Kalkar/Kreis Zaubern mit Hammer und Nagel

Kalkar/Kreis · Auf dem Fingerhutshof spielen und erholen sich derzeit Kinder aus dem nördlichen Kreisgebiet. Thema ist diesmal "Zaubern". Sechs- bis Zwölfjährige üben sich in Kreativität und freuen sich aufs große Abschlussfest.

kleve Wer sich in einem grauen Anzug auf das Gelände des Fingerhutshof am Wisseler See wagt, der muss damit rechnen, ein wenig aufgepeppt zu werden. Zum Beispiel mit einem handgemalten Button, der ein wenig nach einer Wanze aussieht, aber wohl einen (was ist das?) "Ludel" darstellt. Den Begriff hat der Anzugträger von den Kindern gelernt und trägt den Schmuck mit Stolz am Revers. "Immerhin gibt es diesen Button in einer limitierten Auflage von nur einem Stück", sagt er, der Landrat Wolfgang Spreen. Wie in jedem Jahr besuchte er die Ferienkinder am Fingerhutshof in Wissel und gleich danach die behinderten Kinder der Freudenberg-Schule.

Die Stadtranderholung des Kreises Kleve - für den Norden auf dem Fingerhutshof, der Süden tobt am Eyller See - ist seit Jahrzehnten beliebt. "Nach Jahren mit anderer Tendenz freuen wir uns diesmal wieder über gestiegene Anmeldezahlen", sagt Spreen. Bei derzeit recht ordentlichem Wetter fehlt es den Jungen und Mädchen an nichts: Viel Platz, die Gesellschaft Gleichaltriger und motivierter Betreuer, dazu leckeres Essen - mehr braucht's nicht, um zwei Ferienwochen problemlos "um" zu kriegen. "Zwar bieten wir die Stadtranderholung nur einen über den anderen tag an, aber das war noch nie ein Problem", versichert Leiterin Claudia Jennen. Nach ihren Informationen organisieren berufstätige Eltern ihre Arbeitszeit in den Ferien ein wenig um und helfen sich gegenseitig. "Manche Kinder brauchen auch den Ruhetag zwischendurch", meint sie, denn der Trubel auf dem Fingerhutshof kann durchaus gewöhnungsbedürftig sein.

Zumal die Anlage diesmal als Zauberschule daher kommt. Magische Sprüche und geheimes Zauberwissen, erst recht Wettkampfspiele wie "Quidditch" erinnern an Harry Potter. Doch den braucht's gar nicht, um die Zauberlehrlinge aus dem Kreis Kleve zu begeistern. Basteln, Handwerken, Kettcar fahren, Theaterspielen, Musikmachen und Hüttenbauen kommen bestens an. Gerade die letztgenannte Disziplin ist ein Magnet. Vor allem die Jungs leihen sich mit großen Erwartungen Hammer und Zangen aus, um Nägel in Bretter zu schlagen und bei Misslingen wieder heraus zu ziehen. Handwerklich geschickte Betreuer hocken auf dem Dach der ersten halb fertigen Holzhütten und passen auf, dass keine Unfälle geschehen. "Zu Hause darf ich sowas nicht machen", sagt ein Zehnjähriger, der seiner Mama lieber nicht erzählt, dass er hier eben doch darf.

Am Abend kommen die Jungen und Mädchen, sechs bis 13 Jahre alt, voller toller Erlebnisse mit Bussen wieder zurück nach Hause. Manche Überraschung wird sie in den kommenden Tagen noch erwarten, mal hat dies mit Wasser zu tun, mal mit Hüpfen. Auch jetzt schon ist ein Trampolin vorhanden, eine lange Seilbahn, ein Spielplatz sowieso. Wer genug von der guten Luft draußen hat, stellt sich auch mal an den Kicker oder malt etwas. Auch eine beliebte Sache zu Ferienbeginn: einfach mal "Chillen" und sich auf die nächste Mahlzeit freuen.

Landrat Spreen staunt über die "Engelsgeduld" von Claudia Jennen und ihren Helfern, zu denen auch die Küchen-Frauen Astrid Loock und Christel Messing gehören. Wäre er noch Kind, würde er am Fingerhutshof den ganzen Tag mit den Kumpels Fußball spielen.

Für ihn ging der Tag an der Schule Haus Freudenberg weiter. Auch dort herrscht in diesen Tagen Freude. Und die Eltern der geistig und oft schwerstmehrfachbehinderten Kinder sind dankbar für ein paar Pausen bei der Betreuung. Denn Ferien können - für Eltern - auch anstrengend sein.

(RP)
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