Bedburg-Hau Wortgewächse an einem großen Wasser

Bedburg-Hau · Man muss sich einlesen in den Fluss der Schrift, in ihre Sprünge und Satzzeichen, in den Schwung der Buchstaben. Wie bei einer alten Handschrift. Denn auch diese Buchstaben haben ihren eignen Stil, erinnern an Pop-Art, sind schön anzusehen in ihrer Farbigkeit.

 Gesine van der Grinten vor ihren Arbeiten im Bedburg-Hauer Rathaus.

Gesine van der Grinten vor ihren Arbeiten im Bedburg-Hauer Rathaus.

Foto: Gottfried Evers

Es sind Sätze wie dieser von Hanns-Josef Ortheil: "An einem großen Wasser fühlt man sich freier als sonst, einfach nur, weil das große Wasser da ist. Das große Wasser verscheucht die ewigen kleinen Gedanken und das Drandenken an dies und das und sagt einem, dass man einmal still und ruhig werden soll". Sie ziehen in gerundeten, größer und kleiner werdenden Buchstaben aus zarten Farben über die Bildformate.

Van der Grinten malt auf Papier, auf Sperrholz und Pappe. Seit ihrem 17. Lebensjahr schreibt sie die Sentenzen auf, die sie beschäftigen, die sie gut findet, lyrisch, zeitgemäß oder einfach nur vom Satzklang. Es gibt Sätze von Schwitters, von Kreisler, in den neueren Arbeiten indianische Texte, die sie aus Gespräch mit Indianern mitgenommen hat. Die Formate der 45 Arbeiten, die vor dem Ratssaal und in den Fluren zu sehen sind, sind unterschiedlich. Große, kleine Bilder, Wandfüllende. Alle unverkennbar im gleichen Schriftduktus mit Wasserfarbe auf ihren Träger gesetzt hat.

"Wortgewächse" nennt sie die erste Einzelausstellung mit ihren Schriftbildern, die am Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird. Zur Eröffnung spricht Martin Lersch, zusammen mit Lene-Lies Dörrenbach gibt Gesine van der Grinten improvisierte Lieder zu indischem Harmonium und Trommel. Dann lädt sie ein, mit den Augen und mit dem Geist auf eine Wanderschaft in ihren Bildern zu gehen und immer neue Lösungen zum großen Rätsel Sprache zu entdecken, die so wunderbare Bilder im Kopf erzeugen kann.

(RP)
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