Kleve Zwischen Alltag und Hollywood

Kleve · Ein Multitalent: Katie Freudenschuss gastierte beim Kleinkunstvereien Cinque

Katie Freudenschuss ist Musikerin, Komponistin und Kabarettistin. Sie ist gebürtige Hessin, Halb-Österreicherin mit einem Rest-Schmäh und seit vielen Jahren Wahl-Hamburgerin. Auf der Bühne in der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule zeigt sich ihre ganze Vielfältigkeit: Die selbsternannte "Sachensagerin" singt, schreibt spontan Hymnen, improvisiert mit den Zuschauern, zeigt Gefühle und präsentiert absurde Albernheiten in ihrem Bühnenprogramm "Bis Hollywood is eh zu weit". Notwendig ist sie auch nicht, da sich das Programm nur um eines dreht: Katie Freudenschuss selber. Von Beginn an ist Freudenschuss bemüht, Nähe zum Publikum aufzubauen. Die Kulturfreunde in der Schulaula werden auf niederländisch mit "Goedenavond" begrüßt, um die Nähe zum Nachbarland zu unterstreichen. Auch macht sie deutlich, wie sehr ihr Hollywood-Programm nach Kleve passt; wo sonst baue man schließlich eine Tiefgarage ohne Einfahrt? Die erste Pointe gelingt ihr bei den Ausführungen über ihren Namen. Katie Freudenschuss - so heißt doch niemand? "Das ist natürlich ein Künstlername", erklärt sie.

Ihre Bühne ist schlicht gestaltet: Von schwarzen Vorhängen umgrenzt befindet sich nur ihr Piano und ein Schaukelpferd davor. Der Ausgangspunkt ihres Programms ist die größte Sackgasse ihres Lebens: Als Sängerin des Werbejingles von "Meica Bratmaxe", den sie ertönen lässt, wird sie von der TV- und Radiobranche nicht mehr ernst genommen. Dennoch versucht sie weiterhin einen Weg zum großen künstlerischen Erfolg zu finden. Bei der Partnersuche setzt sie auf Restwürde; die 40-jährige sei "noch knackig, aber schon dankbar".

Weiter stellt sie Schlachtgesänge von Fußballfans vor: "Olé, Olé, Olé, Superdeutschland, olé, olé, olé". Ihre protzige Darbietung regt jedoch niemanden zum Einstimmen an. "Dieser intelektuell eher unaufdringliche Text passt wohl nicht zu euch als gehobenes Bildungsbürgertum", analysiert Freudenschuss treffend. Dass sie Tom Waits "Schiri, we know where your car parks" in den Mund legt und das Lied in die Athmosophäre eines Programms von Deutschlandradio Kultur eingehüllt wird, begeistert wiederrum das Cinque-Publikum. Den stärksten Moment ihres dreistündigen Programms erleben die Zuschauer erst zum Schluss. Nachdem sie dazu aufgefordert hatte, einige Schlagworte zu nennen, die Kleve bestmöglich umschreiben, improvisiert sie spontan einen Song für die Klever zu den Melodien von "Mamor, Stein und Eisen bricht" und "You´ ll never walk alone": Sie kreiert das Bild einer Stadt, in der die kleinen "Schüsterken" morgens aus dem Umland kommen, um Schuhe zu reparieren; in der man stolz auf den "genetischen Sperrbezirk" Schenkenschanz ist und in der die Schwanenburg über allem thront.

(RP)
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