Kranenburg Wohnen im alten "kaiserlichen Postamt"

Kranenburg · Schon im Jahr 1900 ist das Gebäude in der Nachbarschaft der Mühle errichtet worden. Inzwischen gibt es in dem Haus drei Wohnungen, von denen derzeit aber nur eine bewohnt wird.

 Die Niederländerin Froukje Hummelmann wohnt seit 2009 in der ehemaligen kaiserlichen Post von Kranenburg.

Die Niederländerin Froukje Hummelmann wohnt seit 2009 in der ehemaligen kaiserlichen Post von Kranenburg.

Foto: Gottfried Evers

Das Haus ist ein Blickfang, die weiße Fassade frisch gestrichen, die Fenster dunkel abgesetzt. Beim Betreten scheint das Haus unbewohnt, viel Arbeitsgerät im Flur, wo ein alter Fliesenboden auffällt und an vergangene Pracht erinnert. Das Mansarddach bietet Raum für eine dritte Etage, in der sich eine modern eingerichtete Wohnung befindet. Hier ist es gemütlich warm, und drei Katzen fühlen sich sichtlich wohl.

An der Rückseite des Hauses jedoch ist noch viel zu tun: der Putz blättert, im Garten überwuchert Unkraut ein altes Gestell für eine Kinderschaukel. Eine alte Wasserpumpe hat Rost angesetzt.

Das ehemals kaiserliche Postamt von Kranenburg ist heute im privaten Besitz dreier Parteien, nur eine aber bewohnt die oberste Etage: Froukje Hummelmann, Lehrerin in den Niederlanden, und ihr Lebensgefährte kauften 2009 die Mansardenwohnung des Gebäudes. "Das ist so ein schönes Haus, wir wollten es erhalten, damit es nicht ganz verfällt", erzählt die Niederländerin. Viel Eigenleistung erbrachte das Paar seitdem und dokumentiert es stolz in einer Fotomappe. Darin sieht man, wie die Außentreppe gestrichen wird, die Risse im Putz der Fassade ausgebessert werden und wie dann schließlich der frische Anstrich das alte Haus in neuem Glanz erstrahlen lässt.

Das Gebäude nahe des Kranenburger Mühlenturms hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Wie Eelco Hekster, Stadtführer von Kranenburg und leidenschaftlicher Hobby-Historiker, berichtet, gab es das "Kaiserliche Postamt" in Kranenburg seit 1867. Nur damals stand es in der Großen Straße. Maria van Ackeren hieß die Leiterin des Postamts, sie ließ 1900 ein neues Gebäude errichten, eben jenes mit dem schönen Mansarddach in der Bahnhofstrasse. Eelco Hekster erzählt weiter, wie von 1920 bis 27 der Schwiegersohn der Maria van Ackeren eine Spedition in dem Haus betrieb, es dann aber wieder an die Post verkaufte. Bis 1981 blieb es ein Postamt, ging dann in privaten Besitz und besteht heute aus drei Eigentumswohnungen.

"Die anderen Besitzer wohnen gar nicht hier", sagt Froukje Hummelmann. So steht auch das gemütlich hergerichtete Obergeschoß in deutlichem Kontrast zum renovierungsbedürftigen Treppenhaus und dem Hinterhof, der noch von der Vergangenheit erzählt.

Froukje Hummelmann und ihr Lebensgefährte haben dem Verfall entgegengearbeitet, aber Vieles sei finanziell nicht möglich, zum Beispiel eine neue Zentralheizung. Auflagen bei den Arbeiten gäbe es nicht, denn das Haus stehe (noch) nicht unter Denkmalschutz. Noch in diesem Jahr wollen sie die Wohnung verkaufen, erklärt die 37-Jährige, die an einer niederländischen Schule Naturwissenschaften unterrichtet. Das zukünftige Schicksal des alten Postamtes ist damit wieder ungewiss.

(RP)
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