Rp-Serie Unsere Seelsorger (21): Josef Meyer Von guten Mächten umgeben

Kleve · Nachdem Josef Meyer im 1. Weltkrieg als Soldat kämpfte, wurde er von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Dachau interniert. Sein Leben wurde vom Krieg geprägt. Von 1946 bis 1972 war er Pfarrer in Hommersum.

Rp-Serie Unsere Seelsorger (21): Josef Meyer: Von guten Mächten umgeben
Foto: RED

GOCH-HOMMERSUM "Im Betteln war Pastor Josef Meyer, von 1946 bis 1972 Pfarrer in Hommersum, nicht pingelig", sagt Franz Gommans, ein Urgestein des Dorfes Hommersum. Es ging um die finanziellen Mittel für die durch den Krieg stark zerstörte Pfarrkirche mit dem Kirchturm und für die Wiederherstellung des schwer beschädigten Pfarrhauses. "So führte Pastor Meyer den Milchpfennig ein. Pro einem Liter Milch wurde ein Pfennig direkt von der Molkerei für den kirchlichen Wiederaufbau einbehalten", weiß Franz Gommans, der zunächst als junger Mann und später als aktives Gemeindemitglied während der ganzen Zeit das Wirken des Ortspfarrers erlebt hat. "Erschwert wurde das seelsorgliche Leben dadurch, dass Hommersum nach dem Krieg mit dreiviertel seiner Fläche jahrelang in einer Sperrzone lag, die die englische Besatzung eingerichtet hatte", sagt Franz Gommans. Der Pastor hat die Geschehnisse der turbulenten Nachkriegszeit von 1946 bis 1974 in einem Tagebuch festgehalten.

Josef Meyer wurde am 12. Januar 1897 in Wesel geboren. Er besuchte das Gymnasium in Wesel und machte dort 1917 sein Abitur. Im Mai 1917 wurde er zum Militär einberufen und nahm anschließend am 1. Weltkrieg teil. Er geriet in Gefangenschaft und kehrte am 1. Februar 1919 heim. Danach studierte er in Münster katholische Theologie und wurde am 1. April 1922 zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Kaplanstellen wurde er 1933 Vikar in Südlohn. Wegen Verlesens eines NS-kritischen Briefes kam er am 29. Mai 1942 ins KZ Dachau und wurde am 29. März 1945 entlassen. Zunächst kehrte er nach Südlohn zurück. Anfang 1946 erhielt er dann vom Bischof die Pfarrstelle in Hommersum, einem Dorf, das vom Krieg her stark zerstört war. Zu allem Unglück schleuderte ein orkanartiger Sturm am 27. Dezember 1945 den durch Artilleriebeschuss stark beschädigten Turmhelm auf das Kirchendach. Dabei wurde nicht nur das Dach zerstört, sondern ebenfalls das gesamte Gewölbe im Hauptschiff der Kirche. Für Pfarrer Meyer begann eine langwierige Aufbauarbeit unter schwierigsten Bedingungen. Seine Einführung in die Pfarrei am 7. März 1946 stand im Zeichen von Not und bitterster Armut. Im Chor der stark zerstörten Kirche sowie in den Seitengängen hatten sich nur etwa 30 bis 40 Gläubige eingefunden. Viele Dorfbewohner waren noch nicht aus der Evakuierung heimgekehrt.

So wurde die tägliche heilige Messe in einem benachbarten Bauernhaus gefeiert. Ab Oktober 1946 bis zur notdürftigen Wiederherstellung der Kirche am 18. September 1948 wurde der Gottesdienst in der Gaststätte Evers gefeiert. Jahrelang gab es noch unendlich viel zu tun, bis sich die Situation einigermaßen normalisierte. Am 7. März 1971 feierte Pfarrer Meyer sein Silbernes Pfarrjubiläum. Anfang April 1972 konnte er unter großer Anteilnahme der ganzen Gemeinde und vieler Gäste sein Goldenes Priesterjubiläum begehen. Danach ging er in den Ruhestand. In der Mittagsstunde des 24. Juli 1974 gab der "gute und getreue Knecht" seine Seele in die Hände des Schöpfers zurück. Sein Grab befindet sich auf dem Hommersumer Friedhof in der Priestergruft am Ostchor der Kirche. "Seine Sorge war die christliche Erziehung der Kinder und Jugend. Seine Liebe galt auch den älteren Leuten und den Armen. Seiner Gemeinde war er ein guter Vater", heißt es in seinem Totenzettel.

(RP)
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