Kleve Weniger Leben im Haus des Herrn

Kleve · Die Kirchenstatistik des Dekanats Kleve von 2014 zeigt, dass die Zahl der Katholiken rückläufig ist.

Eine Statistik besteht aus nüchternen Zahlen, sie kann aber auch zu spannenden Ergebnissen führen. Warum beispielsweise gab es in 2014 im Dekanat Kleve nur 45.344 Katholiken statt wie in 2013 46.034 katholische Christen, also 690 weniger? Kreisdechant Propst Johannes Mecking meint dazu, dass man darin die demografische Entwicklung sehen kann. Und Dechant Jürgen Lürwer ergänzt: "Es sterben pro Jahr mehr Menschen als gleichzeitig geboren werden."

Dr. Stefan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Münster, erläutert, dass auch in der Diözese die Zahl der Katholiken kontinuierlich gesunken ist und zwar von 1.990.763 in 2009 auf 1.937.391 in 2013, also 53.372 weniger. Zu den deutlich geringeren Taufen und der steigenden Zahl der Bestattungen kämen die Austritte hinzu. Was die Zahlen der zwei Gottesdienstteilnehmer-Zählungen im Frühjahr und Herbst betrifft, sind sich die Verantwortlichen in Dekanat, Kreisdekanat und Bistum einig: "Wollte man eine einigermaßen aussagekräftige Zahl haben, so müsste man sicher an vier bis fünf Sonntagen hintereinander zählen", sagt der Kreisdechant. Und der Dechant ergänzt: "An den 'Zählsonntagen' wird eine Vielzahl unterschiedlicher Gottesdienste gefeiert, zum Beispiel sind bei einem Familiengottesdienst viel mehr Mitfeiernde als sonst." Im Bistum und auch im Kreisdekanat Kleve gingen tendenziell die Zahlen in den letzten Jahren zurück. Dr. Kronenburg: "2009 besuchten im Bistum 247.468 Personen den Gottesdienst, in 2013 waren es 188.613, also 58.855 weniger, im Kreisdekanat Kleve in 2009 22.566 und in 2013 17.977, also 4589 weniger".

Einig sind sich Propst Mecking und Dechant Lürwer in der Aussage, dass eine Gruppe der Kirchenbesucher zur älteren Generation gehört. Die Regelmäßigkeit der Sonntagsgottesdienste sei bei vielen Menschen verloren gegangen. Zu den Taufen bemerkt der Dechant: "Für einige junge Eltern haben der Glaube, die Religion oder die christliche Spiritualität keine Bedeutung mehr. Damit werden auch weniger Überlegungen zur Taufe ihrer Kinder angestellt. Manche wollen ihr Kind selbst entscheiden lassen, wenn es alt genug dafür geworden ist." Und Propst Mecking ergänzt: "Es gibt vermehrt Taufen zu einem späteren Zeitpunkt." Beide aber sind überzeugt, die Kirche werde nicht langsam aussterben.

Zu den Trauungen bemerkt der Kreisdechant: "Bei sehr vielen Taufen ist es so, dass die Elternteile weder standesamtlich noch kirchlich verheiratet sind. Offensichtlich ist es daher zurzeit nicht 'im Trend', sich verbindlich auf eine Lebensgemeinschaft in der Ehe einzulassen". Und Dechant Lürwer sagt: "Ich kann mich doch nur freuen, wenn ein Paar überhaupt noch heiratet: denn man kann doch auch so gut zusammenleben." Unterschiedliche Gründe werden für die Austritte genannt. Im Bistum Münster waren es die "Rückständigkeit der Kirche", die Kirchensteuer und die "Enttäuschung über die Kirche."

Dechant Lürwer vermutet, dass es mit Bischof Tebartz van Elst zu tun hat: "Da hat sich viel Frust und Unverständnis der Kirche gegenüber aufgebaut, der im Austritt seine Konsequenzen findet." Kreisdechant Mecking sagt: "Was ich für mich feststelle, ist, dass die meisten, die aus der Kirche austreten, schon längere Zeit keinen Bezug mehr zu Kirche und Glauben haben und dann, vermutlich aus finanziellen Gründen oder aus aktuellen Anlässen ihren Austritt aus der Kirche erklären." Allen drei Gesprächspartnern aber ist wichtig: "Wir leben in dieser Zeit. Und diese Zeit gilt es zu gestalten in die Zukunft hinein mit dem Vertrauen, dass Gott die, die an ihn glauben, nicht allein lässt."

(RP)
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