Kreis Kleve Wie reagieren Eltern im Notfall richtig?

Kreis Kleve · Das Katholische Karl-Leisner-Klinikum und die RP laden mit "Die Gesundheitsexperten" zum Gespräch mit Ärzten und Patienten ein. Im Kolpinghaus Kleve geht es am 26. September um Notfälle und Schulprobleme durch ADHS oder LRS.

 Oberärztin Petra Wundschock und Chefarzt Jochen Rübo sind die Referenten im Klever Kolpinghaus.

Oberärztin Petra Wundschock und Chefarzt Jochen Rübo sind die Referenten im Klever Kolpinghaus.

Foto: Markus van Offern

Die Situation ist typisch: Omas Tabletten sind unbemerkt liegengeblieben und in einem unbeaufsichtigten Moment hat der zweijährige Nachwuchs den Medikamenten-Mix verputzt. Was tun? "Sofort den Notarzt anrufen", sagt Jochen Rübo, Chefarzt der Kinderklinik am Klever St.-Antonius-Hospital.

Der Notarzt ist auch die richtige Adresse, wenn das Kleinkind bei Fieber Krämpfe bekommt, wenn es Atemnot hat oder nach Stürzen erstversorgt werden muss. Das Gleiche gilt bei Bewusstseinsstörungen. In der Notruf-Zentrale des Rettungsdienstes sitzen ausgebildete Ansprechpartner und Instruktoren, die den verzweifelten Anrufern weiterhelfen, die die Dringlichkeit einordnen können und auch Anweisungen für Erste Hilfe geben können. "Haben sie keine Hemmungen, die 112 zu wählen!", sagt Rübo. Denn je schneller Kindern bei einem Notfall geholfen werden kann, desto besser.

Wichtiger aber noch, als die Erste Hilfe, ist die Vorbeugung, die Prävention, sagt Rübo. Also: Worauf müssen junge Eltern achten, was muss sich in ihrem Lebensumfeld ändern, damit der neue Erdenbürger ohne große Blessuren die ersten zwei Jahre übersteht. Dinge, die der Chefarzt im Kolpinghaus erklären wird: Von besagten Pillen der Oma, die nicht liegenbleiben dürfen, bis zur Zigarettenpackung, vom Putzmittel bis zur Steckdose - alles Gefahrenelemente, die man sichern kann, wenn man sie im Auge hat und von ihrer Gefährlichkeit weiß.

Die Kinder- und Jugendmedizin steht im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung "Die Gesundheitsexperten", vom Katholischen Karl-Leisner-Klinikum und der Rheinischen Post am Dienstag, 26. September, 19 Uhr im Kolpinghaus in Kleve. Jochen Rübo und Petra Wundschock, Oberärztin und Leiterin des Sozialpädiatrischen Zentrums, werden dann von ihrem Klinikalltag erzählen, ihre Themen vorstellen und sich später den Fragen des Publikums stellen.

"Man muss verhindern, dass Kinder unter zwei Jahre an gefährliche Dinge herankommen", will Rübo allen Eltern einschärfen und entsprechende Beispiele zeigen. Daneben gibt er Tipps, was zu tun ist, wenn mal etwas passiert sein sollte. Zudem rät er Eltern, Angebote für einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder wahrzunehmen.

Während Rübo über "Erste Hilfe/ Notfälle - wie reagieren Eltern richtig?" referiert, wird Wundschock zum für viele Mütter und Väter brennenden Thema Schulkinder vortragen. Ihr Thema: "Wenn Schule keinen Spaß macht. ADHS, Lese- und Rechtschreibschwäche." Denn sind die Kleinen aus dem Gröbsten 'raus, steht die Schule an. Bauchschmerzen können dann auch auf ganz andere Dinge hinweisen. Auf schulische Probleme beispielsweise. Hier führt der Weg zum Sozialpädiatrischen Zentrum am St.-Antonius-Hospital in Kleve (SPZ). In der Regel werden die kleinen Patienten vom Kinderarzt geschickt. "Der niedergelassene Arzt überweist uns die Kinder, die Probleme mit Konzentrationsstörungen, die ADHS oder LRS haben", sagt Petra Wundschock. Die Oberärztin ist Leiterin einer Einrichtung, die dringend gebraucht wird. Das zeigen auch die langen Wartezeiten für eine Aufnahme: Vier Monate können je nach Schwere der Erkrankung vergehen, bevor der kleine Patient einen ersten Termin bei den zwei Ärzten, den drei Psychologen oder der Ergotherapeutin bekommt.

Dann folgen diverse Sitzungen, bei denen auch die Eltern eingebunden werden, es geht durch das Diagnostik-Zentrum über die Psycho- und Ergotherapie, es wird das Gehör getestet, das Verständnis, die Sehschärfe. Denn all das kann auch Auswirkungen auf das Verhalten der Schulkinder oder Jugendlichen haben. "Es muss nicht immer ADHS oder LRS vorliegen", sagt Wundschock. Anschließend erfolgt eine auf den konkreten Einzelfall zugeschnittene Diagnostik. Und das heißt nicht, dass es sofort ein paar Pillen gibt: "Wir haben das SPZ ja geschaffen, um nicht gleich zu ruhig stellenden Medikamenten zu greifen", sagt Rübo.

Das SPZ verbinde die medizinische mit der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungs-, Verhaltensauffälligkeiten, Teilleistungsstörungen oder geistigen und/oder motorischen Entwicklungsverzögerungen. "Unsere Grundpfeiler sind: Interdisziplinäre Diagnostik, Beratung, Therapieeinleitung und Planung zum frühestmöglichen Zeitpunkt", erklärt Wundschock.

(mgr)
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