Kleve Wohnen auf dem Wasser

Kleve · Ein Haus mitten auf dem See. Dieser Wohntraum könnte sich in Kleve erfüllen. Architekt Friedhelm Hülsmann stellte bei der Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank Kleverland dieses Projekt vor. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks war begeistert.

 Auf einem Baggersee in Kellen sollen die ersten Häuser gebaut werden. Was als Versuch startet, soll sich später zu einer Siedlung auf dem Wasser ergänzen. Damit das funktioniert, müssen zunächst planungsrechtliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.

Auf einem Baggersee in Kellen sollen die ersten Häuser gebaut werden. Was als Versuch startet, soll sich später zu einer Siedlung auf dem Wasser ergänzen. Damit das funktioniert, müssen zunächst planungsrechtliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.

Foto: Evers

So etwas gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen noch nicht: Einen Bebauungsplan für eine schwimmende Wohnhaus-Siedlung auf dem Wasser. Keine Hausboote - echte Häuser. Architekt Friedhelm Hülsmann aus Kleve und diverse Mitstreiter arbeiten daran, dass diese Vision Realität wird. Hülsmann hatte die Idee für die Wasserhäuser und würde das Projekt gerne auf einem Baggersee in Kellen entwickeln. Die Häuser sollen auf einem Stahlbetonponton gebaut werden, der später unter der Wasseroberfläche liegt. "66 Tonnen wiegt allein dieser perfekt ausjustierte Ponton. Dadurch liegt das ganze Haus absolut ruhig im Wasser, mindestens bis zu Windstärke 7", erläutert Hülsmann. Die Wohnräume können entweder komplett über der Wasseroberfläche oder zum Teil auch unterhalb liegen. In einem Pilotprojekt sollen zunächst vier dieser schwimmenden Häuser errichtet werden, zwei auf dem deutschen und zwei auf einem niederländischen See. Professor Thorsten Brandt von der Hochschule Rhein-Waal forscht mit seinen Studenten des Fachgebiets Mechatronik und Systemdynamik an der Technik. Wenn das Projekt erfolgreich wird, sollen die beiden Häuser zu einer ganzen Siedlung erweitert werden. Rechts und links über einen Steg verbunden, sollen die schwimmenden Bauten in den See hinein gebaut werden. Parkplätze und Müllbehältnisse kommen aufs feste Ufer. Die Häuser sollen an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen werden.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die bei der Zukunftswerkstatt zu Gast war, ist von der Idee begeistert. "Das ist sehr interessant, höchst spannend. Wir haben viele Flächen, die bislang nicht bebaut werden können, etwa Auskiesungen oder der Braunkohletagebau im rheinischen Revier. In diesen dicht besiedelten Gebieten mit einer hohen Nachfrage an Wohnraum könnten die schwimmenden Häuser gut passen", sagt Hendricks.

Für die Niederlande ist Leon Eijkhout von der Van Wijnen Projektontwikkleling Oost am Projekt beteiligt. Eijkhout ist großer Fan dieser Wohnform. "In Holland gibt es bereits 15.000 dieser Häuser. Diese werden allerdings mit Gas versorgt. Das ist nicht optimal. Hier in Deutschland wollen wir die viel energieeffizienter, vielleicht sogar energieneutral bauen, in diesem Bereich ist man hier viel weiter. Der See könnte als Energiespeicher dienen", sagt er. Und was kostet solch ein schwimmendes Haus? "Genau so viel wie ein herkömmliches Haus ohne Grundstück", sagt Hülsmann. Etwa 300.000 bis 350.000 Euro müsse man für einen 150 Quadratmeter großen schwimmenden Bau rechnen. Hinzu kommen die Kosten für das "Grundstück", das im Falle eines Sees zwangsweise deutlich kleiner ausfällt als auf dem Festland. Barbara Hendricks ergänzt: "Wir können experimentelles Bauen fördern. Wenn alles passt und der Bauherr einen entsprechenden Antrag stellt, kann er eine satte Förderung erhalten."

So geht es weiter mit dem Projekt: Die Stadt Kleve will die beiden Musterhäuser genehmigen. Sie sollen wohl auf den Baggersee in Kellen, links der ehemaligen Bahntrasse zu den Ölwerken Spyck, die heute ein Fahrradweg ist, errichtet werden. Ob die Häuser dann zu einer Siedlung weiterentwickelt werden, hängt vor allem auch von der Bezirksregierung ab, die das im Regionalplan, der dort zurzeit noch gewerbliche Nutzung vorschreibt, ausweisen müsste. Damit das schnell geht, empfiehlt Hendricks, sich im Vorfeld an den Bezirksplanungsrat zu wenden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort