Archäologie 600 Meter durch die Stadtgeschichte

Köln · Ab Mai werden die Bohrpfähle für die Archäologische Zone in die Erde gebracht. Ende 2018 ist die Eröffnung geplant.

Derzeit laufen noch die letzten Ausgrabungsarbeiten direkt vor der Laube des Historischen Rathauses. Ab Mai werden die Bohrpfähle in die Erde gebracht, auf denen später die 50 Zentimeter starke Stahlbetondecke platziert wird, die die Decke über den Ausgrabungen bildet. Im August starten die Arbeiten für die Stahlbetondecke selbst, die statisch so ausgelegt ist, dass sie auch befahren werden kann. Im dritten Quartal sollen dann die Arbeiten an den Stahlelementen beginnen, aus denen das spätere jüdische Museum gebaut wird. Fertig soll der 61,5 Millionen Euro teure Gesamtkomplex Ende 2018 sein, teilt die Stadt Köln mit.

Dann gibt es einen gemeinsamen Eingang gegenüber dem Wallraf-Richartz-Museum für das Museum mit seinen 1600 Quadratmetern Fläche und der Archäologischen Zone, zu der eine Treppe im Museum hinabführt. 600 Meter lang ist der unterirdische Weg durch die Kölner Stadtgeschichte, der bis zum römischen Statthalterpalast, dem Praetorium, unter dem spanischen Bau des Rathauses reicht, das in die Gesamtanlage integriert wird. Die Anlage wird auch ohne Führungen zugänglich sein. Allerdings ist die Bewegungsfreiheit durch die schmalen Stege etwas eingeschränkt. Es soll aber auch Ruhebereiche und Abkürzungsmöglichkeiten geben.

Die Stahlbetondecke liegt auf den freistehenden, 88 Zentimeter dicken Bohrpfählen und aus einer Außenwand aus Bohrpfählen auf. Jede Platzierung im Ausgrabungsfeld wurde genau mit den Archäologen abgesprochen, um so wenig Schaden wie möglich bei den Funden anzurichten. Der unterirdische Raum wird wohl ähnlich gestaltet wie beim bisherigen Weg durch das Praetorium. Dessen Eingang wird dann nur noch als Notausgang fungieren. Im Bereich direkt unter dem Museum wird es keine Stahlbetondecke geben. Durch große Fenster in der Fassade ist dort der Blick in den Underground möglich.

Bei den letzten Grabungen direkt vor dem Rathaus sind die Archäologen auf mittelalterliche und römische Überreste gestoßen, die gerade auch vom Bauzaun am Rathaus einsehbar sind. Gefunden wurden ebenso gut erhaltene Reste eines Saals, der den südlichen Abschluss des Praetoriums bildet. Verbindungen zwischen römischen und mittelalterlichen Epochen gab es auch schon im südlichen Grabungsbereich (Obermarspforten/Unter Goldschmied). "Da wurden auf römischen Fundamenten mittelalterliche Gebäude aufgebaut. Das war ein dynamischer Prozess von An-, Um- und Weiterbauten", sagt Gerry White von der Bodendenkmalpflege.

Zu den Fundstücken der jüngsten Grabungen gehören Teile eines Thoraschreins und des Rednerpults der Synagoge sowie Edelmetall-Teile von Lampen oder Gürteln. "Zum Teil erkennt man auch, wo koscher und wo nicht koscher gegessen wurde", sagt White. Erkennbar ist bei den Ausgrabungen zudem die mittelalterliche Enggasse, die in etwa der heutigen Portalsgasse entspricht. Um den optimalen Schutz der Rathauslaube bei den Bauarbeiten zu gewährleisten, wird das Bauumfeld mit einem Erschütterungsmonitoring per Sensoren überwacht, die sofort gefährliche Schwingungen melden.

Stephan Eppinger

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort