Kleve "Zur Jägerruh" - eine "Teilzeit-Kneipe"

Kleve · Ewald und Katharina Angenendt führen eine traditionsreiche Gaststätte in Niedermörmter. Weil das Thekengeschäft sich kaum mehr lohnt, sind Gesellschaften wichtig. Und Jobs für die Betreiber, die sie unabhängig machen.

 Zum Wohle: Ewald und Katharina Angenendt führen die Gaststätte in Niedermörmter.

Zum Wohle: Ewald und Katharina Angenendt führen die Gaststätte in Niedermörmter.

Foto: Evers

Ewald Angenendt hat unter anderem in Berlin und in der Schweiz "Gastronomie gelernt". Die Gaststätte seiner Eltern als Dorfkneipe weiterzuführen hatte er damals eher nicht im Sinn. Aber die Ehefrau wurde kurz nach der Hochzeit chronisch krank, so dass klar war, dass es für sie nicht das Richtige sein würde, Tag für Tag in der Küche zu stehen. So hat sich die Situation anders als geplant entwickelt, und vielleicht existiert die Gaststätte "Zur Jägerruh" in Niedermörmter gerade deshalb noch immer.

Sie muss ihre Betreiber nicht ernähren - sowohl Ewald, als auch seine Frau Katharina haben einen Hauptjob, der es ihnen gestattet, die Kneipe nebenbei zu betreiben. Er fährt für einen Getränkegroßhändler, sie ist Erzieherin. Wochenenden, Vereinsversammlungen und ab und zu eine Familienfeier während der Woche: Dieses Konzept funktioniert bis heute. Kürzlich hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA die Eheleute Ewald und Katharina Angenendt für die 50-jährige Mitgliedschaft im Verband geehrt. Geschäftsführer Thomas Kolaric betonte aus diesem Anlass, es sei den gastronomen aus Niedermörmter gelungen, die "typische Dorfkneipe als kommunikativen Treffpunkt für Vereine, Kegelclubs und Familien in all den Jahrzehnten erfolgreich zu betreiben und für die Gäste attraktiv zu halten."

In Niedermörmter und Umgebung seien die Angenendts bekannt für ihren Tafelspitz und leckere regionale Suppengerichte. "Gemeinschaft erleben, zusammen Spaß haben, aber auch mal über seine Sorgen oder Nöte reden können - bei Ewald und Katharina Angenendt ist das eine Selbstverständlichkeit", stellt Kolaric fest.

Als Dorfkneipe zu bestehen ist heutzutage schwierig. Wenigen Wirten gelingt es, dank schönster Lage ein Ausflugsziel zu sein oder mit gefragten "Events" neue Kunden anzulocken. Wer sich auf den reinen Thekenbetrieb verlässt, "überlebt" auf Dauer nur selten. Dass Ewald und Katharina ihre Gaststätte samt Kegelbahn noch immer donnerstags und sonntags öffnen und immer dann, wenn eine Gruppe sich anmeldet, ist für die Vereine und Clubs ein Glück. "So lange wir können, machen wir weiter", sagt der Wirt, der aber durchblicken lässt, dass vermutlich irgendwann Schluss sein wird, denn Kinder, die eventuell mit der Gastronomie weitermachen könnten, hat das Ehepaar nicht. Einen Käufer für das große Anwesen zu finden werde vermutlich nicht leicht.

Das Lokal "Zur Jägerruh" existiert schon sehr lange. Einst gehörte ein Kohlehandel dazu, ein Baugeschäft, die Bauern aus der Umgebung trafen sich dort zum Biertrinken. Heute zieht die Theke eher wenig, die Vereine nutzen vor allem die Säle, in denen bis zu 100 Leute Platz finden. "Ungefähr dreimal in der Woche ist die Kegelbahn vermietet, Tambourcorps, Karnevalsverein und Sportvereine kommen zu Versammlungen, der Männergesangverein hält bei uns seine Weihnachtsfeier ab", erzählt Angenendt. Viele Sportpokale und Urkunden in Vitrinen und an den Wänden verweisen darauf, dass die "Jägerruh" seit jeher zum Dorfleben Niedermörmters dazugehört. Die Tische im Schankraum sind immer hübsch gedeckt und saisonal geschmückt, spontane Gäste donnerstagabends und sonntagvormittags willkommen. Ansonsten freuen sich Angenendts über angemeldete Gruppen.

(RP)
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