Kreis Kleve Vom Blumentopf zur Kunst aus Ton

Kreis Kleve · 100 ausgewählte Keramiker aus mehr als einem Dutzend Nationen treffen sich im niederländischen Milsbeek. Sie präsentieren ausgesuchte Werke ihrer Kunst: vom Geschirr bis zum Objekt, von Schalen und Tellern bis zur Skulptur.

 Katrin König aus Hommersum gehört zum Organisationsteam des großen Töpfermarktes am See in Milsbeek. Sie experimentiert in diesem Jahr mit neuen Glasuren.

Katrin König aus Hommersum gehört zum Organisationsteam des großen Töpfermarktes am See in Milsbeek. Sie experimentiert in diesem Jahr mit neuen Glasuren.

Foto: Gottfried Evers

Groß ist die flache Schale mit dem Blumenkohlmuster, fast einen halben Meter im Durchmesser. Tiefschwarz glänzt und glitzert es in der schrägstehenden Sonne in den Vertiefungen zwischen den "Röschen" des Gemüses, die Erhebungen sind mit einem Hauch von zartem Türkis überzogen.

Wie ein kühles Kunstobjekt steht die Schale auf der warmfarbenen Tischplatte und ist doch praktischer Gebrauchsgegenstand: eine Keramik-Schale mit einer experimentellen Glasur. Sie ist bereit, Obst, Gemüse oder anderes aufzunehmen - alles das, was man so in Schalen legt. Katrin König hat das Stück in ihrer Werkstatt in Hommersum gebrannt. Das Kohlmuster wird mit den Röschen des Gemüses in den Ton gedrückt - König nutzt auch Fische oder Sellerie, Zwiebeln und Fenchel für die Muster ihrer Platten und Töpfe. Die Glasur ist ein ganz neues Experiment.

Die 50-Jährige hat das Keramik-Handwerk noch in der DDR gelernt, ist Meisterin ihres Fachs und erfuhr später von der herausragenden niederländischen Töpferkunst. Sie reiste gen Westen und richtete vor Jahren an der deutsch-niederländischen Grenze in Hommersum ihre Werkstatt ein. Inzwischen gehört sie zum Organisationsteam der "Keramisto" in Milsbeek. Dort treffen sich seit 30 Jahren zu einem der letzten großen Märkte im Jahr ausgesuchte Künstler ihres Fachs aus ganz Europa und zeigen keramische Spitzenwerke.

Die Kunsthandwerker kommen aus Polen und Frankreich, aus Belgien und Dänemark, aus Estland, Lettland, Litauen und Großbritannien, aus Portugal und Tschechien und natürlich aus den Niederlanden. Sie werden von einer Jury ausgesucht und vom Töpferkollektiv in Milsbeek eingeladen, hier am großen See im Naherholungsgebiet von Milsbeek auszustellen. In diesem Jahr feiert das Kollektiv mit dem Markt am Samstag, 16. September, und Sonntag 17. September, Jubiläum: Zum 30. Mal wird die "Keramisto 2017" organisiert.

Das Prinzip ist dabei seit Jahren bewährt und wird beigehalten. 100 verschiedene Keramiker aus mehr als einem Dutzend Länder treffen sich in entspannter Atmosphäre, zeigen dem oftmals weit gereisten Publikum, was momentan in der Welt des gebrannten Tons en vogue ist: Wegen seiner hohen Qualität gilt die "Keramisto" auch als Trendsetter für die Keramikkunst Europas.

Zu sehen sind wieder farbenfrohe, knallbunte Töpfe mit goldenem Rand, filigranes Porzellan in Netzwerken, Figuren und Tiere, Fabelwesen oder reduzierte Formen der klassischen Moderne. Ulle Sink aus dem estischen Harjuma bringt ihre schräg aus der Wäsche guckenden Vögel und Echsen, Weilschweine und ratlos scheinenden Hirsche mit, Bibi Kriek aus Belgien hat filigrane, an Korallen erinnernde Gitterwerke im Gepäck. Bozena und Jan Marcin Wislicka Witkowski aus Polen sind mit farbenfrohen Arbeiten dabei, und die Dänen Hans & Brigitte Borjeson verbinden uralte Töpfertraditionen mit den klaren Mustern der Bauhauszeit, um einige Beispiele zu nennen.

In diesem Jahr erinnert das 1981 gegründete Limburger Töpferkollektiv in Milsbeek, das seit 1987 den Markt organisiert, an seine Wurzeln: Für die unzähligen Gärtnereien in der Umgebung wurden hier die Blumentöpfe, damals noch von Hand gedreht, gefertigt. Die soll es jetzt auch auf dem Markt geben. Für die Besucher auf dem Gelände gibt es Snacks und ein Programm rund um den Ton, Hobby-Töpfer finden Info-Stände über Glasuren und Brennöfen, Kinder dürfen mit Ton arbeiten. Doch im Mittelpunkt steht die qualitätvolle, ausgezeichnete Keramik, das Experiment für künftige Arbeiten.

So, wie bei Katrin Königs Schalen und Töpfen, für die die Meisterin die gewohnten Pfade verlassen hat und Versuche riskiert, die nicht aus dem Lehrbuch stammen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. König wird sie auf der "Keramisto 2017" zeigen.

(mgr)
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