Andreas Bourani im Interview "Wir müssen Vorurteile hinterfragen"

Kleve · Andreas Bourani kommt am 6. Juni zum Courage-Festival in den Schlosspark Moyland. Im Interview erzählt er von eigenen Mobbingerfahrungen und wie wichtig es ist, Vorurteile zu überwinden.

Im Juni bist Du der Haupt-Act beim Courage-Festival. Weißt Du, wo Du hin musst?

Bourani Das ist beim Schloss Moyland, das weiß ich.

Und das liegt wo?

Bourani Da fragst du mich vielleicht was. Ich weiß auf jeden Fall, dass es am 6. Juni ist. Ich reise gern, und das Musikmachen gibt mir die Möglichkeit dazu. Tatsächlich komme ich so in ganz Deutschland rum, zum Beispiel auch in den Kreis Kleve, wo ich sonst nicht hinkommen würde.

Dein absoluter Hit und Durchbruch war mit "Auf uns". Kannst Du das Lied überhaupt noch hören?

Bourani Bevor der Song rausgeht und fertig ist, habe ich ihn schon 200 Mal gehört, bis er so ist, wie ich ihn haben möchte. Wenn ich unterwegs bin und meinen Song im Radio höre, freue ich mich jedes Mal. Aber ich drehe deswegen auch nicht die Musik lauter. Das Lied ist letztendlich ein Produkt meiner Arbeit.

Was ist die Geschichte hinter dem Song "Auf uns"?

Bourani Die Idee war, die schönen Stunden mit guten Freunden festzuhalten. Den Leuten um sich herum sagt man so selten, wie gern man sie hat. "Wer friert uns diesen Moment ein", so geht der Song ja auch los. Es geht darum, sich zu erinnern, das Leben zu genießen, das ein Geschenk ist.

So, wie die Leute Deinen Auftritt beim Courage-Festival genießen sollen?

Bourani Ich finde, so ein Festival ist eine gute Möglichkeit, Spaß zu haben, eine gute Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen. Aber es gibt ja auch ein Thema: Wir wollen couragiert sein, mutig sein.

Das Courage-Festival hat sich dem Motto verschrieben: Für Toleranz und gegen Gewalt. Du hast ja afrikanische Wurzeln. Bist Du schon einmal blöd angemacht worden?

Bourani Das kennt vermutlich jeder, dass er mal in der Ecke steht. Meine Hautfarbe bietet für einige Leute eine Angriffsfläche. Ich bin schon als "Neger" beschimpft worden oder in der Schule auch als "Mohrenkopf". Das kommt aus Vorurteilen von Leuten heraus, die nicht so einen weiten Horizont haben. Aber in letzter Zeit kommt so etwas nicht mehr so oft vor.

Woran liegt das? Weil Du bekannt bist, oder ist Multi-Kulti heute normal, anders als zu Deiner Schulzeit?

Bourani Ich wohne mittlerweile in Berlin, da leben viele verschiedene Nationen nebeneinander. Menschen, die anders aussehen, gibt es dort viele. Ich war damals auf einer Schule, auf der es augenscheinlich nur ein, zwei Mischlingskinder gab. Natürlich fällt man auf. Wenn du in Asien rote Haare hast, fällste auch auf.

Welche Gegenmittel gibt es gegen diese Art des Mobbings gegenüber Menschen, die anders aussehen?

Bourani Die Angst vor allem Fremden ist eine natürliche Reaktion. Die wichtigste Aufgabe besteht aber darin, Vorurteile zu durchbrechen. Das muss jede Generation neu lernen.

Wie handhabst Du das?

Bourani Ich bin auch nicht vorurteilsfrei. Wenn ich zum Beispiel einen Typen mit grüner Brille kenne, der gemein zu mir war, dann ist das in meinem Kopf gespeichert und ich übertrage das auf alle Menschen mit grüner Brille. Wir müssen ein Bewusstsein entwickeln, solche Vorurteile zu hinterfragen und den Menschen, denen wir begegnen, immer wieder eine Chance geben.

Was sagst Du zum Thema Zivilcourage?

Bourani In manchen Situationen ist es natürlich eine Pflicht, einzugreifen. Entweder mache ich das selber, mit Hilfe der Polizei, oder versuche noch weitere Leute zur Hilfe zu mobilisieren. Es kann uns nicht egal sein, wie wir miteinander leben möchten.

Du engagierst Dich auch dafür?

Bourani Ich bin Botschafter der Aktion "Alle Kids sind VIPs". Die Kids lernen gut, also respektvoll, miteinander umzugehen, aber auch selbstbewusst zu sein, damit erst gar keine Vorurteile aufkommen. Das sind Bausteine für eine gute Gesellschaft. Die Träume sind doch gleich: ein guter Beruf, ein friedliches Leben, Familie.

Inwieweit bist Du Vorbild?

Bourani Mir ist schon bewusst, dass ich mit einer gewissen Bekanntheit auch in der Öffentlichkeit stehe. Ich mache einfach die Dinge, die ich für richtig halte. Ich bin aber auch nicht unfehlbar. Und ich lass mich nicht in meiner Persönlichkeit beschneiden.

Du hast Dir Deinen Traum mit der Musik erfüllt. Gibt es noch Wünsche?

Bourani Mein Traum war es immer, Menschen durch Musik, Geschichten zu bewegen. Ich habe tatsächlich wahnsinnigen Erfolg gehabt. Natürlich wünsche ich mir, dass der Fankreis noch wächst, die Konzerte größer werden.

Gab es jemals eine Alternative zur Musik?

Bourani Nee, nicht wirklich. Ich habe kurz vor dem Abi die Schule abgebrochen, um Erfahrungen in der Musikwelt zu sammeln. Vielleicht hat es gerade deswegen geklappt, weil ich das so konsequent gemacht habe. Ich würde diesen Weg aber niemandem empfehlen, weil der Beruf ein Riesenrisiko ist. Ich habe dadurch viel gelernt.

Wie haben Deine Eltern reagiert?

Bourani Ich glaube, für Eltern ist das nicht immer einfach, weil sich Eltern immer Sicherheit für ihr Kind wünschen. Aber wenn es dann seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat und glücklich ist, ist alles gut.

Was sind nächste Projekte?

Bourani Ich komme gerade aus Südafrika von der Aufzeichnung zu "Sing meinen Song" mit Xavier Naidoo. Wir hatten eine tolle Zeit, und es sind neue Freundschaften entstanden. Mit dabei sind auch Yvonne Catterfeld, Christina Stürmer, Hartmut Engler von Pur, Die Prinzen und Daniel Wirtz. Im Fernsehen ist das ab dem 19. Mai zu sehen. Und dann habe ich den ganzen Sommer durch wahnsinnig viele Konzerte, unter anderem am 6. Juni auf Schloss Moyland.

Bianca Mokwa stellte die Fragen.

(RP)
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