Kreis Kleve Weiße Kreuze erinnern an Unfalltote
Kreis Kleve · Im Jahr 2015 verstarben 20 Menschen im Kreis Kleve bei einem Verkehrsunfall. Das Technische Hilfswerk stellt für 17 von ihnen jeweils ein weißes Kreuz auf. Sie sollen alle Verkehrsteilnehmer zum Gedenken und Nachdenken auffordern.
Ein Blumengesteck, Kerzen und eine rote Rose erinnern an der Rheinstraße in Niedermörmter auch Monate nach seinem Unfalltod noch an einen 18-jährigen Mann aus Kalkar. Durch eine kurze Unachtsamkeit bei der Bedienung seines Autoradios war er von der Fahrbahn abgekommen und mit der Fahrerseite gegen einen Baum geprallt. Der Kalkarer starb noch an der Unfallstelle.
An dieser ruft nun auf der gegenüberliegenden Seite, an der bereits die Familie des Verstorbenen Gegenstände zum Gedenken an ihn hingelegt hat, auch ein weißes Kreuz das tragische Unglück in Erinnerung. Es ist das erste von insgesamt 17 weißen Kreuzen, die das Technische Hilfswerk an verschiedenen Orten im Kreis Kleve, an denen es im vergangenen Jahr zu tödlichen Unfällen gekommen ist, bis zum 7. Mai aufstellen wird.
Jedes weiße Kreuz gedenkt eines Verstorbenen. "Hinter jedem verbirgt sich ein schreckliches Schicksal, das Leben verändert hat", sagt Wolfgang Spreen, Landrat des Kreises Kleve, der bei der Aufstellung des ersten Kreuzes dabei war und mit der Familie des Verstorbenen sprach. Der Landrat und die Kreispolizeibehörde Kleve gedenken mit den Kreuzen den Verunglückten und richten gleichzeitig auch einen Appell an alle Verkehrsteilnehmer, um möglichst viele Unfälle im Vorfeld zu vermeiden. "Wir möchten auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen und zu einer defensiven Fahrweise veranlassen", so Manfred Jakobi, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Kleve.
Im vergangenen Jahr beklagte der Kreis Kleve insgesamt 20 Todesopfer nach Verkehrsunfällen. Drei von ihnen verunglückten innerhalb geschlossener Ortschaften tödlich, wo die Aufstellung eines Kreuzes auf Grund der örtlichen Gegebenheiten allerdings nicht möglich ist. Die übrigen 17 Verkehrstote gerieten 2015 außerhalb geschlossener Ortschaften in einen tödlichen Unfall. "Wir im Kreis Kleve haben durch die vielen ländlichen Ortschaften eine generelle Problematik, die Städte mit grundsätzlich nur Stadtverkehr nicht haben: Die gefahrene Geschwindigkeit ist bei Unfällen außerhalb geschlossener Ortschaften höher, weshalb es häufiger zu ganz schweren Unfällen kommt", erläutert Jakobi. Neben dem Bedienen des Autoradius oder des Smartphones ist auch häufig zu schnelles Fahren einer der Gründe, weshalb es zu Unfällen kommt.
Die Polizei versuche deshalb bundesweit mit Aktionen etwa dem des erst vorige Woche stattfindenden Blitz-Marathons darauf aufmerksam zu machen, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Dabei ist Jakobi die Nennung eines Phänomens ein besonderes Anliegen: "Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit bedeutet für manche die nicht erlaubte Mindestgeschwindigkeit. Bei 70 erlaubten Stundenkilometern heißt das für sie dann, dass sie ruhig 80 km/h fahren können." Dabei entscheiden oft nur wenige Stundenkilometer über den Ausgang eines möglichen Unfalls, wie Jakobi anhand einer Statistik verdeutlicht: "Bei 65 gefahrenen Stundenkilometern sterben statistisch acht von zehn Fußgängern. Bei 50 km/h überleben acht von zehn Fußgängern."
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Zahlen der tödlichen Unfallopfer im Kreis allerdings erfreulicher Weise stark zurückgegangen. So starben in den 70er Jahren noch 140 Menschen pro Jahr im Verkehr. Unter anderem durch den technischen Fortschritt konnte der Kreis Kleve 2012 einen historischen Tiefstwert von 13 Verkehrstoten vermelden. Seit 2003 stellt das Technische Hilfswerk zum Gedenken für jeden ein weißes Kreuz auf.