Tiergarten in Kleve Schau mir in die Augen

Kleve · Wenn die Sonne scheint, trauen sich Präriehunde, Steppenrinder und Trampeltiere im Klever Tiergarten auch bei Minusgraden aus ihren Ställen.

Auf dem Wasser des Seehund-Beckens schwimmt eine Schicht aus Eisschollen. Erst zweimal in 20 Jahren hat Dietmar Cornelissen, Leiter des Tiergartens Kleve, eine komplett zugefrorene Fläche erlebt. Dann müssen Seehund Yannik und seine drei Mitbewohner selbst für Luftlöcher sorgen. Die Kälte aber stört die Tiere nicht. Eine zehn Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Seehunde vor dem Frieren.

Im Tiergarten Kleve bleibt das Leben trotz der Minusgrade nicht stehen. Ganz im Gegenteil: Einige Tiere fühlen sich bei Kälte und Sonnenschein besonders wohl: Steppenrinder aus dem ungarischen Tiefland, Katzenbären von den Hängen des Himalayas, Polarfüchse, die vor allem in Skandinavien, Nordrussland oder Alaska leben. Aber auch für die Tierarten aus anderen Breitengraden ist die Kälte kein Problem, sie haben sich auf den Winter vorbereitet. Lamas und Kamele tragen derzeit einen dicken Winterpelz. Außerdem verfüttert das Team um Dietmar Cornelissen deutlich mehr Nahrung an die Bewohner des Tiergartens. Wer bei Kälte mehr verbrennt, muss schließlich auch mehr fressen. So bekommt jeder Seehund normalerweise fünf Kilogramm Fisch pro Tag. Wenn die Tiere ihren Winterspeck anfressen, können es aber auch mal zehn Kilo sein.

Mit der Kälte kämpfen die Weißbüscheläffchen. Die Tierart aus Brasilien ist an tropische Temperaturen gewöhnt. Die Krallenaffen müssen im Stall bleiben, bis es wieder wärmer wird. "Draußen besteht das Risiko, dass die Äffchen an den Drahtzaun springen und wegen der Kälte kleben bleiben", sagt Cornelissen. Darum harren sie auf einer Wärmematte bei 33 Grad Celsius aus. Auch Präriehunde - eine Gattung der Erdhörnchen - bevorzugen wärmere Temperaturen. Doch wenn die Sonne scheint, trauen sie sich auch bei Minusgraden aus ihren unterirdischen Erdhöhlen.

(RP)
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