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Kalkar Widerstand lebt wieder auf

Kalkar · Etwa 200 Menschen versammelten sich gestern Abend auf dem Kalkarer Marktplatz, um gegen die Atomkraft zu protestieren. Die Mahnwache rief bei vielen Erinnerungen an die Großdemonstration im September 1977 hervor.

Schneller Brüter: Bilder vom Anti-Atom-Protest in Kalkar
20 Bilder

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Konrad Schoofs muss nicht nachdenken. Selbstverständlich sei er damals dabei gewesen, sagt der 56-jährige Kalkarer. Damals im heißen Herbst 1977 bei der Großdemonstration gegen den Bau des Atomkraftwerks "Schneller Brüter". "Es waren natürlich mehr Leute hier, aber die Atmosphäre ist die gleiche", meint Schoofs.

Größte Anti-Atom-Demo

Mehr als 30 000 Kernkraftgegner aus dem In- und Ausland kamen am 24. September 1977 zur bis dato größten Anti-Atom-Demo in der Geschichte der Bundesrepublik nach Kalkar. Im Vorfeld rechneten die Sicherheitskräfte mit schweren Auseinandersetzungen, etwa 8000 Polizisten waren im Einsatz. In mehreren deutschen Großstädten kontrollierten die Beamten in Richtung Kalkar aufbrechende Protestler, bei Durchsuchungen auf Autobahnen und an den Grenzen wurden 40 000 Menschen, 2070 Pkw und 480 Busse überprüft. Das Thema beschäftigte überregional die Fernsehstationen, Radiosender und Zeitungen. "Scharfe Kontrollen verhinderten Chaos", titelte die Rheinische Post zwei Tage nach der Demo am 26. September 1977.

Knapp 34 Jahre später protestierten in zahlreichen Städten am Niederrhein (unter anderem auch in Kleve und Goch) Menschen gestern Abend wieder gegen die Kernkraft. Das Motto: "Fokushima ist überall." Etwa 200 Teilnehmer versammelten sich zur Mahnwache auf dem Kalkarer Marktplatz. Eltern mit ihren Kindern, Jugendliche, Rentner, Vertreter aus Politik und Kirche. "Politik und Wirtschaft sollen nicht länger so tun, als ob die Kernenergie sicher und sauber ist", forderte Organisatorin Christel Hagen unter lautem Applaus. Das von der Bundesregierung verkündete Moratorium sei "Augenwischerei", kein Meiler in Deutschland genüge heutigen Sicherheitsstandards, so Hagen, die an die Opfer der Katastrophe in Japan erinnerte und mahnte: "Atomkraft bleibt unbeherrschbar!"

Die Worte der Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Kalkar trafen auf Zustimmung. "Kernenergie birgt viele Gefahren", stellte Michael Kleineher (58) fest. Der gebürtige Saarländer ist mit seiner Frau erst 1993 nach Hanselaer gezogen. "Als sicher war, dass der Meiler nie ans Netz geht", so Adelheid Müller-Kleineher (53). Beide wollen sofort auf Ökostrom umsteigen, die Antragsformulare haben sie sich im Internet heruntergeladen.

Konrad Schoofs findet, "dass wir auch heute noch viel bewegen können". Vom Atomstrom profitierten nur die großen Konzerne. "Als 1991 die Nachricht kam, dass der Meiler Geschichte ist, wären wir am liebsten unter die Decke gesprungen", erinnert sich der 56-Jährige. Und ist überzeugt: "Wir könnten von heute auf morgen aussteigen."

(RP)
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