Kleve Wenn der "Eiserne Mann" das Mittelalter stört

Kleve · Katalog zur neuen Präsentation der Sammlung im Klever Museum ist jetzt erschienen / Fotografien von Gottfried Evers

 Prof. Harald Kunde mit dem neuen Katalog des Museums.

Prof. Harald Kunde mit dem neuen Katalog des Museums.

Foto: eve

Eine Sammlung ist eine vielstimmige Erzählung. Sie berichtet von der Tradition eines Museums, von den Künstlern, die hier ausstellten, von Schwerpunkten, die gesetzt wurden und gesetzt werden, von der Geschichte des Ortes und seiner direkten Umgebung. Wie eine vielstimmige Erzählung hat Kleves Museumsdirektor Harald Kunde auch den Katalog zur neuen Präsentation der Sammlung im Kurhaus angelegt. Eine Präsentation, die das Haus regelrecht auf links krempelte und einer Vorstellung bedarf. Die unbedingt dokumentiert werden sollte, weil sie neue interessante Spannungsfelder zwischen den bekannten Werken und den neuen Räumen des Friedrich-Wilhelms-Bades erzeugt. Dazu hat er nicht Kapitelchen für Kapitelchen ein paar Sätze zu den Künstlern gereicht, sondern lädt zu einem amüsanten und im vorbeigehen erklärenden Rundgang durchs Haus ein. Es macht Spaß, gedanklich mit Kundes Text den Weg durchs Haus zu schreiten. Man liest von der "produktiven Störung", die die modernen Werke von Katharina Fritsch und Stephan Balkenhol zwischen die mittelalterliche Kunst von Douvermann bis Meister Arnt setzen. Im Vorübergehen erfährt der Leser von diesem durchgängigen Prinzip der Sammlungspräsentation, das als "Wahrnehmungsverstärker das chronologische Kontinuum durchbrechen und um eine aktuelle Erzählebene erweitern" soll, schreibt der Museumsdirektor.

Recht hat er, von der "anrührenden Schönheit" der mittelalterlichen Stundenbuchseiten aus der Sammlung Wörner zu schwärmen, die das Haus jetzt endlich noch einmal - und hoffentlich auch ein bisschen länger - präsentieren kann. Denn jedes Blatt lädt ein, in ein Stückchen mittelalterlichen Lebens zu versinken (Bericht folgt). Kunde vergisst auch nicht die Künstler-Gäste, die die Neupräsentation ergänzten und die er mit dem Katalog nochmals kurz Revue passieren lässt. Die Fotos für den Band hat RP-Fotograf Gottfried Evers nicht in Zentralperspektiven, sondern - passend zur Erzählung von Kunde - als Gang durch die Ausstellung inszeniert. In den Bildern wird die Spannung zwischen Raum und Skulptur, zwischen den verschiedenen Werken deutlich. Sie zeigen greifbar, wie die Kunst im Raum des Kurhauses wirkt. Schließlich soll der Katalog zu Basic Research eine gelungene Neu-Inszenierung zeigen.

Allein Katalogdesigner Ingo Offermanns - sonst eine feste Bank - hat sich beim Papier für diesen von vielen Fotos geprägten Band vergriffen. Die Seiten haben zwar eine schöne Haptik, fühlen sich gut an - allein die Fotos verlieren ihre Brillanz, wirken verschleiert. Zur besseren Lesbarkeit hätten dem Text-Layout ein paar Absätze gutgetan.

(RP)
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