschau. Auch der Umstand, dass Sport als Leistungskurs an keinem allgemeinbildenden Gymnasium der Region zu belegen ist, dürfte dem Berufskolleg Bewerbungen bringen. Das "Berufliche Gymnasium Freizeitsportleiter" will junge Leute dabei begleiten, neben dem Erwerb des Abiturs die eigene sportliche Betätigung mit einer Anleiterfunktion zu verbinden. Ob im Klassenzimmer, auf dem Sportplatz oder in der Turnhalle gelernt wird - alles läuft zielgerichtet auf den gesundheitsorientierten Freizeitsport hin. Der Kreis hat der Einrichtung des Bildungsgangs schon zugestimmt, nun wird noch auf das Okay aus Düsseldorf gewartet. Interessenten, die den mittleren Schulabschluss mit Qualifikation für die Oberstufe haben, können sich aber schon anmelden; zwei Klassen sollen gebildet werden.

Auch ganz neu: die Vollzeit-Berufsfachschule für Körperpflege, die zum Fachbereich Gesundheit und Ernährung gehört. Ein Hauptschulabschluss nach Klasse 9 reicht aus, um die einjährige Berufsfachschule zu besuchen. Bei Erfolg ist ein zweites Jahr möglich, das den Mittleren Schulabschluss und umfassende Vorbereitung auf einen Beruf ermöglicht, der in Friseur- und Kosmetikstudio, Parfümerien und Drogerien münden kann. Berufspraktika gehören dazu. Da sich das Berufskolleg als Dienstleister versteht, der "marktgerechte Angebote für die Region" (Wolters) schnürt, wird auch die Fachschule Sozialpädagogik ausgeweitet. Von bisher drei auf vier Klassen wurde die praxisintegrierte Ausbildung, zu der ein Anerkennungsjahr gehört, erweitert. Das Land braucht mehr gut qualifizierte Erzieherinnen, eine Möglichkeit für ausgebildete Kinderpfleger oder Sozialhelfer mit Fachoberschulreife, sich in einer dreijährigen Ausbildung zu diesem höherwertigen Beruf ausbilden zu lassen.

Was die Schulleitung ebenso freut: Im Dualen Bereich gibt es künftig mehrere Helferausbildungen für junge Leute mit einer leichten Lernbehinderung oder anderen Handicaps. Es wird dabei weniger Theorie vermittelt, der praktische Teil des Lernens steht im Mittelpunkt. Ob im Einzelhandel, im Lager, in der Küche oder der Pflege und Begleitung: Die Helfer sollen den Fachkräften Handreichungen abnehmen und sie damit entlasten. Wer sich für den Fachpraktiker Küche, den Fachpraktiker Personale Dienstleistung oder den Fachpraktiker Verkauf interessiert, wird dazu vom Ausbildungsbetrieb angemeldet. Auch für Migranten, die sprachlich noch Defizite haben, könnte die Helferausbildung" ein guter erster Schritt in den Arbeitsmarkt sein, meint Plüschau. Bei Unsicherheiten stehen am Berufskolleg diverse Beratungslehrer zur Verfügung.

(RP)
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