Kreis Kleve Von Kleve aus lenken sie die Welt

Kreis Kleve · Bei der Modell-Konferenz der Vereinten Nationen debattieren Studenten als Ländervertreter über Drogenhandel, Rechte von Homosexuellen und den Israel-Palästina-Konflikt. 100 Teilnehmer probten den Ernstfall der großen Politik.

 Bitte aufstehen. Benjamin Killewald ist stellvertretender Generalsekretär, Sabrina Jacobs ist Generalsekretärin.

Bitte aufstehen. Benjamin Killewald ist stellvertretender Generalsekretär, Sabrina Jacobs ist Generalsekretärin.

Foto: van Offern Markus

Es kriselt gewaltig. Ausgerechnet die Delegierten von Israel und Palästina sitzen sich gegenüber. Der Ort, an dem die beiden aufeinandertreffen ist ein beschaulicher Raum in der Hochschule Rhein-Waal. Nicht viel weist darauf hin, dass über Stunden die großen Themen der Welt ausgefochten werden.

Aber genau das haben sich die Teilnehmer der Klever Model United Nations Conference (KleMUN) vorgenommen. Drei Tage lang diskutierten Studenten aus ganz Deutschland und schlüpften in die Rollen von Ländervertretern. So wie Khaled Elmajed. Er ist Delegierter von Palästina. "Es ist mehr als eine Rolle", sagt der Klever Student. Denn er stammt aus Jerusalem, ist jordanischer Palästinenser. Ihm gegenüber sitzt Basheer Saifi als Vertreter der Interessen Israels. Eigentlich sind die beiden Freunde. Am Tisch allerdings müssen sie sehr unterschiedliche Positionen vertreten.

 Ihre Rollen spielen die Vertreter der Länder überzeugend - hier kommt ein Palästinensertuch zum Einsatz.

Ihre Rollen spielen die Vertreter der Länder überzeugend - hier kommt ein Palästinensertuch zum Einsatz.

Foto: van Offern Markus

Sie sitzen im Weltsicherheitsrat der UN, einem der vier Gremien, die in den drei Tagen von KleMUN über aktuelle Themen diskutieren, und das möglichst lebensnah. Alle Teilnehmer haben sich gut auf ihre Rollen als Ländervertreter vorbereitet. Basheer Saifi zum Beispiel ist amerikanischer Palästinenser. Als Vertreter Israels müsse er seine Emotionen negieren, sagt er, aber die Rolle habe er sich bewusst ausgesucht. "Ich will die israelische Seite sehen", sagt er und er steigt ein in die Diskussion über den Nahostkonflikt.

Angriffslustig zeigt sich da der Vertreter Russlands, er nennt die israelischen Siedler "illegal". Der Vertreter der Ukraine spricht Waffenschmuggel am Gazastreifen an. Die Vertreterin des Südsudans bittet endlich um die Klärung der Rolle des Sicherheitsrats im Konflikt. Es ist also jede Menge los.

Dass es nicht drunter und drüber geht, dafür sorgen "Chairs". Sie sitzen ganz vorne und haben die Redezeit der Ländervertreter im Blick, aber auch, dass die Regeln eingehalten werden. Höflicher Umgang wird gepflegt. Einer der Chairs mahnt in einer Sitzung einige Teilnehmer wegen ihrer Kleidung an. Krawatte oder Fliege sind Pflicht.

Sabrina Jacobs hat die Rolle der UN-Generalsekretärin, ist also so etwas wie Ban Ki-moon. Wenn sie als Generalsekretärin den Raum betritt, oder ihr Stellvertreter, in diesem Fall Benjamin Killewald, müssen die Delegierten aufstehen.

 Es geht um die große Politik. Die Delegierten debattieren wie bei der echten UN in der Klever Model United Nations an der Hochschule Rhein-Waal.

Es geht um die große Politik. Die Delegierten debattieren wie bei der echten UN in der Klever Model United Nations an der Hochschule Rhein-Waal.

Foto: van Offern Markus

Sabrina Jacobs ist im Vorbereitungsteam der Kle-MUN und war schon in New York dabei, als die echten Vertreter der UN tagten. An ihre erste MUN kann sie sich noch gut erinnern. Da hatte sie die Rolle der USA übernommen. "Das war zu den Zeiten von Wiki-Leaks", erzählt sie. "Ich hatte keine Zeit zur Vorbereitung, kein Training, und alle haben auf mich eingehämmert."

MUN gibt es auf der ganzen Welt. Sabrina Jacobs war schon in Deutschland, Holland sogar Mexiko dabei, in Paris war sie Chair. "Es ist schon etwas anderes, ob ich in der Zeitung von den Vereinten Nationen lese oder ob ich in die Rolle eines Landes schlüpfe, es vertrete und verteidige", erklärt sie die Faszination.

Einige Türen weiter tagt das Komitee für Entwaffnung und Internationale Sicherheit (DISEC). Ein Thema ist der globale Drogenhandel. Die Delegierte von Serbien fordert: "Wir müssen alle zusammenarbeiten, um für die Menschen Chancen zu schaffen." Deutlich härtere Worte gibt es von Seiten des Irans: Er gibt den USA die Schuld am ganzen Drogenproblem. Die Vertreterin von Großbritannien steht auf und unterstützt die USA, der Schweizer Vertreter (mit deutlich niederländischem Akzent) bringt Interpol ins Spiel.

Und wie geht es mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt weiter? Wird es eine Lösung geben? Khaled Elmajed in der Rolle Palästinas schüttelt den Kopf. "Aber wir versuchen unser Bestes", ergänzt Israels Vertreter Basheer Saifi. "Unsere Mission ist, zu zeigen: Man kann miteinander reden."

(RP)
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